Runderlaß
Erstellt: 05.13
Revision: 05.15
Merkblatt
Beschäftigte und Reisende
Empfehlungen zur Vorbeugung
und Notfallselbstbehandlung
Dr. Gerhard Boecken
Dr. Reinhard Krippner
Malaria-Verbreitung und Infektionsrisiko
Malaria-Risiko für Beschäftigte des Auswärtigen Amtes
6. Verhalten im Erkrankungsfall
Selbstdiagnose mittels Schnelltest und anschließender Selbstmedikation
(„notfallmäßige Selbstbehandlung", „standy-by Therapie")
2. Notfallmäßige Selbstbehandlung ohne vorherige Testung
Medikamente zur notfallmäßigen Selbstbehandlung
Atovaquon plus Proguanil
Artemether plus Lumefantrin
Chloroquin
Insektenabwehrmittel zum Auftragen auf die Haut
Biozidverdampfer/Räucherspiralen (mosquito coils)
Nutzung von Insekten- (Moskito)- netzen
Imprägnierung der Insektennetze
Weitere Maßnahmen zur Insektenabwehr
Atovaquon + Proguanil
Mefloquin
Chloroquin
Schwangere
Patienten mit Vorerkrankungen
Empfehlungen für Auslandstätige bei mehr als 3 Monaten Aufenthalt
2. Medikamente zur Langzeitprophylaxe
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Die folgenden Empfehlungen zur Malaria geben den aktuellen Wissensstand zur
Malariavorbeugung und -notfallselbstbehandlung wieder. Sie beziehen sich auf die
Lebenssituation entsandter Beschäftigter des Auswärtigen Amtes und ihrer Angehörigen in
Malariarisikogebieten sowie dienstreisender Beschäftigter. Sie können insofern von den
Empfehlungen anderer Einrichtungen und Organisationen abweichen.
Nur für den Fall, daß kein Arzt innerhalb von 24 Stunden erreichbar ist (z.B. bei Dienstreisen im
Land) können diese Empfehlungen im Erkrankungsfalle als Anleitung zur Selbstbehandlung
dienen. Dies jedoch nur so lange, bis ein Arzt konsultiert werden kann. Bei Verdacht auf
Erkrankung und nach Einleitung einer Selbstbehandlung sollte immer eine Arztkonsultation
erfolgen. Es ist nicht Sinn dieser Empfehlungen, dies aufzuschieben oder zu ersparen. An allen
Dienstorten des Auswärtigen Amtes in Malariagebieten ist eine Malariadiagnostik innerhalb von
24 Stunden möglich. Siehe hierzu den jeweiligen Dienstortbericht des Regionalarztes.
Eine individuelle Beratung durch den Regionalarzt oder einen Arzt des Gesundheitsdienstes vor
einer geplanten Reise, Abordnung oder Versetzung in ein Malariagebiet ist unerläßlich. Dabei
wird u.a. auf das individuelle Infektionsrisiko, die Medikamentenverträglichkeit,
Vorerkrankungen, Gegenanzeigen und auf Besonderheiten bei Kindern und Schwangeren
eingegangen.
Weiterführende und länderbezogene Informationen zur Malaria und ihrer Verhütung finden sich
auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale
Gesundheit (DTG) unter www.dtg.org/uploads/media/Malaria_2013.pdf.
1. Malaria-Verbreitung und Infektionsrisiko
Das Vorkommen von Malaria wird durch die Umgebungsbedingungen für die übertragende
Stechmücke Anopheles und den Malariaparasiten bestimmt, insbesondere durch Klima und
Umwelt. Mit der Annäherung an den Äquator nehmen die jahreszeitlichen Schwankungen von
Temperatur und Luftfeuchtigkeit ab und das ganzjährige Malariavorkommen zu. Entsprechend
können Malariagebiete in Regionen mit geringem, mäßigem, hohem und sehr hohem
Infektionsrisiko eingeteilt werden (siehe Karte). Unterschiedliche Risiken bestehen auch
zwischen ländlichen und städtischen Gebieten und auch innerhalb der Städte. In Subsahara-Afrika
ist das Risiko auf dem Land durchschnittlich 8mal höher als in Städten. Jedoch besteht auch in
den afrikanischen Großstädten in diesen Hochrisikogebieten ein signifikantes Infektionsrisiko,
welches wiederum in den besseren Stadtvierteln durch örtliche Bekämpfungsmaßnahmen
reduziert sein kann. Aufgrund intensiver Bekämpfung ist die Malaria aus den Großstädten und
bestimmten Regionen Südostasiens und Süd- und Mittelamerikas weitgehend zurückgedrängt,
was sich jedoch auch immer wieder ändern kann.
Oberhalb 1500m Höhe nimmt das Malariarisiko ab. In tropischen Klimazonen kann in
Ausnahmefällen Malaria allerdings bis in fast 3000m Höhe (z.B. Anden) auftreten.
Neben der Malariahäufigkeit spielt auch die Resistenz des Malaria tropica Erregers
Plasmodium falciparum gegen Medikamente eine wichtige Rolle. Diese
Medikamentenresistenzen sind inzwischen weit verbreitet. Am häufigsten findet sich die
Resistenz gegen Chloroquin (z.B. Resochin®, Nivaquine®)*, außerdem auch gegen
Pyrimethamin/Sulfadoxin (z.B. Fansidar®) und in den Grenzregionen Thailands zu Myanmar,
Laos und Kambodscha gegen Mefloquin (z.B. Lariam®, Mephaquin®)* und dort seit Neuestem
auch gegen Artemisinin-Derivate.
Bezüglich der anderen Malariaerreger ist bisher nur bei dem Malaria tertiana Erreger P. vivax in
wenigen Regionen (z.B. Papua Neu Guinea, Irian Jaya/Indonesien, Vanuatu, Myanmar) eine
Resistenz gegen Chloroquin bekannt.
Die unterschiedliche Resistenzlage hat unterschiedliche Empfehlungen zur medikamentösen
Vorbeugung bzw. Behandlung in den verschiedenen Malariaregionen der Erde zur Folge.
Diese werden jährlich aktualisiert und sind auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für
Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) abrufbar ().
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Malariavorkommen und Infektionsrisiko
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
2. Malaria-Risiko für Beschäftigte des Auswärtigen Amtes
Neben den o.g. genannten, weitgehend gleichbleibenden Einflüssen auf das Infektionsrisiko,
bestimmen folgende variable Faktoren das individuelle Malariarisiko:
¾ Aufenthaltsort (Hauptstadt, ländliche Region)
¾ Aufenthaltsdauer (Abordnung, Dienstreise oder Versetzung)
¾ Tätigkeit (nur Büro oder auch im Land unterwegs)
¾ Aufenthalt abends im Freien
¾ Einhaltung von Mückenschutzmaßnahmen
o körperbedeckende Kleidung o Verwendung von mückenabweisenden Hautmitteln (Repellentien) o Mückenschutz in der Unterkunft, Einsatz von imprägnierten Bettnetzen o Einsatz von Insektiziden
¾ Einnahme einer medikamentösen Malariaprophylaxe
¾ Lebensalter (Kind oder Erwachsener)
¾ Schwangerschaft
¾ Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme
Exkurs
Eine Nachuntersuchung zu Malariaerkrankungen und Vorbeugeverhalten
entsandter Beschäftigter des AA und Familienangehörige in Zentral- und
Südwestafrika im Jahr 2003 ergab, daß von den Befragten
¾ 1% für die gesamte Dauer des Aufenthalts vorbeugend Malaria-
Medikamente einnahmen
¾ 18% bestätigt während ihres Aufenthaltes an Malaria erkrankten
¾ 1/3 dieser Erkrankten Kinder waren
¾ 77% keinen adäquaten Hautschutz gegen Moskitostiche betrieben
Die niedrige Rate der medikamentösen Malariaprophylaxe wurde erklärt durch
die Abneigung gegen eine regelmäßige Medikamenteneinnahme und die Sorge
vor Nebenwirkungen.
Selbst unter Berücksichtigung eventueller inkorrekter Labordiagnosen muß
man feststellen, daß die Zahl dieser potentiell tödlichen Erkrankung,
insbesondere auch die der Kinder, untolerierbar zu hoch lag.
Die Erfahrung der Regionalärzte zeigt, daß Malaria nicht selten nach Strandaufenthalten oder
Reisen im Land auftritt, die mit längeren abendlichen Aufenthalten im Freien und/oder
Übernachtung in einfachen Unterkünften ohne adäquaten Mückenschutz verbunden sind.
Das Risiko von Malariaerkrankungen ließe sich, selbst wenn keine Bereitschaft zur
medikamentösen Dauerprophylaxe besteht, unter Anwendung einer konsequenten
Moskitostichvorbeugung oder Einsatz einer Kurzzeit-Prophylaxe sicher deutlich senken.
Das Malariarisiko jedes einzelnen Beschäftigten läßt sich in einer Beratung mit
Ärzten des Gesundheitsdienstes oder anderen erfahrenen Tropenmedizinern
besprechen, in der alle individuellen Faktoren berücksichtigt werden.
Die medikamentöse Malariaprophylaxe wird bei Aufenthalt im Gastland (dienstlich
und privat) und bei Dienstreisen durch den Regionalarzt oder den
Gesundheitsdienst kostenfrei zur Verfügung gestellt.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
3. Malaria-Erkrankung
Malaria wird durch einzellige Erreger verursacht, die von bestimmten Stechmücken (Anophelen) übertragen werden. Fünf Erregertypen führen beim Menschen zur Erkrankung:
1. Malaria tropica durch Plasmodium falciparum (in Afrika bis > 90 %)
lebensbedrohlich durch „Gehirn-Malaria", Nierenversagen etc.
2. Malaria tertiana durch P. vivax und 3. P. ovale
selten lebensbedrohlich, jedoch trotzdem sehr unangenehm
4. Malaria quartana durch P. malariae – nicht lebensbedrohlich
5. Malaria knowlesi durch P. knowlesi, lebensbedrohlich
Nach Stich durch eine infizierte Mücke kommt es zunächst zur Vermehrung des Malariaerregers in der Leber. Diese Zeitspanne der Infektion ist asymptomatisch. Aus der Leber heraus werden die roten Blutkörperchen befallen, hier erfolgt eine erneute Erregervermehrung. Das Ausschwemmen der Erreger ins Blut nach Platzen der befallenen roten Blutkörperchen erzeugt meist das erste Fieber. Durch die im weiteren Verlauf stattfindende Verstopfung der kleinen Blutgefäße in den Organen durch die erregerhaltige Blutkörperchen und die Parasiten selbst kommt es schließlich zu den gefürchteten Symptomen und Komplikationen der Malariaerkrankung.
Der komplizierte Malariazyklus
Die Malaria ist eine Berufskrankheit und sollte immer sicher und nachvollziehbar
diagnostiziert und dem Arbeitgeber über den Regionalarzt gemeldet werden.
Auch nach einer Behandlung können für eine bestimmte Zeit Malaria-Antikörper in einer
Serumprobe des Betroffenen festgestellt und die Erkrankung damit im Nachhinein bestätigt oder
auch ausgeschlossen werden.
Eine rechtzeitig und richtig behandelte Malaria-Erkrankung heilt folgenlos aus.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
4. Malaria-Symptome
Die Malariaerkrankung ist ein Chamäleon! Kein Symptom allein ist für Malaria
typisch. Hinter jedem Symptom mit Fieber oder einer „Grippe" kann sich nach
Exposition in einem Malariagebiet eine lebensgefährliche Malaria verbergen !!
Ein Virusinfekt, die Vorboten eines Magen-Darm-Infektes, eine beginnende Leberentzündung
(Hepatitis), ein Typhus und viele andere Infektionskrankheiten können entsprechende
Beschwerden und Symptome auslösen und umgekehrt kann eine Malaria diese Erkrankungen
vortäuschen.
Exkurs
Oft glauben „alte Tropenhasen", „ihre Malaria" zu kennen. Manchmal wird
jedoch gefährliches Halbwissen offensichtlich. Irrglaube über eine erworbene
Halbimmunität, unkontrollierte oder falsche Selbstmedikation ohne vorherige
Diagnostik, unnötige oder verzögerte Therapie, Horrorgeschichten über
Prophylaxe-Nebenwirkungen sind die Folge und können im Einzelfall zu
lebensbedrohlichen Krankheitsverläufen führen.
Leider ist oft auch das Vorgehen lokaler Ärzte bzgl. der Malaria ein anderes. Die
Wahrnehmung der Malaria als „Volkskrankheit" und andere, auf die lokale,
halbimmune Bevölkerung abgestimmte Behandlungsverfahren werden auf nicht-
immune Entsandte übertragen. Übertherapie (jedes Fieber wird als Malaria
therapiert), andere u. U. verkürzte Behandlungen oder in Deutschland nicht mehr
zugelassene Medikamente werden eingesetzt.
Folgende Symptome kommen bei Malaria vor:
¾ Fieber (bei Europäern meistens, ca. 85% der Fälle), Schüttelfrost
¾ Kopfschmerzen, Gliederbeschwerden, Abgeschlagenheit, Appetitverlust
¾ Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bauchbeschwerden (insbesondere bei Kindern)
¾ trockener Husten
Zeichen einer schweren Malaria (zusätzlich zu den o.g. Symptomen) sind:
¾ getrübtes Bewußtsein, Verwirrtheit, Bewußtlosigkeit
¾ Kreislaufstörungen, -kollaps
¾ Gelbsucht
¾ Atemstörungen, Atemnot
¾ sehr geringe oder keine Urinausscheidung
¾ Hautblutungen
Schwere Malaria tropica: zahlreiche Falciparum-Parasiten (Ringe) in roten Blutkörperchen
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
5. Malaria-Inkubationszeiten (Zeit nach der Infektion bis zum Auftreten von Symptomen)
Die Malaria ist eine in verschiedenen Zyklen, in einem komplexen Zusammenspiel zwischen Mücke, Parasit und Wirt ablaufende Infektionskrankheit. Nach einem infektiösem Mückenstich kann eine Erkrankung frühestens 6 Tage, durchschnittlich nach 10-13 Tage oder auch später nach Einreise in das Malariagebiet auftreten. D. h., bei erstmaliger Einreise in ein Malariagebiet ist eine fieberhafte Erkrankung frühestens nach 6 Tagen als malariaverdächtig anzusehen. Frühere Temperaturerhöhungen haben daher oft eine andere Ursache, häufig eine beginnende, fieberhafte Darminfektion. Unter Einnahme einer nicht vollständig wirksamen, medikamentösen Prophylaxe (z.B. durch Einnahmefehler oder seltener, durch resistente Malariaerreger) kann das Auftreten von Beschwerden verzögert sein.
Exkurs
Gelegentlich wird von „alten Tropenhasen" angenommen, daß Mückenstiche
immer bemerkt werden müssen und im Umkehrschluß festgestellt, daß es keine
Mücken gibt, wenn man keine Stiche spürt und damit auch keine Prophylaxe
betreiben muß. Das ist jedoch so nicht richtig. Es gibt Mücken, deren Stiche
unbemerkt verlaufen, da die injizierten Speichelsubstanzen der Mücke (die die
Stichreaktion provozieren) aus verschiedenen Gründen individuell nicht reaktiv
wirken.
Auch nach Verlassen des Malariagebietes kann weiterhin eine Malariaerkrankung auftreten,
insbesondere dann, wenn keine Chemoprophylaxe eingenommen wurde.
Die gefährliche Malaria tropica tritt meist innerhalb von 3 Monaten nach Ausreise auf, danach
wird sie ziemlich unwahrscheinlich. Malaria tertiana und M. quartana können jedoch noch
länger nach Ausreise auftreten meist innerhalb 1 Jahres, aber in Einzelfällen auch noch bis zu 5
Jahren.
Im Falle einer Malariaerkrankung aus Südostasien (Malaysia, speziell Borneo; Philippinen,
Myanmar, Thailand) ist an die Möglichkeit einer Infektion mit Plasmodium knowlesi zu denken,
ursprünglich Erreger einer Affenmalaria, der in der letzten Zeit in den genannten Gebieten auch
beim Menschen auftreten kann. Dieser Parasit verursacht wegen der kurzen Zyklusdauer von 24
Stunden eine sich rasch entwickelnde, schwere Malaria.
Bei jeder fieberhaften Erkrankung nach Aufenthalt in einem Malariagebiet sollte der
behandelnde Arzt darauf hingewiesen werden!
Exkurs
Immer wieder wird auch die Frage gestellt, einmal Malaria – immer Malaria?
Botschaftsangehörige haben angeblich 3-4 mal innerhalb von 1-2 Monaten
Malaria gehabt bzw. die Malaria sei trotz wiederholter Behandlung mit wirksamen
Medikamenten immer noch nachweisbar. Fest steht, daß eine richtig
diagnostizierte und behandelte Malaria tropica ausgeheilt werden kann. Nur der
erneute Stich einer Malariamücke kann dann zu einer erneuten Erkrankung führen.
Nicht mehr wirksame Medikamente (z.B. Resochin oder Fansidar in Afrika) können
natürlich die Erkrankung nicht heilen. Zum anderen müssen häufig Zweifel an der
Richtigkeit der Malariadiagnose geäußert werden. Wie oben schon gesagt, wird
dem Europäer schneller eine Malaria „angehängt", weil man nichts falsch machen
will. Andererseits sind viele Labore (und leider auch die Laboranten) schlicht und
einfach schlecht und die Diagnose ist nicht korrekt.
Malaria tertiana und Malaria quartana können, falls sie nicht von vorneherein
richtig behandelt werden, in Einzelfällen zu Späterkrankungen führen. Diese sind
jedoch mit speziellen Malariamedikamenten dann auch endgültig behandelbar.
Immer wiederkehrende Malariaanfälle ("Rußlandmalaria") nach Verlassen des
Malariagebietes gehören heutzutage in das Reich der Märchen.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
6. Verhalten im Erkrankungsfall
Bei Auftreten oben genannter Beschwerden während oder nach einem Aufenthalt in einem
Malariagebiet sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden.
Durch die klinischen Krankheitserscheinungen kann die Diagnose "Malaria" weder sicher gestellt
noch ausgeschlossen werden. Dies ist nur durch den Nachweis von Parasiten oder
Parasitenbestandteilen im Blut möglich. Daher sollte vor einer Therapie immer eine
Diagnostik erfolgen.
Wichtig ist auch, daß immer ein Thermometer (gehört in jede Reiseapotheke!) verfügbar ist, um
die Höhe der Körpertemperatur zu objektivieren und ggf. den Verlauf zu kontrollieren.
Wichtigste Untersuchung: Nachweis bzw. Ausschluß von Malariaparasiten im Blut
Die Standarduntersuchungen ist der sog. „Dicke Tropfen" und der
„Ausstrich" (franz. „goutte épaisse", „frotti", engl. „thick film", „thin
film"). Der Dicke Tropfen ist ein Suchtest, da er auch geringere
Parasitenmengen im Blut entdeckt, der Ausstrich dient der
Speziesdiagnostik.
Manche Laboratorien, so auch der Gesundheitsdienst in der Zentrale und
die Regionalarztstellen, verfügen zudem über weitere Diagnostik, z.B. die
QBC–Methode. Außerdem sind die sog. Schnelltests, die keines Mikroskops bedürfen inzwischen
weit verbreitet. Ihre Empfindlichkeit liegt bei annähernd 100 %, d.h. sie zeigen mit hoher
Wahrscheinlichkeit, jedoch nicht in jedem Fall eine Malaria an. Sie können die Sicherheit der
Malariadiagnose erhöhen, wenn die mikroskopische Blutuntersuchung mit einem Schnelltest
kombiniert wird und sind allemal besser als eine schlechte mikroskopische Diagnostik.
Bei zunächst fehlendem Nachweis einer Malaria muß bei Fortbestehen des Verdachts die
Malariadiagnostik nach 24 Stunden wiederholt werden, eventuell auch noch am Folgetag. Unter
nicht korrekt eingenommener oder wenig wirksamer, älterer medikamentöser Prophylaxe kann
die Parasitenzahl evt. sehr gering sein.
Ein Problem stellen in Subsahara-Afrika in vielen Hauptstädten die immer wieder von den
Regionalärzten nachgewiesenen, falschen Malariadiagnosen einzelner lokaler Labore und
Klinken dar.
Trotzdem gilt: Wenn eine Malaria mittels Blutuntersuchung diagnostiziert wurde und keine
weitere Bestätigung möglich ist, ist in jedem Fall eine Behandlung durchzuführen.
geplatztes rotes Blutkörperchen mit Malariaparasiten
Sollte in einem besonderen Fall kein Arzt bzw. eine Diagnostik innerhalb von 24 Stunden
erreichbar sein, kann folgende Vorgehensweise aufgezeigt werden:
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
1. Selbstdiagnose mittels Schnelltest und anschließender Selbstmedikation
(„notfallmäßige Selbstbehandlung", „standy-by Therapie")
Der Malaria-Schnelltest wird von Beschäftigten immer wieder nachgefragt. Die verfügbaren Tests haben eine rasche, aber eben auch nur eingeschränkte Aussagekraft. Grundsätzlich wird er für Laien zur Selbstdiagnose von der deutschen tropenmedizinischen Fachgesellschaft nicht empfohlen. Eine Ausnahme ist vorstellbar bei Personen mit ausreichenden Kenntnissen über den Test und geübter, sicherer Handhabung des Tests bei Reisen ins Landesinnere mit erschwertem Zugang zu einem Arzt bzw. Labor. Probleme bei der Selbstdiagnose mittels Malaria – Schnelltest sind z.B.: ¾ Anwendungsfehler, die ein falsches Ergebnis nach sich ziehen. ¾ ein negatives Ergebnis schließt Malaria nicht immer aus. Bei Anhalten der Beschwerden ist
eine Wiederholung spätestens im Abstand von 24 - 48 Std. notwendig.
¾ das verspätete Aufsuchen eines Arztes, weil man sich aufgrund eines falsch negativen
Testergebnisses in Sicherheit wiegt bzw. eine andere gravierende Erkrankung hat, kann lebensgefährlich sein.
Malaria - Schnelltests*
2. Notfallmäßige Selbstbehandlung ohne vorherige Testung
Die Selbstbehandlung mit Malariamedikamenten ohne entsprechenden Bluttest kommt
insbesondere bei Personen, die bereits länger in Malariagebieten leben, viel zu häufig vor. Der
Grund ist hierfür meist Bequemlichkeit einen Arzt aufzusuchen bzw. einen Malariatest
durchführen zu lassen und das gefährliche Halbwissen über die eigenen Symptome und die
Erkrankung im Allgemeinen.
An allen Dienstorten des Auswärtigen Amtes in Malariaendemiegebieten ist eine
Malariadiagnostik innerhalb von 24 Stunden möglich. Siehe hierzu den jeweiligen
Dienstortbericht des Regionalarztes.
Deshalb gilt:
Nur falls kein Arzt oder keine Diagnostik innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der
malariaverdächtigen Symptome erreichbar sind, kann eine Selbstbehandlung gegen
Malaria durchgeführt werden, sofern keine Gegenanzeigen vorliegen.
Nach jeder, auch erfolgreichen Selbstbehandlung ist eine ärztliche Kontrolle dringend
angeraten!
Da im Falle einer Notfallselbstbehandlung der Erreger nicht bekannt ist, sollte immer eine
Malaria tropica-Infektion angenommen und entsprechend mit Riamet®/Coartem®* oder
Malarone/Malanil®* sowie in bestimmten Regionen mit Resochin®* (s.u.) behandelt werden.
Mefloquin (Lariam®*) ist grundsätzlich auch geeignet, wegen der nebenwirkungsärmeren
Alternativen aber zur Selbstbehandlung nicht mehr vom Gesundheitsdienst empfohlen.
Bei Erbrechen nach Einnahme des Malariamedikamentes gilt:
¾ innerhalb 30 Minuten nach Gabe: erneut volle Dosis des Medikamentes ¾ 30 bis 60 Minuten nach Gabe: erneut halbe Dosis des Medikamentes ¾ nach 60 Minuten: Malariamedikament gilt als aufgenommen
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Exkurs
Häufig finden sich an den Dienstorten eine Vielzahl von Malaria-Medikamenten
auf dem Markt. Einige werden entgegen der WHO-Empfehlung vielfach als
Monosubstanz eingesetzt, z.B. die Artemisinin–Abkömmlinge Dihydroartemisinin,
Artesunat, ß-Artemether, Arteether, als Handelsnamen Arinate®, Arsumax®,
Artesunate®, Artenam®, Malaxin®, Plasmotrim®.
Von deren Einsatz ist abzuraten, auch wenn lokale Ärzte diese verschreiben. Sie
müssen immer in Kombination mit einem weiteren Malariamedikament verwendet
werden (sog. Artemisinin combinated therapy ACT). Hierfür eignen sich
Mefloquin, Atovaquon/Proguanil oder Doxycyclin.
Weiterhin finden sich andere ältere Medikamente in den Apotheken vor Ort, die in
Deutschland nicht zugelassen (oder längst vom Markt sind), zur Therapie nicht-
immuner Europäer nicht geeignet oder u.U. mit schweren Nebenwirkungen
behaftet sind. Von deren Gebrauch zur Notfallselbstbehandlung muß ebenfalls
dringend abgeraten werden. Dazu gehören u.a. Amodiaquin (z.B. Camoquine®,
Flavoquine®), Sulfadoxin plus Pyrimethamin (z.B. Fansidar®, Maloxin®),
Sulfadoxin plus Pyrimethamin plus Mefloquin (Fansimef®), Dapsone plus
Pyrimethamin (z.B. Maloprim®).
Bekannt ist, daß ein hoher Prozentsatz der
Medikamente in Afrika gefälscht sind, sie
enthalten keinen oder weniger Wirkstoff. Der
Gesundheitsdienst des Auswärtigen Amtes
versorgt seine Auslandsvertretungen in den
Malariarisikogebieten bei Bedarf und nach
Rücksprache mit dem Regionalarzt mit
Präparaten zur Notfallselbstbehandlung und
zur Kurzzeitprophylaxe. Eine Versorgung mit
Medikamenten über lokale Apotheken ist für
Beschäftigte des Auswärtigen Amtes nicht
erforderlich und wird auch nicht empfohlen,
konfiszierte Fälschungen
besonders wenn Herkunft und Qualität der Medikamente zweifelhaft sind.
3. Medikamente zur notfallmäßigen Selbstbehandlung
Atovaquon + Proguanil
Dosierung
ab 40 kg: je 4 Tabl.
Malarone®
31-40 kg: je 3 Tabl.
¾ Einnahme mit Mahlzeit oder Milchprodukten
Malanil Tablets®
21-30 kg: je 2 Tabl.
¾ Notfall-Selbstbehandlung mit Malarone nur, wenn mit
(250 mg Atovaquon 11-20 kg: je 1 Tabl.
diesem Medikament nicht bereits eine
+ 100 mg Proguanil) an Tag 1, 2, 3 einmal
Malariaprophylaxe durchgeführt wurde!
zur gleichen Tageszeit
¾ Für die Anwendung während der Schwangerschaft
und in der Stillzeit liegen für Malarone® keine
Malarone junior®
ausreichenden Erfahrungen vor. Einsatz nur unter
Malanil Paediatric
9–10 kg: je 3 Tabl.
strenger Risikoabwägung und Beratung durch den
tablets®
5-8 kg: je 2 Tabl
(62,5 mg Atovaquon an Tag 1, 2, 3 einmal
¾ Nebenwirkungen: Übelkeit, Verdauungsstörungen,
+ 25 mg Proguanil)
zur gleichen Tageszeit
für 5- 10 kg KG
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
ß-Artemether + Lumefantrin
Dosierung
Erwachsene
zu Beginn Einmaldosis ¾ Einnahme immer mit Nahrung mit 4 Tabl., dann nach
¾ in DEU nur für Malaria tropica (P. falciparum)
8, 24, 36, 48, 60 Std.
zugelassen, wird in anderen Ländern auch für
nach Therapiebeginn
Mischinfektion mit anderer Malariaart verwendet.
¾ Nebenwirkungen: Verdauungsstörungen,
(= 24 Tabl. Gesamtdosis)
Kopfschmerzen, Schwindel Alpträume, Angst-
Riamet®
Dosierung Kinder
gefühle, Unruhe, Erregung, Konzentrationsmangel
¾ In Europa Zulassung zur Behandlung ab 5 kg
Körpergewicht. In Afrika werden bereits auch
Coartem® 20/120
kleinere Kinder damit behandelt. Dies liegt jedoch in
(in Afrika/Asien)
der Verantwortung des behandelnden Arztes.
¾ Für die Anwendung während der Schwangerschaft
(20 mg Artemether
und in der Stillzeit liegen keine ausreichenden
+ 120 mg Lumefantrin) dann nach
Erfahrungen vor.
8, 24, 36, 48, 60 Std.
¾ Evt. Wechselwirkungen mit Grapefruitsaft,
nach Therapiebeginn
Erythromycin, Ketoconazol, Cimetidin, Metoprolol,
jeweils gleiche Dosis
Imipramin, Amytryptilin.
(= 18/12/6 Tabl. Gesamtdosis) ¾ Bei QTc-Verlängerungen im EKG ist das Mittel
Chloroquin (CQ)
Dosierung
Erwachsene
¾ Vorsicht: Die 250mg-Tablette enthält 150-
Resochin®,
zu Beginn Einmaldosis
Nivaquine® u.a.
mit 4 Tabl. (= 600mg Base)
¾ Zur Therapie nur geeignet gegen
dann nach 6, 24, 48 Std
o Malaria tertiana (P. vivax, P. ovale,
je 2 Tabl. (=300mg Base)
Ausnahmen: P. vivax in Papua Neu
Chloroquin-Base =
(= 10 Tabl. Gesamtdosis
Guinea, Irian Jaya, Vanuatu, Myanmar)
oder 1500mg Base)
o Malaria quartana (P. malariae)
o CQ empfindliche Malaria tropica (P.
Dosierung
falciparum) in Mittelamerika u. Karibik
¾ Nach der Behandlung einer Malaria tertiana
zu Beginn Einmaldosis mit
mit sollte, aber nur nach Rücksprache mit
10 mg/kg KG Base
einem Tropenmediziner zur Verhütung eines
dann nach 6, 24, 48 Std
Rückfalls aus in der Leber ruhenden
Resochin Junior®
Parasiten noch mit dem Medikament
(= 25mg/KG Chloroquin
Primaquin (PQ) behandelt werden.
(50mg Chloroquin-Base Base Gesamtdosis).
¾ In Asien, Afrika und Südamerika sollte CQ
Dosierungsbeispiele für
wegen weit verbreiteter Resistenz des
Malaria tropica Erregers nicht mehr zur
Behandlung eingesetzt werden.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
III. Malaria-Verhütung durch Schutz vor Mückenstichen
Malariaprophylaxe bedeutet heute nicht mehr nur alleine, regelmäßig Medikamente als
Chemoprophylaxe zu schlucken und damit über einen sicheren Schutz vor einer Infektion zu
verfügen. Einige Medikamente, die lange Jahre bei regelmäßiger Einnahme einen Ausbruch der
Malaria sicher verhindert haben, schützen heute nicht mehr ausreichend, z.B. Resochin®. Die
Parasiten sind teilweise resistent geworden! Diese Situation wird sich in Zukunft weiter
verschlechtern, da selbst neu eingeführte Antimalariamittel nach kurzer Zeit Resistenzen unter den
Erregern erzeugt haben.
An vorderster Stelle stehen deshalb heute Maßnahmen die verhindern sollen, daß eine
infizierte Mücke und andere Überträger von Infektionskrankheiten zum Stich oder Biß
kommen und damit Erreger übertragen. In Kombination und richtig angewandt reduzieren diese
im folgenden aufgeführten Maßnahmen die Übertragungswahrscheinlichkeit um über 90%!
Malaria übertragende Mücken (graubraune Anopheles Moskitos) stechen bis auf ganz wenige
Ausnahmen nur zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang. 90% der Malariainfektionen
werden zwischen 22:00 Uhr und 02:00 Uhr übertragen. In dieser Zeit ist deshalb erhöhte Vorsicht
angebracht und z.B. der Aufenthalt im Freien auf das notwendige Minimum zu beschränken.
Häufig ist auch die Wirkung eines eventuell benutzten Repellents schon abgeklungen. Dies macht
die Wichtigkeit der Benutzung von Moskitonetzen deutlich.
Malariamücke in typischer Haltung bei der Blutmahlzeit
Folgende Maßnahmen zum Mückenschutz sind zweckmäßig:
1. Insektenabwehrmittel zum Auftragen auf die Haut
Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl verschiedenster Mittel. Bislang haben sich Mittel auf der Basis von Diethyltoluamid (= DEET) und Icaridin (Bayrepel®)* weltweit am besten bewährt. Sie sind die beiden einzigen, wissenschaftlich am besten getesteten Substanzen, die eine ausreichende Wirkung gegen Moskitos und andere Überträger (Zecken, Milben etc.) gewährleisten. z.B.*
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
DEET
Lange Zeit war DEET (z.B. Nobite®)* das Repellent mit der am besten nachgewiesenen
Wirksamkeit. Es hat jedoch den Nachteil, Kunststoffe anzugreifen. Es ist darauf zu achten, daß
man die Substanz DEET nicht mit Plastikteilen (z.B. Uhren) in Kontakt bringt, da das
Oberflächenmaterial sonst matt wird. Abhängig von der Konzentration ergibt sich folgende
Schutzdauer (beeinflußt durch Aktivität, Schwitzen, individuellen Faktoren):
DEET 20 %: 1–3 Stunden, 30 %: bis 6 Stunden, 50 %: bis 12 Stunden
Konzentrationen unter 20% sind nicht zu empfehlen, über 50% bringen keine zusätzliche
Schutzwirkung mehr. Je geringer also die Konzentration, desto öfter muß wieder aufgetragen
werden. Bei längerer und hochkonzentrierter Nutzung können Hautreizungen,
Leberwertveränderungen und Störungen des Nervensystems verursacht werden.
Icaridin (auch Picaridin, Bayrepel)
Das neuere Repellent Icaridin (z.B. Autan Active®, Nobite Haut Sensitive®)* hat eine dem
DEET vergleichbare repellente Wirkung. Die perkutane systemische Aufnahme von Icaridin ist
geringer als die von DEET. Es ist besser kunststoffverträglich. Niedrigere Konzentrationen als
20% sind nicht zu empfehlen.
DEET und Icaridin sind auch für Schwangere, stillende Mütter und Säuglinge mit
Einschränkungen zur Anwendung geeignet. Jeweilige Packungsbeilage beachten.
Vorsicht: Ätherische Öle und Sonstiges
Eine sehr unterschiedliche repellente Wirkung findet sich bei verschiedenen ätherischen
Naturölen wie auch Zitronellenöl. Verschiedene Zusammensetzungen werden verwendet. Der im
Lemon Eucalyptus Oil vorkommende Stoff PMD (p-Menthan 3,8 diol) hat eine nachgewiesene
aber nur kurze repellente Wirkung.
Die Wirkkomponenten (z.B. Eukalyptus, Melisse, Nelken) gaukeln oft nur eine vermeintliche
"rein pflanzliche" und damit natürliche und gute Verträglichkeit vor. Da für die in Deutschland
erhältlichen Eukalyptusöl-Repellentien keine Wirksamkeitsstudien vorliegen, muß von deren
Gebrauch abgeraten werden.
Mit steigender Zahl der Inhaltsstoffe steigt auch das Risiko von Unverträglichkeitsreaktionen der
Haut. In mehreren Testreihen wurden allergische Hautreaktionen mit Pusteln und Juckreiz – u.a.
im Zusammenwirken mit UV-Licht - und zum Teil auch eine starke Geruchsbelästigung
beobachtet. Darüber hinaus zeigen sich diese Mittel entweder komplett unwirksam oder aber nur
sehr kurzfristig (< 1 Stunde).
Von einer Verwendung von Mückenschutzmitteln aus diesen Substanzklassen muß daher klar
abgeraten werden. Gleiches gilt auch für auf Kokosöl-, Soja, oder Rapsgrundlage hergestellte
Repellentien. Sie sind, ebenso wie Fackeln und Teelichter, die als Wirkstoff ätherische Öle oder
einen Auszug daraus enthalten, ohne Wirkung.
Völlig wirkungslos sind auch Repellent-Armbänder, Vitamin B1 oder B6–Einnahme,
Knoblauchkonsum, Lichtfallen, Ultraschallgeräte, Zitronella –Kerzen, Tea tree oil.
Anwendungshinweise
¾ Benutzten Sie keine Mittel, die nicht die o.g. Substanzen enthalten.
¾ Wiederholt auf alle freien Körperstellen dünn auftragen (Haut nicht tränken),
spätestens alle 2 – 4 Stunden, bei starkem Schwitzen auch öfter.
¾ Kontakt der Mittel mit Augen und Mund vermeiden und Mittel von den
Handflächen abwischen. Repellentien nicht auf Kinderhände geben!
¾ Alle frei liegenden Hautbereiche einreiben, vor allem die Knöchelregion und
den Nacken, da diese besonders gefährdet sind.
¾ Kein Auftragen auf Wunden oder Ekzeme
¾ Bei Verwendung von Sonnenschutzmitteln für die Haut sollte zuerst das
Sonnenschutzmittel einziehen und anschließend das Repellent aufgetragen
werden.
¾ Verwenden Sie heimische Produkte, da bedenkliche Wirkstoffkonzentrationen
in Produkten anderer Länder nicht immer auszuschließen sind
¾ Da Unverträglichkeiten nicht unbedingt gegen den Wirkstoff bestehen, sondern
gegen die Lotiogrundlagen, ist bei allergischen Reaktionen in manchen Fällen der Wechsel zu einem Mittel mit anderer Rezeptur hilfreich.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
2. Insektenvertilgungsmittel (Insektizide)
Permethrin (ursprünglich ein Pflanzenprodukt) und andere synthetische Pyrethroide haben eine schnelle „Knock-down" Wirkung, d.h. die Mücken werden bei Kontakt gelähmt. Pyrethroide gehören zu den Insektiziden mit der niedrigsten Toxizität für den Menschen und guter Abbaubarkeit in der Natur (2-48 Std). Pyrethroide finden Verwendung in Raumsprays, Moskito– Räucherspiralen, zur Imprägnierung von Bettnetzen und von Kleidungsstücken.
Moskitosprays sind zur Mückenbeseitigung in Wohnräumen und insbesondere in Hotelzimmern bei Übernachtungen auf Reisen zu empfehlen. Eine Sprühaktion sollte vorzugsweise kurz vor Eintritt der Dämmerung stattfinden und insbesondere die Rastplätze der Mücken (z.B. unter Bett, Tisch, hinter Schrank, Vorhängen etc.) einbeziehen und auch angrenzende Räume oder ein Badezimmer nicht vergessen. Dazu sollten auch alle Fenster geschlossen werden. Das Zimmer mit 1-2 kurzen Sprühstößen nach oben gerichtet aussprühen und es dann verlassen. Nach Rückkehr Insektennetz aufhängen und ggf. die Klimaanlage bis zum Zubettgehen anlassen.
3. Biozidverdampfer/Räucherspiralen (mosquito coils)
Elektrische Biozidverdampfer verbreiten als Wirkstoff ein Insektizid, das sich langsam im Raum verteilt. Sie sollten nur bei starker Insekten-Belastung eingesetzt werden (Wirkungseintritt nach etwa 1 Stunde nach dem Einschalten). Bei empfindlichen Personen können Reizungen der Augen, der Haut und der Luftwege auftreten. Die Anwendung sollte nur erfolgen, wenn sich niemand im Raum aufhält. Gut getestet wurden Paral Mückenmobil (Transfluthin) und Nexalotte (Allethrin, Piperonylbutoxid). Verdampfer ätherischer Öle zeigen keine hinreichende Wirkung.
Räuchermittel (z.B. gepreßte, spiralförmig abbrennende Insektizide, "mosquito coils") haben grundsätzlich das gleiche Risiko wie o.g. Verdampfer sind aber weniger wirksam. Sie sollten nur im Freien verwendet werden. Windabgewandt um Personengruppen herum, vor Türen und Fenster plaziert oder unter dem Tisch sind sie jedoch gut einsetzbar. Es gibt speziell konstruierte Halterungen, in denen die Spiralen geschützt abbrennen können und auch darin z.B. aufgehängt werden können.
Wenig oder gar nicht geeignet sind:
¾ UV-Lichtfallen. Die wenigsten Mücken lassen sich durch UV-Licht wegfangen. Im
Gegenteil, UV-Licht enthält die biologische Information "freies Flugfeld", so daß sich die Mücken in solchen Räumen u.U. sogar anreichern können. Viele harmlose Insekten wie Falter fallen ihnen aber zum Opfer.
¾ Ultraschallgeräte. Diese sind in der Regel völlig wirkungslos. Die Simulation der
Flugfrequenz ist artspezifisch und es ließe sich im Prinzip, vorausgesetzt es würde überhaupt funktionieren, nur jeweils eine bestimmte Mückenart fernhalten.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
4. Nutzung von Insekten- (Moskito)- netzen
Die Schutzwirkung von Bettnetzen zur Malariavorbeugung ist unumstritten. Die in Afrika am häufigsten vorkommende Malariamückenart hat z.B. ihre größte Stechaktivität nach Mitternacht, wenn die Wirkung eventuell am Abend verwendeter Repellentien in der Regel schon nachgelassen hat. Bettnetze sind daher selbst für Schlafräume mit Moskitogittern an den Fenstern anzuraten, da sich das Eindringen von Malariamücken ins Haus nie sicher verhindern läßt. Es werden im Expeditionsbedarf die verschiedensten Formen
und Maße angeboten. Eine Auswahl zeigt das u.a. Bild. Die Maschendichte ist proportional zur Effektivität. Je kleiner sie ist, desto wirksamer sind die Netze, desto geringer ist aber auch der Schlafkomfort in tropisch-heißen Nächten.
Um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein, sind Moskitonetze insbesondere auch für Reisen dringend zu empfehlen. Es empfiehlt sich, je nach Reisestil oder Einsatz, ein Insektennetz von zu Hause mitzunehmen. Wenn ein Insektennetz vom Hotel gestellt wird, sollte es sorgfältig auf Löcher untersucht werden. Im Zweifelsfall ist das eigene zu benutzen.
Selbsttragende, wie Zelte aufzubauende Netze stellen eine praktische Alternative dar, die auf jedes Hotelbett aufgestellt werden kann. Die selbsttragende Kuppelzeltkonstruktion mit Fiberglasgestänge und Reißverschluß wehrt zuverlässig Mücken ab, der feste Boden Kriechtiere aller Art.
Anwendungshinweise
Insektennetze sind ein sicheres Präventionsmittel, wenn sie korrekt angewendet
werden:
¾ Sie müssen so aufhängt oder aufbaut werden, daß man im Schlaf nicht das
Netz mit ungeschützten Körperteilen berührt. Die Insekten stechen sonst hindurch.
¾ Das Netz muß unter der Matratze eingeschlagen werden oder zumindest gut
auf dem Boden aufliegen (z.B: eingenähte Bleikante), um Lücken zu verhindern. Man darf keine freien Öffnungen lassen.
¾ An ausreichende Mitnahme von Befestigungsschnüren denken. Es ist oft
schwierig, im Zimmer oder Zelt genügend Aufhängevorrichtungen zu finden.
¾ Tagsüber das Netz dicht halten oder einwickeln, da die Mücken auch am Tag
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
5. Imprägnierung der Insektennetze
Die Effektivität eines Insektennetzes wird erheblich gesteigert, wenn man es mit einem insektenabtötenden Kontaktmittel imprägniert. Die Mücken werden durch das Insektizid daran gehindert, durch das Netz in berührende Körperteile zu stechen oder sich Lücken im Moskitonetz zu suchen. Sobald sich eine Mücke auf dem Netz niederläßt, wird sie durch die Substanz getötet. Kleine Löcher, die übersehen wurden, werden so ebenfalls nicht gefährlich. Sehr kleine Mücken (z.B. Sandmücken) können bei großen Maschen hindurch schlüpfen. Dieses Risiko minimieren Sie durch Imprägnierung zusätzlich; gleichzeitig reduzieren Sie die Insektenpopulation im Zimmer. Somit können Sie z.B. auch nachts gefahrfreier aufstehen. In Deutschland kann man diese Mittel bei Expeditionsausrüstern kaufen. Handelsnamen* sind z.B. Nobite Kleidung®*, auch in einer Kombinationspackung mit einen Hautrepellent, Peripel®55* oder Ko-Tabs®*. Die Imprägnierung hält i.d.R. 6 Monate. Vorimprägnierte Bettnetze (z.B. PermaNet®*, Tropicare Care Plus Mosquito Net®*) sind in den malaria-endemischen Regionen und in Deutschland bei Outdoor-Ausrüstern erhältlich. Sie ersparen das Hantieren mit den Chemikalien. Imprägnierte Netze sollten abhängig vom Gebrauch (siehe Herstellerangaben) alle 6 bis 12 Monate neu imprägniert werden. Dauerimprägnierte Netze (Long-lasting insecticide treated bed nets) sind inzwischen verfügbar. Zelte, Vorhänge und Insektengitter an den Fenstern können prinzipiell genauso imprägniert werden.
6. Angepaßte Kleidung/Verhaltenssteuerung
¾ Sehr wichtig ist eine angepaßte Kleidung. Nach Sonnenuntergang beim Dämmerschoppen auf
der Terrasse sollten Hemden mit langen Ärmeln und lange Hosen getragen werden, am besten aus hellen Stoffen (Leinen oder Baumwolle).
¾ Der Aufenthalt an stehenden Gewässern, Gräben oder anderen offenen Wasserflächen sollte
generell minimiert werden.
¾ Feste, helle Socken sind sinnvoll und der Übergang zur unbedeckten Haut sollte mit
Insektenabwehrmittel eingerieben werden.
¾ Mücken werden von den Ausdünstungen der Füße angezogen. Entsprechende Hygiene
reduziert diese Attraktivität.
¾ Sehr effektiv ist es auch, analog zur Imprägnierung der Insektennetze, die Imprägnierung der
Kleidung mit Insektenabwehrmittel. Die bereits genannten Pyrethroide (z.B. Nobite Kleidung® Peripel 55® Ko-Tabs®) töten die Insekten ab. Die Imprägnierung verleiht dem Kleidungsstück keinerlei Geruch, färbt nicht ab und ist für alle Stoffe unbedenklich. Mit dem Produkt Nobite®-Kleidung* hält die Imprägnierung z.B. 1 Monat an. Der Imprägniervorgang selbst ist sehr geruchsintensiv. Daher nach der Imprägnierung die Kleidung ordentlich auslüften lassen. Vorimprägnierte Textilien sind in Deutschland bei Outdoor-Ausrüstern erhältlich.
¾ Auch DEET kann auf die Kleidung aufgebracht werden. Bei Verwendung von DEET sollte
jedoch Baumwollkleidung getragen werden.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Diese Methoden bieten einen zusätzlichen Schutz und sind vor allem bei Aufenthalt in ländlichen Regionen wie z.B. bei Wanderungen, Jagd oder Safari anzuraten.
7. Weitere Maßnahmen zur Insektenabwehr
Gerade wer länger an einem Ort lebt, kann in seinem Umfeld die Mückenpopulation reduzieren bzw. begrenzen und den Einflug ins Haus minimieren. Das Zimmer, in dem Sie vorhaben die Nachtruhe zu verbringen, sollten Sie insektensicher und insektenfrei machen. Die erforderlichen Maßnahmen richten sich nach dem Komfort, den Sie vorfinden und der Zeit, die Sie vor Ort verbringen. ¾ An allen Fenstern, Luftöffnungen etc. sollten engmaschige Fliegengitter angebracht sein (kein
¾ Stehendes Wasser in Blumentöpfen und -vasen oder sonstigen Behältern sollte in der näheren
Umgebung entfernt oder abgedeckt werden (Insektenbrutplätze), ggf. regelmäßig Insektizide z.B. auf die Hauswände sprühen lassen (residual spraying).
¾ Fenster und Türen nach Sonnenuntergang geschlossen halten, Türen mit einer Schleuse aus
Moskitonetzstoff sichern.
¾ Zimmer mit Klimaanlage sind weniger gefährlich, da die Mücken die niedrigeren
Temperaturen meiden und "stechfaul" werden. Klimaanlagen sollten jedoch nicht das Bettnetz ersetzen.
¾ Im Gegensatz zu Deckenventilatoren halten Geräte, die waagerechten Luftstrom produzieren
insbesondere kleine Insekten fern.
Die wichtigste und wirksamste Malariavorbeugung ist der Schutz vor
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
IV. Malaria-Prophylaxe durch Medikamente (Chemoprophylaxe)
Die medikamentöse Vorbeugung verhindert nicht eine Infektion mit dem Parasiten,
sondern unterbricht seine Entwicklung im Körper. Sie verhindert die Erkrankung. Hierzu
ist ein ausreichender Blutspiegel der Medikamente nach der Einreise in das Malariagebiet
erforderlich.
Bei dem wöchentlich einzunehmenden Malariamedikament Mefloquin (z.B. Lariam®) ist daher
die Einnahme mindestens sieben Tage vor Einreise in das Malariagebiet notwendig, zur
Erkennung einer eventuellen Medikamententunverträglichkeit besser sogar 2 - 3 Wochen vorher.
Bei täglich einzunehmenden Präparaten (z.B. Atovaquon + Proguanil oder Doxycyclin) reicht es,
die Einnahme 1 Tag vor Abreise zu beginnen.
Um eine Parasitenentwicklung nach infektiösem Stich noch am letzten Aufenthaltstag zu
verhindern, ist die Einnahme der Prophylaxe bis vier Wochen nach Abreise aus dem
Infektionsgebiet notwendig. Lediglich für die Kombination Atovaquon + Proguanil reicht eine
Woche.
Die gegenwärtig empfohlenen Medikamente zur Malariavorbeugung haben eine sehr gute
Schutzwirkung (> 90 %).
Bei Auftreten einer Malaria unter Medikamentenprophylaxe muß man daher zunächst von einer
oder mehreren der folgenden Ursachen ausgehen:
¾ unregelmäßige Einnahme ¾ falsche Dosierung ¾ ungeeignetes Medikament ¾ gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente, die die Wirksamkeit beeinflussen ¾ Durchfall und/oder Erbrechen am Einnahmetag
Kein Malariamedikament kann einen hundertprozentigen Schutz bieten. Da in sehr seltenen
Fällen eine Resistenz des Malariaerregers vorliegen kann, darf auch unter medikamentöser
Malariaprophylaxe nicht auf eine konsequente Vorbeugung gegen Moskitostiche verzichtet
werden.
Die Malariaprophylaxe-Empfehlungen werden jedes Jahr durch die zuständige deutsche
Fachgesellschaft (DTG) länderspezifisch überarbeitet und können im Internet eingesehen werden
(Bei der Beratung durch den Regionalarzt und den Gesundheitsdienst in Berlin
werden diese Leitlinien konsequent beachtet und angewandt.
Die Beschreibung der regionalen Besonderheiten, der Art des Malariavorkommens ebenso wie
die Resistenzlage stellen hinsichtlich einzelner Medikamente eine Momentaufnahme in einem
dynamischen Geschehen dar. Die Genauigkeit und Verläßlichkeit der zugrunde liegenden Daten
kann aufgrund lokaler Gegebenheiten schwanken. Deshalb sollte jede medikamentöse
Malariaprophylaxe mit dem Regionalarzt bzw. dem Gesundheitsdienst nach vorheriger Beratung
rezeptiert werden.
Entscheidend für die Wahl der Vorbeugemaßnahmen sind Aufenthaltsort,
Aufenthaltsdauer, Tätigkeit sowie weitere, individuelle Faktoren.
Vier Medikamente bzw. Medikamentenkombinationen stehen zur medikamentösen
Malariaprophylaxe derzeit in Deutschland zur Verfügung.
Angaben zu Kontraindikationen, Neben- und Wechselwirkungen sind der
Gebrauchsinformation bzw. Packungsbeilage zu entnehmen.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
1. Atovaquon + Proguanil
Dosierung
Erwachsene
Malarone®
Malanil Tablets®
ab 40 kg KG: 1 Tabl. pro
Einnahme mit Mahlzeit oder Milchprodukten
Tag zur gleichen Tageszeit
Dauer: 1 Tag vor der Einreise bis 1 Woche danach
Für die Anwendung während der Schwangerschaft
und in der Stillzeit liegen für Malarone® keine
Dosierung Kinder
ausreichenden Erfahrungen vor. Einsatz nur unter strenger Risikoabwägung und Beratung durch den
Malarone
¾ Nebenwirkungen: Übelkeit, Verdauungsstörungen,
junior®
pro Tag zur gleichen Zeit
¾ Zu Atovaquon/Proguanil liegen vom Herstellern
keine Empfehlungen zu einer Erhöhung der Tages-
Paediatric
Die CDC in USA empfehlen
dosis bei Übergewicht vor. Nach Rücksprache mit
tablets®
Atovaquon/Proguanil zur Chemoprophylaxe auch bei
einem Tropenmediziner sollte dies erwogen werden.
¾ Atovaquon/Proguanil ist kontraindiziert bei
5-8 kg KG: ½ Tabl.
Patienten mit schwerer Einschränkung der
9-10 kg KG: ¾ Tabl.
Malarone Junior® / Malanil Paediatric tablets® pro Tag
2. Doxyzyklin-Monohydrat (1 H2O)
Dosierung
Erwachsene/
Jugendliche
¾ Einnahme mit dem Mittagessen (nicht mit
Milchprodukten oder Antazida), zur gleichen Tageszeit mit reichlich Flüssigkeit
¾ Dauer: 1 Tag vor Einreise bis 4 Wochen danach ¾ Reservemedikament bei Unverträglichkeit anderer
ab Beginn 9.
¾ In Deutschland für die Indikation Malariaprophylaxe
Lebensjahr
monohydrat
nicht zugelassen. Es wird jedoch zur Prophylaxe von
und über 25 kg KG
allen Fachgesellschaften und WHO empfohlen und
eingesetzt ("off label use")
¾ Kontraindiziert in Schwangerschaft Stillzeit und
Kindesalter (bis Ende 8. Lj)!
50 - 90 kg KG 1 Tabl. ¾
Stada®, Doxyhexal
Nebenwirkungen: Verdauungsstörungen, Übelkeit (bes.
bei Einnahme auf nüchtern Magen!!), vaginale
Pilzinfektionen, Kopfschmerzen, selten Blutbild-
¾ die Wirkung von Kontrazeptiva kann abgeschwächt
= Gesamtdosis 1,5-2,0
werden, evtl. Wechselwirkung mit Antidiabetika,
mg pro kg KG/Tag
Antikoagulantien, Theophyllin
¾ Selten phototoxische Reaktionen. Dazu gehören unter
Sonneneinstrahlung auftretende Hautausschläge mit und ohne Juckreiz. Ein sorgfältiger Sonnenschutz mit Lichtschutzfaktor >25 gegen UVA und UVB ist deshalb immer erforderlich.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
3. Mefloquin (MQ)
Dosierung
Erwachsene
¾ Einnahme am gleichen Wochentag mit dem Essen am
Abend und mit reichlich Flüssigkeit
91-120 kg KG 1 ½ T.
¾ Dauer: 2-3 Wochen vor Einreise bis 4 Wo danach.
> 120 kg KG 2 Tabl.
¾ MQ darf bei Personen mit bestehenden oder früheren
pro Woche
Störungen des Nervensystems (z.B. Depression,
Krampfleiden, u.a.) und einigen Erkrankungen des Her-
Dosierung
zens nicht angewandt werden. Diese sollten vorher aus-
Kinder unter 45 kg
geschlossen werden.
¾ Nebenwirkungen: häufig Schwindel, Übelkeit, Schlaf-
störungen, lebhafte Träume, gelegentlich Verdauungs-störungen, Kopfschmerz, Juckreiz, Hautausschlag, Kreislauf- Herzrhythmusstörungen, Seh-, Gleich-gewichtsstörungen, Angstzustände, depressive Ver-
Lariam®
ab 3. Lebensmonat u. 5
stimmung, Halluzinationen, selten Krampfanfälle
Mephaquin®
kg KG (unter 5 kg nicht ¾ Eventuelle Nebenwirkungen zeigen sich häufig schon
nach der zweiten Einnahme. Dann immer Kontakt mit
einem Tropenmediziner aufnehmen und ggf. die
5-10 kg KG 1/8 Tabl.
Prophylaxe umstellen.
11-20 kg KG ¼ Tabl. ¾ Personen mit Aktivitäten, die eine ungestörte Aufmerk-
21-30 kg KG ½ Tabl.
samkeit, räumliche Orientierung und Feinmotorik
31-45 kgKG ¾ Tabl.
erfordern (z.B. Piloten, Taucher), sollten kein
pro Woche
Mefloquin einnehmen.
¾ Wechselwirkungen mit Antiarrhythmika, β-Blockern,
= Gesamtdosis ca.
Calziumantagonisten, Alkohol, Drogen!!
5mg/kg KG pro Woche ¾ Bei leichten Nebenwirkungen von Mefloquin zur
Prophylaxe können diese evtl. durch Verteilung der Dosis auf 2 Tage in der Woche (bei Erwachsenen z.B. ½ Tablette sonntags, ½ Tablette mittwochs) vermieden werden.
4. Chloroquin
Dosierung
Erwachsene
Resochin®
¾ Chloroquin wird nur noch in bestimmten
(155mg Chloroquin-
Regionen und bei besonderer Indikation zur
Base = Wirkstoff)
2 Tabl. (= 300mg Base)
Vorbeugung eingesetzt
Nivaquine®
pro Woche
¾ Einnahme am gleichen Wochentag nach
dem Essen mit reichlich Flüssigkeit
Nivaquine® forte
bei > 75 kg KG zusätzlich
¾ Dauer: 1 Woche vor Einreise bis 4 Wo.
155 mg Base pro Woche
Nivaquine® Sirup
an einem anderen Tag
¾ Nivaquine® ist in Deutschland nicht auf dem
(5 ml =25 mg Base)
Markt, im englischen und französischen
Sprachraum jedoch weit verbreitet.
Dosierung Kinder
¾ Nebenwirkungen: Schlaflosigkeit, Magen-
beschwerden, Blutdrucksenkung, Augen-
5 mg Base pro kg KG pro
flimmern, Ohrensausen, Juckreiz.
Resochin Junior®
Sehr selten: Netzhautveränderungen. Unter
Dosierungsbeispiele für
Malariaprophylaxedosierung bisher nicht
(50mg Chloroquin-Base Kinder siehe
beschrieben. Daher bei > 3 Jahre Einnahme
sicherheitshalber regelmäßige Augen-Untersuchung
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Exkurs
Extrakte der Pflanze Artemisia annua werden in Form von Tabletten oder
Tee hergestellt und u.a. über das Internet als „natürliche"
Malariaprophylaxe vertrieben.
Hiervon ist unbedingt abzuraten, da völlig unwirksam. Sie sollten weder zur
Vorbeugung noch zur Behandlung verwendet werden. Abgesehen von der
ungenauen Dosierung ist dies die beste Methode, um frühzeitig Resistenzen
gegen Artemisinin – Abkömmlinge in den Malariagebieten heranzuzüchten,
da ständig eine unzureichende Menge Substanz im Blut zirkuliert.
Dagegen sind Medikamente auf der Basis von Artemisia annua
pharmazeutisch hergestellte Abkömmlinge dieser Pflanze
(Dihydroartemisinin, Artesunat, ß-Artemether). Diese sind, aber
ausschließlich in Kombination mit anderen Malariamittel (z.B. Lumefantrin,
s.o.) sehr wirksame Medikamente zur Malariabehandlung. Sie eignen sich
jedoch ebenfalls nicht zur Prophylaxe!
Homöopathische Mittel
zur Malariaprophylaxe sind absolut wirkungslos
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
1. Schwangere
Eine Malaria verläuft in der Schwangerschaft häufig schwerer und kann in der
Frühschwangerschaft zum Fruchttod und Abort, in der Spätschwangerschaft zu Frühgeburt,
Totgeburt bzw. Gefährdung des Lebens der Mutter führen. Untersuchungen haben auch gezeigt,
daß Schwangere etwa doppelt so häufig von Moskitos gestochen werden wie Nicht-Schwangere.
Insbesondere Schwangere mit Aufenthaltsort in Subsahara-Afrika sind diesen Risiken auf
Grund der dortigen Malariaverbreitung und Übertragungsintensität ausgesetzt. Weitere
Infektionskrankheiten bedrohen Mutter und Kind (Hepatitis E, Dengue etc.).
Daher sollte folgendes bedacht werden:
¾ Ein Aufenthalt von Schwangeren in Malariahochrisikogebieten ist aufgrund dieser höheren
Gefährdung grundsätzlich nicht zu empfehlen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern wie
auch in der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers gründlich abzuwägen, ob der Aufenthalt der
Schwangeren in einem Malariagebiet wirklich nötig ist und nicht aufgeschoben,
unterbrochen oder abgebrochen werden kann, speziell in Regionen mit intensiver
Übertragung und Parasitenresistenz.
¾ Falls während des Aufenthalts in Malariagebieten bei einer Beschäftigten des AA eine
Schwangerschaft eintritt, sollte sie umgehend die Beratung durch den Regionalarzt suchen. Auch eine frühzeitige Rückkehr nach Deutschland vor Entbindung senkt das Malariarisiko.
¾ Auf Urlaubs- und Abordnungsreisen in ein Malariagebiet sollte immer verzichtet
¾ Läßt sich die Reise bzw. Aufenthalt nicht vermeiden, so ist auf eine konsequente
Vorbeugung zu achten.
¾ Alle zur Expositionsprophylaxe empfohlenen Maßnahmen können und sollten konsequent
durchgeführt werden (siehe Kapitel III).
¾ Eine medikamentöse Malariaprophylaxe ist in der Schwangerschaft nur unter Vorbehalt
möglich. Bei keinem Medikament besteht die Sicherheit, daß die Einnahme für die
Entwicklung des Kindes unbedenklich ist. In jedem Einzelfall ist eine strenge Risiko-Nutzen-
Abwägung durch einen erfahrenen Arzt erforderlich. Sollte ein Aufenthalt unumgänglich
sein, wird Mefloquin (Lariam®) ab dem 1. Trimester der Schwangerschaft für die
Prophylaxe oder zur Notfallselbsttherapie empfohlen.
¾ Die im Public Health-Bereich der Endemiegebiete eingesetzte, sogenannte intermittierende
Chemoprophylaxe ist für entsandte Schwangere nicht geeignet!
Zur Malariaprophylaxe in der Schwangerschaft stehen folgende Medikamente zur Verfügung:
Bemerkungen
¾ Dosierungsinformationen siehe Kapitel IV.
Lariam®
¾ aufgrund von Erfahrungen bei Tausenden schwangeren Frauen bisher keine
Mephaquin®
Hinweise auf Mißbildungen oder schädliche Wirkungen für das Kind
(250 mg Mefloquin)
¾ in DEU Empfehlung des Medikamentes ab dem 1. Trimenon
¾ Dosierungsinformationen siehe Kapitel IV.
Resochin® u.a.
¾ allenfalls noch für das erste Trimenon geeignet
(155mg Chloroquin-
¾ seit Jahrzehnten in Malariagebieten im Gebrauch, lange Zeit Anwendung in
Base = Wirkstoff)
Programmen zur Schwangerenvorsorge, kein Nachweis schädlicher
Wirkungen auf das Kind bekannt
Paludrine®
¾ deutlich geringere Schutzwirkung als Mefloquin
(100mg Proguanil)
¾ Bei Proguanil-Anwendung ist die Einnahme von 5 mg Folsäure täglich
erforderlich.
nicht geeignet
Doxycyclin
wegen möglicher Wirkung auf Knochen- und Zahnbildung kontraindiziert
(Doxycyclin 100mg)
Malarone®
Atovaquon + Proguanil
wegen fehlender Erfahrung
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Malaria in der Schwangerschaft bedeutet Gefahr für Mutter und Kind,
daher bei Malariaverdacht sofort einen Arzt aufsuchen!
Malariaprophylaxe und Schwangerschaftswunsch
Unter Malariaprophylaxe (z.B. bei Urlaubsreisen) sollte grundsätzlich eine geplante
Schwangerschaft zurückgestellt werden. Tritt unter einer Malariaprophylaxe eine
Schwangerschaft ein, sollte unmittelbar auf eine der empfohlenen Prophylaxeregime umgestellt
werden, wenn der Aufenthalt im Malariagebiet weiter erforderlich ist. Umgekehrt ist jedoch der
Eintritt einer Schwangerschaft unter Malariaprophylaxe kein Grund für eine
Schwangerschaftsunterbrechung.
Empfohlene Mindestabstände zwischen letzter Tabletteneinnahme und einer Schwangerschaft:
Doxycyclin 1 Woche
Mefloquin
Atovaquon/Proguanil (Malarone®)
2. Kinder
Kinder, insbesondere Säuglinge und Kleinkinder haben ein höheres Risiko,
einen schweren Malariaverlauf zu erleiden.
Ein Aufenthalt von Kindern unter 5 Jahren in Malariahochrisikogebieten ist aufgrund ihrer höheren Gefährdung grundsätzlich nicht zu empfehlen, ist aber nicht immer vermeidbar. Die Vorbeugung gegen Mückenstiche sollte bei Kindern besonders konsequent durchgeführt werden:
¾ mit Einbruch der Dunkelheit kein Aufenthalt mehr im Freien ¾ falls Aufenthalt im Freien abends unvermeidlich, konsequenter
Schutz durch Repellentien. Gesicht und Hände der Kinder sollten nicht mit Repellentien eingerieben werden.
¾ bei Säuglingen und Kleinkindern Abdecken des Kinderbetts mit
einem imprägnierten Moskitonetz, ggf. auch der Spielfläche.
¾ bei größeren Kindern imprägniertes Moskitonetz über dem Bett ¾ Bei Verwendung von Sonnenschutzmitteln für die Haut sollte
zuerst das Sonnenschutzmittel und anschließend der Mückenschutz aufgetragen werden.
Nicht selten besteht bei Eltern eine unklare oder falsche Vorstellung, ob Kinder denn auch Malariamedikamente zur Vorbeugung einnehmen könnten oder sollten. Zur Malariaprophylaxe bei Kindern stehen folgende Medikamente zur Verfügung:
(Dosierung siehe Kapitel IV)
Lariam®, Mephaquin®
(250 mg Mefloquin)
ab 3. Lebensmonat und 5 kg Körpergewicht
Malarone junior®
ab 11 kg Körpergewicht
Malanil Paediatric tablets®
(Die CDC / USA empfehlen Atovaquon/Proguanil zur kontinuierlichen
(62,5 mg Atovaquon + 25 mg
Chemoprophylaxe auch bei Säuglingen ab 5 kg KG)
Proguanil)
Doxycyclin
Erst ab dem Beginn des 9. Lebensjahres
(Doxycyclin 100mg)
Resochin Junior®
ab 5 kg Körpergewicht
(50mg Chloroquin)
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Die Verabreichung der bitteren Malariamedikamente gestaltet sich bei Kindern nicht immer
einfach. Während Chloroquin eventuell als Sirup erhältlich ist, müssen bei Proguanil, Atovaquon
+ Proguanil und Mefloquin die Tabletten zu Pulver zerdrückt werden. Sofern die Kinder es
tolerieren, können die Medikamente mit Essen vermischt werden, jedoch unbedingt in einer
Portion, die sicher aufgegessen wird. Akzeptiert wird häufig auch die Beimengung zu Milch,
deren Geschmack mit reichlich Kakao und Zucker „verbessert" wurde.
Auch bei voll gestillten Säuglingen ist ggf. eine eigene Malariaprophylaxe erforderlich, da
die Chemoprophylaxe der Mutter über die Brustmilch keinen ausreichenden Schutz beim
Säugling erzielt.
3. Patienten mit Vorerkrankungen
Grundsätzlich schließen viele chronische Erkrankungen, insbesondere Herz-, Nieren- oder
Lebererkrankungen eine Entsendung in Malariahochrisikogebiete oder in Gebiete mit
schlechter medizinischer Versorgung aus.
Im Einzelfall muß ein Tropenmediziner des Gesundheitsdienstes die Versetzbarkeit an
einen konkreten Dienstort prüfen und individuell alle Schutzmaßnahmen besprechen.
HIV
Malaria kann den klinischen Verlauf einer HIV Infektion verschlechtern und bei HIV-infizierten
Erwachsenen kann die Malaria häufiger auftreten als bei Gesunden und u.U. schwerer verlaufen.
Chloroquin, Mefloquin und Atovaquon/Proguanil können die Konzentration im Blut bzw. den
Metabolismus bestimmter Medikamente gegen HIV beeinflussen. Umgekehrt können HIV
Medikamente auch den Mefloquinspiegel im Blut verändern. Bei Doxycyclin sind keine
Wechselwirkungen mit HIV Medikamenten zu erwarten. Artemether/Lumefantrin sollte
grundsätzlich nicht gleichzeitig mit Proteaseinhibitoren gegeben werden. Auch ist eine
Wechselwirkung mit anderen HIV Medikamenten (z.B. NNRTI) möglich.
Bei Vorliegen einer HIV Infektion und einer möglichen Versetzung in ein Malariagebiet ist daher
die Konsultation eines Arztes des Gesundheitsdienstes und eine Beratung durch den HIV -
Infektion betreuenden Arzt unumgänglich. Auf der Internetseite finden sich ergänzend detaillierte medizinische Fachinformationen zur Frage möglicher
Medikamenten-Wechselwirkungen.
Nierenfunktionsstörungen
Mefloquin und Doxycyclin werden über die Leber verstoffwechselt und können genommen
werden.
Schwere Leberkrankheiten
Im Prinzip sind alle Malariamedikamente kontraindiziert, eine Malaria muß jedoch behandelt
werden.
Epilepsie
Proguanil und Doxycyclin können zur Prophylaxe eingesetzt werden. Mefloquin ist
kontraindiziert. Chloroquin nur nach strenger Risikoabwägung. Für Atovaquon/Proguanil und
Artemether/Lumefantrin liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen vor.
Beschäftigte mit entfernter Milz (Splenektomierte)/Immunsupprimierte
Einzelfallberichte belegen, daß Personen mit entfernter Milz ein nicht unerhebliches Risiko
haben, eine schwere und verlängerte Malariaerkrankung zu erleiden. Eine Versetzung von
Beschäftigten des Auswärtigen Amtes in ein Malariagebiet ist grundsätzlich nicht möglich. Bei
unumgänglichen, kurzzeitigen Reisen muß auf jeden Fall auf eine konsequente
Moskitoverbeugung und eine medikamentöse Malariaprophylaxe durchgeführt werden.
Das Gleiche gilt für Personen mit Immundefekten auf Grund einer medikamentösen Behandlung
z.B. nach Organtransplantation.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
VI. Malariaprophylaxe bei mehr als 3 Monate Aufenthaltdauer in einer
Die Empfehlungen zur Malariaprophylaxe mit Medikamenten (Chemoprophylaxe, siehe Kapitel
IV) werden jährlich durch die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale
Gesundheit (DTG) zusammen mit schweizerischen und österreicherischen Experten festgelegt.
Sie richten sich vor allem an Urlaubsreisende mit kurzer Verweildauer in den Risikogebieten.
Für Langzeitaufenthalte über 3 Monate waren lange Zeit keine angepaßten Empfehlungen
gegeben worden. Dies trifft aber auf die Mehrzahl der Beschäftigten des Auswärtigen Amts zu, da
Versetzungszeiten zwischen 2-4 Jahren und häufig auch konsekutiv in verschiedenen
Malariaregionen vorkommen. Seit 2009 hat die DTG auf Initiative und Mitgestaltung der
Gesundheitsdienste des Auswärtigen Amtes und der GIZ modifizierte Empfehlungen
herausgegeben, die in diesem Kapitel subsumiert werden.
Beschäftigte des Auswärtigen Amtes sind ortsfest und an eine Infrastruktur gebunden. Sie können
ihre Umgebung durch Einbau von Fliegengittern, Nutzung von Moskitonetzen,
Brutplatzsanierung in den Gärten und regelmäßige Insektizidversprühung an das Malariarisiko
anpassen.
Ihnen werden durch den Regionalarzt die Diagnostik- und Behandlungsmöglichkeiten am Ort
regelmäßig aktuell aufgezeigt.
Obwohl Entsandte kumulativ das höchste Malariarisiko haben, wird oft, auch aus
irrationalen Gründen, und trotz eingehender Darstellung der Gefährdung eine Langzeit-
Chemoprophylaxe abgelehnt.
Zahlreiche Entsandte, die länger in Malariagebieten leben, entscheiden sich gegen eine
medikamentöse Prophylaxe. Nicht wenige von ihnen erkranken an Malaria, einige auch schwer.
Immer wieder sind auch Todesfälle zu beklagen.
Sinnvoll ist es deshalb, durch eine pragmatische, an der realen lokalen Exposition und an der
Erfahrungswelt der Beschäftigten adaptierte Beratung eine Akzeptanz von
Prophylaxemaßnahmen und damit eine Risikominimierung zu erreichen.
Zur Risikominderung sollte daher entsprechend der Tabelle auf der folgenden Seite ein
abgestuftes Vorgehen erfolgen. Grundlage hierfür ist
¾ die Qualität und Verfügbarkeit der medizinischen Versorgung vor Ort und ¾ die individuelle, tatsächliche Exposition.
Mit diesem als „Mindestvorsorge" beschriebenen Vorgehen werden von den als Arbeitsmediziner tätigen Tropenmedizinern gute Erfahrungen gemacht, ohne daß die o.g. nationalen und internationalen Leitlinien der DTG und WHO für die Langzeit-Chemoprophylaxe grundsätzlich in Frage gestellt werden.
Für Langzeitausreisenden ist besonders wichtig:
¾ Die konsequente Expositionsprophylaxe gemäß Kapitel III ist unverzichtbare
Grundlage der Vorbeugung!
¾ In Gebieten mit hohem Malariarisiko ist eine Chemoprophylaxe mindestens zu Beginn
des Aufenthaltes und während der Hauptübertragungszeiten notwendig. Bei guter
Verträglichkeit sollte einer Dauerprophylaxe der Vorzug gegeben werden.
¾ Eine temporäre Chemoprophylaxe sollte bei allen Reisen mit eingeschränktem
Moskitoschutz z.B. bei Reisen ins Landesinnere oder an die Küste und außerhalb des bekannten Lebensumfeldes erfolgen.
¾ Die sichere Verfügbarkeit von Medikamenten zur notfallmäßigen Selbstbehandlung (T)
stellt das absolute Minimum einer Malariavorsorge dar. Die Auswahl der Medikamente sollte entsprechend der länderspezifischen Festlegungen des Regionalarztes erfolgen.
¾ Zur Chemoprophylaxe bzw. notfallmedizinischen Selbstbehandlung kommen nur
Präparate in Frage, deren Anwendung über längere Zeit oder mehrfach im Jahr keine wesentlichen unerwünschten Wirkungen hervorrufen und zugleich eine angemessene Schutz- bzw. Therapiewirkung erwarten lassen. Es sollen ausschließlich vom Regionalarzt empfohlene Medikamente hierfür verwendet werden (siehe Kapitel II und IV).
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
1. Empfehlungen für Auslandstätige bei mehr als 3 Monaten Aufenthalt 27
(„P" = Chemoprophylaxe, „T" = notfallmäßige Selbstbehandlung)
Erwachsene
Schwangere
Empfehlung „P")
< 5 J.: von Aufenthalt
Von Aufenthalt dringend
abraten, wenn doch: P
abraten, wenn doch: P
Bei schlechter medizinischer Versorgung
Standardvorsorge
Kontinuierlich P
Kontinuierlich P Kontinuierlich
plus ergänzende T
P nach Ersteinreise 3
Kontinuierlich P Kontinuierlich
Monate und während
plus ergänzende T
Hauptübertragungszeit
Bei guter medizinischer Versorgung
Standardvorsorge
P nach Ersteinreise 3
Kontinuierlich P Kontinuierlich
Monate und während
Hauptübertragungszeit
T P nach Ersteinreise 3
Kontinuierlich P
Monate und während
Hauptübertragungszeit
Erwachsene
Schwangere
(= DTG-Empfehlung
Bei schlechter medizinischer Versorgung
Standardvorsorge
T P nach Ersteinreise 3
Monate und während
Kontinuierlich P
Hauptübertragungszeit
Kontinuierlich P
Bei guter medizinischer Versorgung
Standardvorsorge
P nach Ersteinreise und
Hauptübertragungszeit
erwägen, sonst T
P nach Ersteinreise und
Hauptübertragungszeit
erwägen, sonst T
2. Medikamente zur Langze
Bei Beschaffung von Medikamenten im Ausland ist wegen der vielen Plagiate auf dem Markt höchste Vorsicht angebracht. Dies ist für die Beschäftigten des AA nicht empfohlen und auch nicht erforderlich, da der Gesundheitsdienst die Medikamente kostenfrei zur Verfügung stellt. Im Einzelnen ergibt sich für die verschiedenen Medikamente:
¾ Für die Anwendungsdauer von (Malarone®, Malanil®) gibt es keine
Beschränkungen mehr. Der Preis verhindert jedoch weiterhin für viele einen Einsatz als Dauerprophylaktikum, eine Tablette kostet ca. 2,50 Euro. Der Gesundheitsdienst entscheidet im individuellen Fall, ob Malarone® ggf. länger verordnet werden kann.
¾ wurde insbesondere in der Therapie der Akne und der Q-Fieber-Endokarditis über
Monate bis Jahre eingesetzt, die Langzeit-Einnahme scheint unproblematisch zu sein.
¾ zeigt bei Einnahme über Jahre keine Akkumulation, bei guter
Verträglichkeit ist eine Anwendung daher auch über Jahre möglich.
¾ ist zur Langzeiteinnahme geeignet (augenärztliche
Kontrolluntersuchungen bei längerer Einnahme werden empfohlen). Eine Indikation hierfür besteht aber nur noch sehr selten.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Im Falle einer Langzeitanwendung der o.g. Prophylaktika sind regelmäßige Laborkontrollen
entsprechend dem Nebenwirkungsprofil der Medikamente sowie den individuellen,
patientenspezifischen Risikofaktoren sinnvoll. Diese sollten vom Arzt im Gesundheitsdienst oder mit
dem Regionalarzt mit dem Beschäftigten besprochen werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, daß
mit Mefloquin und Chloroquin sehr viel mehr Erfahrungen in der Langzeitanwendung vorliegen als
mit Doxyzyklin und Atovaquon/Proguanil.
Grundsätzlich sollte man sich vor der Entsendung genau darüber informieren, ob für den Zielort eine
medikamentöse Vorbeugung empfohlen wird (siehe Tabelle). Während in Afrika südlich der Sahara
auch in den Hauptstädten eine intensive Malariaübertragung stattfindet, sind Großstädte und andere
Regionen in Südostasien und Lateinamerika oft frei von Malaria.
Die Gefahr in weiten Teilen Afrikas an einer schweren Malaria zu erkranken ist
größer, als das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen durch
Prophylaxemedikamente!
Wer in Malariagebieten mit hoher Übertragungsintensität und Medikamenten-
Resistenz für sich und seine Kinder ein möglichst geringes Malariarisiko eingehen
möchte, kommt an einer medikamentösen Vorbeugung nicht vorbei.
Bei Reisen in die Hochrisikogebiete sollte eine medikamentöse Prophylaxe immer
durchführt werden bei
¾ Kurzzeitreisenden, z.B. Dienstreisenden
¾ abgeordnet Beschäftigten und Praktikanten, die über keine Kenntnis der
medizinischen Infrastruktur bzw. der lokalen Malariasituation verfügen
¾ Reisenden in entlegene Gebiete und außerhalb des bekannten Umfeldes
¾ Schwangeren und Kindern
Die Autoren bedanken sich für die freundliche Durchsicht des Manuskriptes und die fachlichen
Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge bei
Dr. med. K.-J. Volkmer, Buchholz
Prof. Dr. G. Burchard, Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf, Bernhard-Nocht-Klinik.
Dr. Ch. Schönfeld, Institut für Tropenmedizin, Berlin
sowie für die Durchsicht in Hinblick auf eine allgemeine Verständlichkeit bei
Frau Katy Boecken-Jordan und Frau Mali Sobotta
Lassen Sie sich vor einer Reise immer durch Ärzte des Gesundheitsdienstes des Auswärtigen
Amts, eine tropenmedizinische Beratungsstelle oder einen Tropenmediziner bzw.
Reisemediziner beraten (siehe z.B.:
Bitte beachten Sie neben dem generellen Haftungsausschluss des Auswärtigen Amtes den fol-
genden wichtigen Hinweis:
Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit der medizinischen Informationen sowie
eine Haftung für eventuell eintretende Schäden kann nicht übernommen werden. Für Ihre
Gesundheit bleiben Sie selbst verantwortlich.
Die Angaben sind zur Information medizinisch Vorgebildeter gedacht und ersetzen nicht die
Konsultation eines Arztes; sie sind nicht unabhängig von individuellen Verhältnissen des Rei-
senden zu nutzen; sie sind trotz größtmöglicher Bemühungen nicht unbedingt umfassend,
genau und aktuell.
* Die beispielhaft aufgeführten Handelsnamen stellen nur eine Auswahl dar, oft sind gleichwertige Artikel anderer Hersteller auf dem Markt. Das Auswärtige Amt gibt keine Kaufempfehlung zugunsten bestimmter Hersteller.
Source: http://www.kathmandu.diplo.de/contentblob/3151806/Daten/4802311/Merkblatt_Malaria.pdf
PERIODICO D'INFORMAZIONE DELL'UNIONE ITALIANA DEI CIECHI E DEGLI IPOVEDENTI ONLUS – SEZIONE PROVINCIALE DI TRENTO Anno I - Numero 0 - OTTOBRE 2011 - Trimestrale La prima Presidente La nuova sede Gruppo sportivo non donna dell'UIC di Trento dell'Unione Ciechi vedenti di Trento
Lumacaftor–Ivacaftor in Patients with Cystic Fibrosis Homozygous for Phe508del CFTR C.E. Wainwright, J.S. Elborn, B.W. Ramsey, G. Marigowda, X. Huang, M. Cipolli, C. Colombo, J.C. Davies, K. De Boeck, P.A. Flume, M.W. Konstan, S.A. McColley, K. McCoy, E.F. McKone, A. Munck, F. Ratjen, S.M. Rowe, D. Waltz, and M.P. Boyle, for the TRAFFIC and TRANSPORT Study Groups*