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Leitlinien der DGN 2008
Diagnostik und Therapie komplexer regionaler Schmerzsyndrome
(CRPS)
Was gibt es Neues?
• Während in der Akutphase eines CRPS peripher-entzündliche Vorgänge vorherrschen, entwickeln
sich mit der Dauer der Erkrankung zunehmend neuroplastische Veränderungen im ZNS. Diese
Änderung der Pathophysiologie muss in der Therapieplanung berücksichtigt werden.
• Wiederholte Sympathikusblockaden stehen aufgrund der zu geringen Evidenz ihrer Wirksamkeit
nicht mehr an erster Stelle in der Therapie des CRPS.
• Invasive Therapien jeglicher Art sollen nur nach Evaluation psychischer Komorbiditäten an
Spezialzentren durchgeführt werden.
Die wichtigsten Empfehlungen auf einen Blick
• Ein CRPS entwickelt sich nach Traumata jeder Art im Bereich der distalen Extremitätenabschnitte.
Dabei hält sich die Symptomatik definitionsgemäß nicht an Innervationsterritorien peripherer
Nerven oder Nervenwurzeln. Nur extrem selten kommt es im Verlauf zum Ausbreiten der
Symptomatik auf andere Extremitäten.
• Die Diagnosestellung erfolgt nach klinischen Kriterien, sofern Erkrankungen, die ein CRPS
imitieren können, ausgeschlossen wurden. Apparative Untersuchungen (Knochenszintigraphie,
Röntgen im Seitenvergleich) bestätigen die Diagnose, sind aber aufgrund ihrer zu niedrigen
Sensitivität nicht geeignet, ein CRPS auszuschließen.
• Wenn keine komplizierenden Faktoren dazukommen und eine rechtzeitige adäquate Therapie
eingeleitet wird, ist die Prognose eines CRPS nicht zwangsläufig schlecht. Mit bis zu einem Jahr
dauernden relevanten Schmerzen vor allem bei Belastung muss aber gerechnet werden.
• Komplizierende, die Chronifizierung fördernde Faktoren sind: genetische Prädispositionen,
schmerzhafte Therapieverfahren, ungerechtfertigte invasive Maßnahmen und psychische
Komorbiditäten.
• Wichtig vor allem für Begutachtungsfälle ist die Abgrenzung von Traumafolgen, die nicht durch
das CRPS bedingt sind, aber von Patienten damit in Verbindung gebracht werden. Beispiele sind
Arthrosen, myofasziale Beschwerden und Veränderungen proximaler Gelenke aufgrund
Sinn jeder CRPS Therapie ist, dass der Patient die Kontrolle über die schmerzhafte Extremität
wiedererlangt. Realistische Therapieziele sind dabei Schmerzkontrolle und weitgehende
Wiedererlangung der Funktion. Allerdings ist sehr häufig eine Restsymptomatik oder verminderte
Belastbarkeit auch am Ende der Therapie zu finden, was die Wiedereingliederung vor allem in
körperlich anstrengende Berufe erschwert. Die Therapie sollte immer eine Kombinationstherapie sein, die sich in der Regel aus nicht
medikamentösen und medikamentösen Maßnahmen zusammensetzt. Nur in Ausnahmefällen sollten
interventionelle Therapieformen zur Anwendung kommen.
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Die wesentlichen Bestandteile der CRPS Therapie sind:
1. Bisphosphonate bei CRPS nach Frakturen (A)
2. Glukokortikoide bei akut posttraumatisch-entzündlichem CRPS (A)
3. Topische Therapie mit Dimethylsulfoxid (DMSO) 50% (C)
4. Physio- und Ergotherapie (inkl. Spiegeltherapie, „ motor learning" ) zur Wiedererlangung der
5. Medikamentöse Therapie neuropathischer Schmerzen (siehe entsprechende Leitlinie) (B)
6. Psychotherapeutische Verfahren (inkl. Entspannungsverfahren) (B)
7. Grenzstrangblockaden bei sympathisch unterhaltenen Schmerzen mit Allodynie (C)
8. Spinal Cord Stimulation bei chronischem, sonst unbehandelbarem CRPS (B)
9. Intrathekale Gabe von Baclofen bei Dystonie (B)
Von den Autoren wird folgender Therapiealgorithmus vorgeschlagen (C): a. A Physio- und Ergotherapie und Therapie neuropathischer Schmerzen als Basismaßnahme
b. B Bei posttraumatisch-entzündlichen Symptomen: Bisphosphonate oder Steroide, zusätzlich
c. C Falls A und B nicht ausreichend: Serie von Grenzstrangblockaden nach erfolgreicher
d. D Bei Unwirksamkeit von A, B und C: Intensive Evaluierung psychischer Komorbiditäten und
e. E Invasive Therapie nur bei Spezialindikation und von spezialisierten Einrichtungen
Ziele und Anwendungsbereich
Ziel dieser Leitlinie ist eine Optimierung der Erkennung und Behandlung komplexer regionaler
Schmerzsyndrome. Die Leitlinie ist evidenzbasiert. Diese Leitlinie wendet sich an Ärzte, die im ambulanten oder Klinikbereich Patienten mit CRPS
Definition
Komplexe regionale Schmerzsyndrome (CRPS, Synonyme: sympathische Reflexdystrophie, Morbus
Sudeck, Algodystrophie, Kausalgie) entwickeln sich mit variabler Latenz in der Regel nach
Verletzungen von Extremitäten. Typische Beispiele sind Traumata (z. B. Radiusfrakturen,
Nervenverletzungen jeglicher Art), therapeutische (z. B. Karpaltunneloperationen) oder diagnostische
(z. B. Arthroskopien) Eingriffe. Dabei sind die Schwere und Art der Verletzung nicht ausschlaggebend
dafür, ob sich ein CRPS entwickelt. Wenn es bei der Schädigung zu einer nachweisbaren Verletzung
größerer peripherer Nerven kommt, spricht man von CRPS II, andernfalls von CRPS I (Stanton-Hicks
et al. 1995, Oaklander et al. 2006), wenn die Diagnosekriterien erfüllt sind (siehe unten). Die Daten über Prognosen sind insgesamt wenig valide, es ist aber beim Ausbleiben komplizierender
Faktoren mit einer Reihe von Spontanheilungen zu rechnen (Sandroni et al. 2003). Für alle anderen
Fälle gilt, dass auch wenn bei rechtzeitiger adäquater Therapie die Symptomkontrolle bezüglich
Schmerz und Funktion bei der Mehrzahl der Fälle möglich ist, doch bei ca. 50% der Patienten mit
einer bleibenden Behinderung zu rechnen ist. Das erschwert die berufliche Wiedereingliederung
(Geertzen et al. 1994).
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Basierend auf epidemiologischen Daten einer amerikanischen Population (Olmsted County,
Minnesota) wurde eine Inzidenz von 5,5/100.000/Jahr und eine Prävalenz von 20,6/100000 errechnet
(Sandroni et al. 2003). Kürzlich wurden auch Daten für Europa vorgelegt. Hier war die Inzidenz mit
26,2/100.000/Jahr deutlich höher (de Mos et al. 2007). Die Altersverteilung folgt annähernd einer
Normalverteilung mit einem Maximum zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Aber auch Kinder und
ältere Menschen können ein CRPS entwickeln. Frauen sind doppelt so häufig betroffen wie Männer
(Verhältnis 3:1) und die obere Extremität mindestens doppelt so häufig wie die untere (Veldman et al.
1993, Sandroni et al. 2003, de Mos et al. 2007).
Klinische Charakteristika
Klinisch ist das CRPS durch typische Befunde an der betroffenen Extremität gekennzeichnet, die sich
nicht auf einen einzelnen peripheren Nerv, einen Plexus, eine Nervenwurzel oder andere
Traumafolgen zurückführen lassen. Die in den Diagnosekriterien (siehe unten) genannten
Auffälligkeiten führen also nur dann zur Diagnose CRPS, wenn sie nicht durch das primäre Trauma
erklärbar sind. Deshalb müssen die Symptome auch außerhalb des Versorgungsgebietes verletzter
Nerven auftreten. Allerdings können einzelne Akren ausgespart sein. Bei isoliertem Befall großer
Gelenke ohne akrale Beteiligung sollte die Diagnose CRPS nur mit größter Zurückhaltung in Betracht
gezogen werden. Besonders anspruchsvoll ist die Abgrenzung der CRPS-Symptome von den Folgen
einer längeren „ Nichtbenutzung" der Extremität. Auf der Ebene der Sensorik finden sich regelhaft Plus- und Minussymptome wie Schmerzen und
Sensibilitätsstörungen. Die Schmerzen sind meist bereits in Ruhe vorhanden, verstärken sich aber so
gut wie immer bei Belastung. An den periartikulären Strukturen findet sich fast immer eine gesteigerte
Druckschmerzhaftigkeit (statische mechanische Hyperalgesie), auf der Haut hat eine Subgruppe der
Patienten eine mechanische und thermische Hyperalgesie. Weiterhin finden sich bei CRPS
charakteristische Störungen der Körperwahrnehmung (gestörte Propriozeption, Fehlwahrnehmung,
dissoziative Symptome), die in der CRPS-Literatur verwirrenderweise als „ neglectartig" beschrieben
werden (Frettloeh et al. 2006). Daneben finden sich Störungen der motorischen Funktion. Diese reichen von der Einschränkung der
aktiven und passiven Beweglichkeit, Störungen der Feinmotorik über schmerzbedingte
Kraftminderung bis hin zu Pseudoparesen, Tremor, myokloniformen Entäußerungen und fixierten
Dystonien. Charakteristisch sind weiterhin die Störungen des autonomen Nervensystems. Betroffen sind vor
allem die Hautdurchblutung, was zu Änderungen von Hauttemperatur und Hautfarbe führt, und das
Schwitzen im betroffenen Körperteil. Auch wenn pathophysiologisch nicht ganz korrekt, so wird das oft
sehr ausgeprägte Ödem ebenfalls unter der Rubrik „ autonome Störungen" eingeordnet. Zu Beginn
des CRPS ist die autonome Symptomatik geprägt von peripher entzündlichen und zentralen
Regulationsstörungen. Diese Komponenten ändern sich individuell im Verlauf sehr stark (Birklein et al.
1998). Bei vielen Fällen finden sich trophische Störungen der Haut, der Hautanhangsgebilde (Haare, Nägel),
des Unterhautgewebes und der Knochen („ high turn-over" -Osteoporose) (Birklein et al. 2000, Baron
et al. 2004). Die Veränderungen treten vor allem an gelenknahen Strukturen auf, was zu einer aktiven
und passiven Bewegungseinschränkung, Kontrakturen und teilweise rasch zu schwer behandelbaren
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Gelenkfehlstellungen der Extremität führen kann. An der unteren Extremität kommt es zu
Veränderungen des Fußgewölbes, Fehlstellungen der Zehen mit der Folge der erschwerten
Abrollbewegung. Sekundär können auch proximale Gelenke (Schulter, Knie, selten Ellbogen oder Hü
ftgelenk) betroffen sein. Für die Existenz eines CRPS mit ausschließlicher Affektion eines proximalen
Gelenks (z. B. Knie) ohne Einschluss der akralen Gelenke gibt es noch keine sicheren Belege. Wie bereits oben erwähnt, werden aus systematischen Gründen CRPS Typ I und II unterschieden. In
allen klinischen Symptomen unterscheiden sich beide CRPS-Typen aber nicht prinzipiell, nur die
neurologischen Ausfälle durch die Nervenläsion kommen bei CRPS II dazu. Ob psychologische Faktoren wie kritische Lebensereignisse oder Probleme, mit Traumafolgen
umzugehen, Risikofaktoren für die Entstehung eines CRPS darstellen, wird kontrovers diskutiert. In
einer Studie hatten ca. 80% der Patienten mit CRPS an der oberen Extremität 2 Monate vor bzw. 1
Monat nach Entwicklung des CRPS sogenannte „ stressful life events" , im Vergleich zu 20 % einer
Kontrollgruppe (Geertzen et al. 1998). Ähnlich Befunde finden sich allerdings auch bei anderen
Krankheitsbildern wie Malignomen oder kardiovaskulären Erkrankungen. Bislang wurde auch keine
eindeutige Konstellation von Persönlichkeitsmerkmalen im Sinne einer „ CRPS-Persönlichkeit
" identifiziert, die für die Entwicklung eines CRPS prädisponieren (van-der-Laan et al. 1999).
Nichtsdestotrotz finden sich häufig aggressive und dependente Verhaltensweisen, eine erhöhte
Ängstlichkeit und Affektlabilität sowie Schlafstörungen, depressive Stimmungen, verbunden mit
Selbstwert- und Selbstbildproblemen (Frettloeh et al. 2003). Wie bei vielen chronischen Erkrankungen
und insbesondere Schmerzsyndromen gesellen sich sekundäre psychische Veränderungen dazu, die
dann zwar sicherlich nicht als kausal anzusehen sind, aber den Verlauf und die Therapie beeinflussen
können. Bei Patienten mit gravierender psychischer Vortraumatisierung oder Erkrankung kommt es aber nicht
selten zu einer Dekompensation der Vorerkrankung und dadurch auch zu einem komplikationsreichen
Verlauf. Hier kommt es vermutlich zu einer Rekonditionierung bereits gebahnter physiologischer,
kognitiver und affektiver Reaktionsmuster. Liegt eine psychische Vor- oder Begleiterkrankung vor, wird
sie die Ausgestaltung des Krankheitsbildes ebenso nachhaltig beeinflussen wie die therapeutischen
Interaktionen und damit die Prognose. Daher haben die psychologische Diagnostik und
Therapie(-begleitung) eine zentrale Bedeutung, ohne die vor allem bei schwerem Verlauf eines CRPS
oder bei Therapieresistenz eine rein medizinische Behandlung scheitern wird. Im Patientengut
spezialisierter Einrichtungen findet sich ein beachtlicher Anteil von Patienten mit gravierender
psychiatrischer Komorbidität (Maier et al. 2003).
Diagnostik des CRPS
Anamnese und Klinik Die Diagnose „ CRPS" ist in erster Linie eine klinische Diagnose. Deshalb sind die
Anamneseerhebung, die klinisch-orthopädische und neurologische Untersuchung der entscheidende
Schritt in der Diagnosefindung. Von der Internationalen Gesellschaft zum Studium des Schmerzes
(IASP) wurden hinreichend sensitive und spezifische Kriterien publiziert und kürzlich überarbeitet
(Baron et al. 2004, Harden et al. 2005). Im Prinzip gilt, dass für die Diagnosestellung ärztlich erhobene
und dokumentierte Befunde wichtiger sind als die geklagten subjektiven Beschwerden. Bei späten
Folgezuständen ist eine genaue Abgrenzung gegenüber Langzeitfolgen des Anfangstraumas wichtig,
aber oft nur schwer möglich. Ein wesentliches Leitsymptom des CRPS ist, dass die im Folgenden
aufgeführten Symptome generalisieren, d. h. die gesamte betroffene Extremität erfassen und sich
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nicht nur auf das Areal z. B. eines verletzten Nervs beschränken. Für die Diagnose CRPS müssen die
Punkte 1 bis 4 erfüllt sein:
1. Anhaltender Schmerz, der durch das Anfangstrauma nicht mehr erklärt wird
2. Die Patienten müssen mindestens ein Symptom aus 3 der 4 folgenden Kategorien in der
Anamnese berichten:
Hyperalgesie (Überempfindlichkeit für Schmerzreize); „ Hyperästhesie
" (Überempfindlichkeit für Berührung, Allodynie)
Asymmetrie der Hauttemperatur; Veränderung der Hautfarbe
Asymmetrie im Schwitzen; Ödem
Reduzierte Beweglichkeit, Dystonie, Tremor, „ Paresen" (im Sinne von Schwäche);
Veränderungen von Haar oder Nagelwachstum
3. Bei den Patienten muss mindestens ein Symptom aus 2 der 4 folgenden Kategorien zum
Zeitpunkt der Untersuchung vorliegen:
Hyperalgesie auf spitze Reize (z. B. Zahnstocher); Allodynie; Schmerz bei Druck auf
Gelenke/Knochen/Muskeln
Asymmetrie der Hauttemperatur; Veränderung der Hautfarbe
Asymmetrie im Schwitzen; Ödem
Reduzierte Beweglichkeit, Dystonie, Tremor, „ Paresen" (im Sinne von Schwäche);
Veränderungen von Haar oder Nagelwachstum
4. Eine andere Erkrankung erklärt die Symptomatik nicht hinreichend.
Die Hauttemperatur wird mit geeigneten Instrumenten gemessen, alle andern Symptome werden
klinisch beurteilt. Um Punkt 4 beantworten zu können, müssen differenzialdiagnostisch insbesondere
folgende Erkrankungen, die ein CRPS vortäuschen können, ausgeschlossen sein: Erkrankungen des
rheumatischen Formenkreises, Entzündungen (z. B. erregerbedingte Arthritiden, Infektionen nach
Chirurgie, Polyneuritiden oder Radikulitiden), thromboembolische Erkrankungen, Kompartment- und
Nervenkompressionssyndrome. Hierzu dienen unter anderem laborchemische Untersuchungen. Das
CRPS selbst ist nicht durch Auffälligkeiten bei Routinelaborparametern wie z. B. CRP-Erhöhung oder
BSG-Beschleunigung gekennzeichnet. Oft nicht einfach ist die Abgrenzung von den Folgen
psychiatrischer Erkrankungen, vor allem bei Vorliegen einer dissoziativen Störung mit
autoaggressiven Handlungen. Komplizierend ist anzumerken, dass ein Teil dieser genannten
Erkrankungen auch ein CRPS auslösen kann. Der Verlauf der Erkrankung sollte mit in der Schmerztherapie üblichen Methoden unter Einschluss
von Schmerzquantifizierung, Funktionsparametern (Kraft, Bewegungsumfang, Umfangsmessung) und
vegetativen Funktionsstörungen dokumentiert werden. Apparative Diagnostik Apparative Diagnostik kann zur Bestätigung der klinischen Diagnose CRPS verwendet werden. Die
Sensitivität der Verfahren ist nicht hoch, d. h., ein negativer Befund schließt ein CRPS nicht aus. Je
länger ein CRPS besteht, umso schwierig ist die Abgrenzung von den Veränderungen bei
chronischem Nicht- oder Mindergebrauch anderer Genese.
• In der konventionellen Röntgenaufnahme zeigen sich nur bei circa 50% der Patienten nach 4– 8
Wochen charakteristische generalisierte kleinfleckige osteoporotische gelenknahe Veränderungen
vor allem im Bereich der Epi- und Metaphysen. Die Aufnahmen sollten nur im Seitenvergleich
durchgeführt werden, um die Sensitivität zu erhöhen (Gradl et al. 2003). Indiziert sind
Verlaufsaufnahmen aber nur, um andere posttraumatische Veränderungen zu bewerten, nicht zur
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Verlaufskontrolle des CRPS.
• In kernspintomographischen Untersuchungen gelingt zusätzlich die Darstellung des Ödems
tieferer Strukturen (Muskeln, Bindegewebe) und periartikulärer Anteile. Nach Gadoliniumgabe
kommt es zu einer diskreten Signalanhebung, was für eine gestörte Gefäßpermeabilität spricht.
Diese ist geringer ausgeprägt als z. B. bei einer Arthritis. Die Kernspintomographie wird oft aus
differenzialdiagnostischen Gründen durchgeführt, ist wegen ihrer sehr geringen Spezifität für die
Diagnose eines CRPS aber nicht geeignet (Graif et al. 1998).
• Das 3-Phasen-Knochenszintigramm mit Technetium-99 m-Diphosphonat hat im den ersten 6– 9
Monaten eine Sensitivität von ca. 50%, aber auch in späteren Stadien noch eine hohe Spezifität
(Schurmann et al. 2007). Beweisend sind die bandenförmigen, gelenknahen Anreichungen als
Zeichen eines gesteigerten Knochenstoffwechsels (Kozin et al. 1981b) in den späten Aufnahmen
(Mineralisationsphase), wobei nur Areale bewertet werden dürfen, die nicht unfallabhängig bereits
eine Mehranreichung aufweisen.
• Die wiederholte Messung der Hauttemperatur im Seitenvergleich mit Hautthermometern oder
Infrarotthermographie während verschiedener Phasen der Thermoregulation ist ebenfalls geeignet,
die Diagnose CRPS zu unterstützen. Wiederholt gemessene Temperaturunterschiede von größer
als 1– 2 °C unterstützen die Diagnosestellung (Wasner et al. 2002).
• Die quantitativ-sensorische Testung (QST) dient der genaueren Charakterisierung der
Schmerzsymptome bei CRPS, aber nicht der eigentlichen Diagnosestellung (Rolke et al. 2006).
Therapie des CRPS
Nach Ansicht der Autoren ist es ein grundsätzliches Problem aller Studien zur Therapie des CRPS,
dass sie nicht genügend zwischen der Wirksamkeit der Maßnahme auf Schmerzen, Funktion oder
klinische Symptomatik differenzieren. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass vermutlich die
Therapierbarkeit in verschiedenen Stadien unterschiedlich ist. Therapiekonzepte anderer
neuropathischer Schmerzerkrankungen sind nur bedingt übertragbar. Dieser Mangel muss bei der
Bewertung der Studienergebnisse bedacht werden. Der Erfolg der Behandlung des CRPS hängt wahrscheinlich davon ab, möglichst frühzeitig eine
multidisziplinäre Therapie zu koordinieren, um in Abhängigkeit vom Verlauf und dem Schweregrad die
Behandlung der Schmerzen mit der des Ödems, der psychischen Begleitstörung sowie der
Bewegungseinschränkungen und der Kontrakturen zu verbinden. Ohne diesen multidisziplinären
Ansatz ist die neurofunktionelle Rehabilitation auch bei Besserung der Schmerzen unwahrscheinlich.
Eine solche multimodale Therapie sollte in ihren Grundzügen wie folgt aufgebaut sein, wozu es
allerdings keine validierten Studien gibt:
1. Solange Ruheschmerz und Ödem vorliegen, sind diese vorrangig zu behandeln. Alle anderen
Maßnahmen sind zunächst zweitrangig. Entlastung prägt diese erste Therapiephase.
Maßnahmen, die zu einer Schmerzverstärkung führen, sind kontraindiziert, da sie das CRPS
aggravieren und zu jedem Zeitpunkt reaktivieren können.
2. Danach erfolgt die Behandlung der Bewegungsschmerzen. Hier treten neuro- und
gelenkrehabilitative Verfahren in den Vordergrund. Schrittweise wird Aktivierung immer
wichtiger, während die Schmerztherapie in den Hintergrund tritt.
3. Die Behandlung der funktionellen Störungen (Bewegung, Sensorik) erfolgt in der dritten Stufe.
Hier rücken die funktionell-orthopädische Rehabilitation und die psychosoziale Reintegration
in den Vordergrund der Behandlung. Eine medikamentöse Schmerztherapie ist häufig nur
noch begrenzt erforderlich (Maier et al. 2003).
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Im Folgenden werden nur Medikamente/Verfahren gelistet, die in mindestens einer randomisierten
kontrollierten Studie (RCT) bei CRPS positive Resultate erbracht haben (Tab. 1). Auf eine Vielzahl
von weiteren Verfahren, die teils kasuistisch berichtet wurden, wird nicht eingegangen, da dort diese
Bedingung nicht erfüllt ist.
Tabelle 1 Pragmatische Therapie des CRPS. Dosisempfehlungen für Erwachsene
60 mg i. v. einmalig Nüchtern
300 mg/d i. v. an 10
Ausschleichen über 2– 3 Wochen
• Methylprednisolon
Keine Dauertherapie
Antineuropathika
1200– 2400 (3600) Siehe auch Leitlinie „
Neuropathischer Schmerz"
50% Creme, 5x tägl. Hautirritationen, Knoblauchgeruch
Möglichst täglich
Darf keine starken Schmerzen
Verhaltenstherapie
Eigentherapie zwingend
(Spiegeltherapie, „ motor
Bei Hinweisen auf Komorbidität
Entspannungsverfahren
Bei Therapierefraktärem Verlauf
Grenszstrangblockaden
2– 3 pro Woche
Serie nur nach positiver Testblockade
Max Anzahl: 10– 15
Spinal-Cord-Stimulation
Bei therapierefraktären Schmerzen Keine wesentliche psych.
Baclofen intrathekal
Bei Dystonie Nach Testinjektion Implantation einer
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Besonderheiten Pumpe Kein wesentliche psychische
Systemische medikamentöse Therapie
Wirkungsweise: Bisphosphonate hemmen die Osteoklastenaktivität. Es gibt verschiedene Analoga.
Evidenz: Zur Therapie des CRPS mit Bisphosphonaten liegen 4 RCT vor, die alle einen signifikanten Effekt der
Bisphosphonate im Vergleich zu Plazebo belegen. Der Beobachtungszeitraum umfasste bis zu 3
Monate. Die eingesetzten Bisphosphonate waren Alendronat i. v. (n= 10) (Adami et al. 1997) oder per
os (n= 40) (Manicourt et al. 2004), Clodronat i. v. (n= 32) (Varenna et al. 2000) und Pamidronat i. v.
(n= 13) (Robinson et al. 2004).
Dosierung: Alendronat wird entweder oral in der Dosis von 40 mg/d über 8 Wochen verabreicht oder i. v. 7,5 mg
an 3 aufeinander folgenden Tagen. Clodronat wird in der Dosis 300 mg an 10 aufeinander folgenden
Tagen i. v. gegeben und Pamidronat einmalig in der Dosis von 60 mg.
Nebenwirkungen: Bisphosphonate reizen die Schleimhäute. Die Nebenwirkungen äußern sich daher hauptsächlich in
Form von Übelkeit, Aufstoßen, Sodbrennen, Magenschmerzen oder Krämpfen. Bisphosphonate
sollten daher morgens nüchtern im Stehen mit einem großen Glas Leitungswasser eingenommen
werden. Anschließend dürfen sich die Patienten für mindestens eine halbe Stunde nicht hinlegen.
Weiterhin werden Fieber und grippeartige Symptome berichtet.
Empfehlung: Bisphosphonate sind vor allem bei CRPS nach Frakturen der oberen und unteren Extremität wirksam
und werden somit bei diesen Patienten als Mittel der ersten Wahl empfohlen (A). Gesicherte
Aussagen dazu, ob Bisphosphonate auch bei CRPS nach anderen Traumata effektiv sind und bis
wann im Verlauf eines CRPS der Einsatz gerechtfertigt ist, sind derzeit noch nicht möglich. Kalzitonin
Wirkungsweise: Kalzitonin ist ein Peptidhormon, das in der Schilddrüse gebildet wird (C-Zellen). Es mindert die
Osteoklastenaktivität und wirkt auch unabhängig davon analgetisch.
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Evidenz: Zur Wirksamkeit von nasal oder per Injektion verabreichtem Lachskalzitonin bei CRPS gibt es 5
Studien, 2 plazebokontrollierte RCT, 3 offene Studien. Die Ergebnisse sind insgesamt uneinheitlich.
Während in einer RCT 300 IU nasal verabreichtes Kalzitonin in Ergänzung zur Physiotherapie der
Plazebogabe vor allem in Bezug auf Schmerz und Erlangung der Arbeitsfähigkeit überlegen war
(Gobelet et al. 1992), ließ sich dies Ergebnis in einer anderen Studie mit 400 IU Kalzitonin nicht
reproduzieren (Bickerstaff et al. 1991). Die offenen Studien waren ebenfalls uneinheitlich, wobei bei
offenen Studien ein Negativergebnis (Sahin et al. 2006) höher zu bewerten ist als positive Resultate
(Gobelet et al. 1986, Hamamci et al. 1996). Diese uneinheitliche Studienlage spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Bewertungen der
vorliegenden Metaanalysen wider (Kingery 1997, Perez et al. 2001).
Dosierung: Es werden entweder 3– 4 × 100 IU/d Lachskalzitonin intranasal verabreicht oder 100 IU als Injektion
subkutan. Die Dauer der Therapie beträgt in der Regel 4– 8 Wochen.
Nebenwirkungen: Die Hauptnebenwirkung von Kalzitonin ist ein Flush, der mit Blutdruckabfall und Kopfschmerzen
einhergehen kann. Langfristige Nebenwirkungen sind bei dieser Dosierung nicht zu erwarten.
Empfehlung: Aufgrund der uneinheitlichen Studienlage ist keine abschließende Beurteilung möglich. Die
persönlichen Erfahrungen der Autoren mit dem Medikament sind überwiegend negativ (C).
Wirkungsweise: Glukokortikoide haben einen antiinflammatorischen und antiödematösen Effekt, den sie über die
Bindung an Glukokortikoidrezeptoren am Zellkern und ihre direkte Wirkung auf Zellmembranen
Evidenz: Steroide werden seit den 1970er Jahren in der Therapie des CRPS eingesetzt. Neben offenen
Studien (Kozin et al. 1981a, Braus et al. 1994, Grundberg 1996) gibt es 2 RCT, die die Wirksamkeit
von Steroiden belegen. In einer kleinen Studie (n= 13) beeinflusste Prednisolon die Symptome bei
posttraumatischem CRPS I signifikant besser als Plazebo (Christensen et al. 1982) und kürzlich wurde
dieses Ergebnis in einer größeren Studie (n= 60) bei CRPS nach Schlaganfall im Vergleich zu NSAID
repliziert (Kalita et al. 2006). Kritisch ist anzumerken, dass in letztgenannter Studie die Inzidenz von
Post-Stroke-CRPS ungewöhnlich hoch war. Es gibt auch eine negative Untersuchung bei CRPS I (n= 10). Hier wurde Methylprednisolon 40 mg (+
Lidocain 10 ml 2%) einmal pro Woche insgesamt dreimal in regionalanästhesiologischer Technik
(Bier-Block) verabreicht (Taskaynatan et al. 2004). Die Patienten besserten sich unter der Therapie,
das Ergebnis war aber von der Plazebogruppe (Lidocain 10 ml 2 %) nicht verschieden. Bei dieser
Studie muss angemerkt werden, dass die Applikationsform (keine genomische Wirkung an primären
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Afferenzen möglich, da das Steroid die Spinalganglien nicht erreichen konnte) und Dosis
wahrscheinlich ungeeignet waren, um einen Kortisoneffekt beurteilen zu können.
Dosierung: Aufgrund der bisherigen Studienlage sollte ein Prednisolonäquivalent von 30– 40 mg/d über 4
Wochen gegeben werden. Diese Dosierung ist nur ein Anhaltspunkt. Die Autoren selbst machen
bessere Erfahrungen mit initial hohen Dosen Prednisolonäquivalent (1,5 mg/kg KG), was dann über
2,5 Wochen ausgeschlichen wird. Eine individuelle Anpassung ist immer nötig.
Nebenwirkungen: Es treten alle bekannten und zum Teil obligatorischen Nebenwirkungen einer längeren
Kortisontherapie auf. Deren Ausprägung ist bei oben vorgeschlagener Dosis aber nur mäßig.
Empfehlung: Aufgrund der positiven Ergebnisse der Studien kann trotz der eingeschränkten Fallzahl eine
Empfehlung für den Einsatz von Steroiden vor allem für die frühen entzündlichen Stadien gegeben
werden (A). Für den Einsatz der Steroide spricht weiterhin, dass das Therapieergebnis innerhalb
weniger Tage (bis maximal 3 Wochen) beurteilt werden kann. Dagegen sprechen die üblichen
Kontraindikationen für den Einsatz der Steroide. Eine sichere Empfehlung für Dosis oder
Therapiedauer kann derzeit nicht gegeben werden, die Indikation zu einer Dauertherapie besteht aber
Medikamente gegen neuropathische Schmerzen (siehe auch entsprechende Leitlinie) Alle Medikamente gegen neuropathische Schmerzen (mit Ausnahme von Gabapentin) wurden bei
CRPS nicht in RCTs untersucht. Die neuropathische Natur der Schmerzen bei CRPS gestattet nach
Meinung der Autoren allerdings gewisse Analogschlüsse. An diesem Punkt soll deshalb hier ausdrü
cklich auf die Leitlinie „ Neuropathischer Schmerz" verwiesen werden.
Wirkungsweise: Eine Wirkung auf die α2-δ-Untereinheit neuronaler Kalziumkanäle gilt als gesichert.
Evidenz: Gabapentin speziell bei CRPS (n= 58) wurde nur in einer RCT untersucht, der Effekt war gering
positiv, mehr in Bezug auf Sensibilitätsstörungen denn auf die Schmerzen (van de Vusse et al. 2004).
Dosierung: Startdosis: 300 mg; Steigerung: täglich um 300 mg bis auf 1200– 2400 mg in 3 Einzeldosen;
Dosis-Maximum: 3600 mg.
Nebenwirkungen: Vor allem anfänglich Müdigkeit und Schwindel.
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Empfehlung: Der Einsatz von Gabapentin zur Therapie der Schmerzen und Sensibiltitätsstörungen bei CRPS kann
mit Einschränkungen empfohlen werden (B).
N-Acetylcystein (NAC)
Wirkungsweise: N-Acetylcystein fängt freie Radikale, die bei Entzündungen und Ischämien entstehen.
Evidenz: Zur Wirksamkeit von NAC bei CRPS gibt es eine RCT, in der oral verabreichtes NAC mit
Dimethylsufoxid-(DMSO-)Creme verglichen wurde (Perez et al. 2003). NAC war genauso effektiv wie
DMSO. Unter der Prämisse, dass DMSO-Creme bei CRPS wirkt (siehe unten), kann auf eine
Wirksamkeit von ACC geschlossen werden, ganz besonders bei primär kalten CRPS-Fällen. Da aber
orales NAC nur eine Resorptionsrate von 10 % aufweist und neuere Studien die Wirksamkeit von
oralem NAC bei seiner ursprünglichen Indikation (COPD; Decramer et al. 2005) anzweifeln, bedarf es
einer erneuten Überprüfung dieser Substanz.
Dosierung: 3 × 600 mg/d.
Nebenwirkungen: Keine nennenswerten.
Empfehlung: Derzeit besteht aufgrund noch fehlender gesicherte Evidenz keine Indikation für den Einsatz von NAC
bei CRPS (C). Topische Therapie
Dimethylsulfoxid (DMSO)
Wirkungsweise: DMSO penetriert die Haut und fängt freie Radikale, die bei Entzündungen und Ischämien entstehen.
Evidenz: Zur Behandlung des CRPS mit 50% DMSO-Creme gibt es eine Studie (n= 32), die DMSO mit Plazebo
vergleicht (Zuurmond et al. 1996). Nach 2 Monaten war das Outcome der DMSO behandelten
Patienten signifikant besser. Aufbauend auf diese Studie wurde in einer größeren RCT Untersuchung
(n= 146) der gleichen Arbeitsgruppe (Perez et al. 2003) DMSO mit NAC oral (siehe oben) verglichen.
Das Ergebnis war bei beiden Therapieformen im Wesentlichen gleich. Ein signifikanter Unterschied
zur ersten DMSO Studie bestand: Statt neutral riechendem Plazebo wurde eine ähnlich
charakteristisch wie DMSO riechende Plazebobehandlung gewählt. Dies lässt 2 mögliche
Interpretationen zu: Entweder beide sind gleich wirksam, oder, wenn die erste Studie nicht wirklich
verblindet war, könnten auch beide Therapieformen gleich unwirksam sein.
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Dosierung: 50% DMSO wird in fettige Creme (Vaseline) gemischt und 5x täglich auf die betroffene Extremität
Nebenwirkungen: Es kann zu lokalen Hautirritationen kommen. Letztlich besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit
der Karzinogenität von DMSO.
Empfehlung: DMSO ist in den Niederlanden Standardtherapie des CRPS. In den Augen der Autoren ist die
Studienlage aber noch viel zu unklar, um eine eindeutige Empfehlung abzugeben (C). Dazu müssten
weitere, gut kontrollierte Studien folgen. Rehabilitative Therapie Studien zur Wirksamkeit einer aktiven Therapieform sind naturgemäß nicht „ verblindet" im Sinne
von Pharmastudien, sollten aber kontrolliert sein.
Klassische Physiotherapie
Wirkungsweise: Die physikalische Therapie im herkömmlichen Sinne soll pathologische Bewegungsmuster
kompensieren und eine adäquate Funktion wieder herstellen. Dies verhindert auch Spätschäden
durch „ Nichtgebrauch" der schmerzhaften Extremität. Solange der Ruheschmerz im Vordergrund steht, beschränkt sich die Therapie auf Immobilisation und
Hochlagerung der betroffenen Extremität. Oft helfen hier auch Lagerungsschienen. Zur
Ödembehandlung eignen sich Lymphdrainagen und lokale Kühlung, möglich auch als „ absteigende
" Bäder. Im nächsten Schritt wird mit einer kontralateralen Aktivierung, mit einer Behandlung der rumpfnahen
Gelenke sowie einer mobilisierende Therapie der begleitenden Wirbelsäulenstörungen begonnen. Sobald der Schmerz eine Aktivierung ermöglicht, kann in der dritten Phase der Therapie mit Traktions-
und Mobilisationsbehandlung der betroffenen Gelenke begonnen werden. Später schließen sich
Belastungsübungen und im Fall der unteren Extremität entsprechend Gangschulung, evtl. mit
Hilfsmitteln, an.
Evidenz: Zur Wirksamkeit einer individuell zugeschnittenen Physiotherapie bei CRPS (Dauer <1 Jahr) wurden 2
RCT von der gleichen Arbeitsgruppe durchgeführt (Oerlemans et al. 1999, Oerlemans et al. 2000).
Beide Studien ergaben, dass Physiotherapie sowohl den Schmerz als auch die Funktion positiv
beeinflusst. Die Kontrollgruppen wurden mit Ergotherapie (siehe unten) bzw. Sozialtherapie behandelt.
Wirkungsweise: Die Ergotherapie soll schmerzhafte Bewegungsmuster reduzieren, normale Sensibilität herstellen und
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Alltagsfunktion gewährleisten. Dazu sollte eine aktive Desensibilisierung der durch Allodynie gekennzeichneten Hautareale
mehrmals täglich für kurze Zeit begonnen werden. Ziel ist es, die erkrankte Körperregion wieder an
alltägliche Berührung zu gewöhnen. Später erfolgt allmählich ein Wechsel hin zur Einübung
schmerzfreier Bewegungen und zum Training der Feinmotorik, zunächst ohne, später gegen
Widerstand. Im nächsten Schritt kann, falls nötig, auch mit Hilfsmitteln (Daumenkeile, funktionelle
dynamische Schienen), eine allmähliche Stellungskorrektur erfolgen.
Evidenz: Die beiden Studien zur Wirksamkeit der Physiotherapie untersuchten in parallelen Gruppen auch die
Wirksamkeit einer individuellen Ergotherapie (Oerlemans et al. 1999, Oerlemans et al. 2000). Beide
Studien ergaben, dass die Ergotherapie sowohl Schmerz als auch Funktion bei CRPS mit < 1 Jahr
Dauer positiv beeinflusst. Die Wirksamkeit war aber geringer als die der Physiotherapie.
Dosierung: Die Dauer einer Physio- oder Ergotherapie sollte 20– 30 Minuten betragen, die Frequenz der
Behandlung sollte nach individuellen Bedürfnissen gestaltet werden, in der Regel 2– 5
Therapieeinheiten pro Woche.
Nebenwirkungen: Wenn durch die Physio- oder Ergotherapie Schmerzen ausgelöst werden, kann sich die Symptomatik
aggravieren und sich der Krankheitsverlauf dadurch verlängern.
Empfehlung: Für die funktionelle Rehabilitation von CRPS-Patienten sind sowohl Physio- als auch Ergotherapie, die
sich individuell an der Symptomatik der Patienten orientieren und kompetent durchgeführt werden,
unverzichtbar (B).
Physiotherapie mit verhaltenstherapeutischen Elementen (Spiegeltherapie, „ Motor Learning Programm" , „ Graded Exposure" )
Wirkungsweise: Diese Therapieformen haben 2 Wirkungsweisen: Zum einen normalisieren sie das Zusammenspiel
zwischen Sensorik und Motorik auf kortikaler Ebene und zum anderen reduzieren sie die Angst im
Umgang mit der schmerzhaften Extremität.
Evidenz: Die Spiegeltherapie als alleinige Therapieform wirkt nur bei akuten CRPS-Fällen, wie in einer kleinen
kontrollierten Studie gezeigt wurde (McCabe et al. 2003). Bei chronischen CRPS-Fällen ist das „
Motor Learning" , bestehend aus links-rechts-Erkennen, Vorstellung von Bewegung und
Spiegeltherapie, effektiv. Dies konnte in 2 RCT von einer Arbeitsgruppe gezeigt werden (Moseley
2004, Moseley 2006). Das Verfahren des „ Graded Exposure" , das eine Schulungsphase und eine
„ In vivo" -Phase beinhaltet, in der angstauslösende Situationen ihrer Hierarchie folgend Schritt für
Schritt durchexerziert werden, wurde in einer kleinen Fall-Kontroll-Studie auf seine Wirksamkeit
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untersucht (de Jong et al. 2005).
Dosierung: Die Spiegeltherapie und das Motor Learning werden nach Instruktionsphasen durch Therapeuten von
den Patienten selbst in Einheiten zu je 10 Minuten, wenn möglich jede wache Stunde des Tages,
absolviert. Der gesamte Turnus dauert 6 Wochen. Für das Verfahren des „ Graded Exposure" wird
eine kontinuierliche Therapie über 10 Wochen im Anschluss an die Instruktionsphase vorgeschlagen.
Nebenwirkungen: Keine, allerdings muss die Compliance der Patienten überprüft werden.
Empfehlung: Diese Therapieform ist zu einem wichtigen, nichtmedikamentösen Baustein der CRPS-Therapie
geworden und kann vom Patienten selbst durchgeführt werden. Der frühzeitige Einsatz wird
Psychotherapeutische Verfahren
Wirkungsweise: Primär dienen sie der angstlösenden Vermittlung eines Modells, um unter anderem die psychischen
Symptome, die die Patienten bei sich selbst wahrnehmen, besser bewerten zu können. Einige
Patienten benötigen Krisenintervention, Entspannungs- und Imaginationsverfahren. Im Verlauf der
Therapie werden Techniken zur Selbstwahrnehmung der körperlichen Belastbarkeit vermittelt, die
auch zur Regulation eines angemessenen körperlichen Ent- und Belastungsverhaltens beitragen. Hier
haben sich neben Entspannungs- und Biofeedbackverfahren Verhaltensanalysen und -übungen sowie
kognitive Interventionen zur Überwindung von Bewegungsangst bewährt. Patienten, bei denen bereits vor Ausbruch des CRPS eine psychische Störung vorlag, benötigen eine
intensivere psychotherapeutische Versorgung. Exzessive Erfahrungen von Kontrollverlust, Hilflosigkeit
und Angst, die durch das CRPS selbst oder durch medizinische und physiotherapeutische
Interventionen ausgelöst werden, führen möglicherweise dazu, dass vergessene
Reiz-Reaktions-Verbindungen bzw. kognitive und emotionale Schemata reaktiviert werden. In diesen
Fällen erlangt die jeweilige psychotherapeutische Behandlung eine Schlüsselstellung für die
Gesamttherapie, von der auch der Zeitpunkt für medizinische, insbesondere invasive Interventionen
abhängig gemacht werden sollte.
Evidenz: Es gibt 2 kleine Studien mit wenigen Patienten, die die Wirksamkeit einer psychotherapeutischen
Intervention bei CRPS, verglichen zu Physiotherapie alleine, nahe legen (Lee et al. 2002, Bruehl et al.
2006) Wahrscheinlich können aber die Ergebnisse einer Vielzahl von Studien zu anderen chronischen
Schmerzsyndromen (Turner et al. 2006) auch auf CRPS übertragen werden.
Nebenwirkungen: Keine. Allerdings kann eine falsche Psychotherapie die Symptome verfestigen.
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Empfehlung: Diese Therapieform ist ein wichtiger Baustein in der Therapie des CRPS, wenn sich psychische
Begleiterkrankungen von Anfang an erkennen lassen oder wenn die Symptomatik sich über einen
längeren Zeitraum bei überwiegend somatisch orientierter Therapie nicht adäquat bessert (B). Interventionelle Therapie des CRPS Da es in Einzelfällen zu bedrohlichen Komplikationen kommen kann, sollten diese Verfahren dem
hierin ausgebildeten Arzt vorbehalten sein. Es werden sehr viele unterschiedliche Verfahren
angewandt, deshalb wird in dieser Leitlinie nur auf Therapieverfahren eingegangen, für die es eine
wissenschaftliche Rationale und randomisierte Studien gibt. Kritisch ist allgemein anzumerken, dass
trotz der von den Interventionen ausgehenden Gefahren leider die Qualität der klinischen Studien oft
nicht ausreichend ist. Dieses gilt auch für die anästhesiologisch oft eingesetzten Verfahren der
peripheren oder epiduralen Regionalanästhesie (unter anderem niedrig dosierte Lokalanästhetika,
Opioide). Sie sind Standardverfahren bei postoperativen Schmerzen und haben auch beim CRPS den
offenkundigen Vorteil einer raschen, deutlichen Schmerzlinderung. Allerdings sollten sie so durchgefü
hrt werden, dass weder die Sensibilität noch die Motorik beeinträchtig werden, weil sonst die
notwendige Ergo- und aktive Physiotherapie behindert wird. Die passive Therapie einer
anästhesierten Extremität sollte unterbleiben. Die Gefahren dieser Methoden (Anlagekomplikationen,
Toxizität, Infektionen) und der Mangel an Studien erlauben nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung
zur Anwendung dieser Verfahren und auch nur bei Patienten mit gravierender Schmerzsymptomatik.
Sympathikusblockaden
Wirkungsweise: Im Tierexperiment konnte gezeigt werden, dass unter bestimmten Umständen der Sympathikus in der
Lage ist, Schmerzfasern zu erregen. Während bei Gesunden die Aktivierung des Sympathikus keine
Schmerzen verursacht, konnte in kontrollierten klinischen Studien gezeigt werden (Ali et al. 2000,
Baron et al. 2002), dass bei einer Untergruppe von Patienten mit CRPS eine Aktivierung des
Sympathikus die Schmerzen und insbesondere die Allodynie verstärkt. Diese Schmerzen nennt man
sympathisch unterhaltene Schmerzen (SMP). Diese Erkenntnis hat zu dem Umkehrschluss geführt,
dass Blockaden des Sympathikus bei diesen Patienten zur Schmerzreduktion führen sollten. Es gibt
leider kein klinisches Symptom, das beim einzelnen Patienten die Beteiligung des Sympathikus an der
Schmerzunterhaltung beweist oder ausschließt. Letztlich ist für die Diagnosestellung eines SMP nur
der analgetische Effekt einer Sympathikusblockade relevant. Bei solchen diagnostischen
Sympathikusblockaden sind besonders hohe Anforderungen an den Standard in Durchführung und
Bewertung der Effektivität zu stellen. Es ist entscheidend, dass eine tatsächliche Ausschaltung der
sympathischen Efferenzen erfolgt ist. Aufgrund der Invasivität ist eine SMP-Diagnostik erst sinnvoll,
wenn medikamentöse und nichtmedikamentöse Primärtherapien erfolglos geblieben sind. Auf jeden
Fall sind längere Injektionsserien ohne deutliche Besserung sinnlos (Maier et al. 1998).
Grenzstrangblockaden mit Lokalanästhetika (Ganglion stellatum, lumbaler Grenzstrang)
Evidenz: Es finden sich in der Literatur 2 RCT, die Grenzstrangblockaden in ihrer Effektivität auf die
Schmerzreduktion bei CRPS untersuchen. In der ersten Studie wurden Stellatumblockaden gegen
intravenöse Guanethidinblockaden untersucht. Beides war gleich wirksam (oder unwirksam, siehe
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unten) (Bonelli et al. 1983). In der zweiten Studie wurde Lokalanästhetikum gegen Plazebo gestestet
(Price et al. 1998). Der schmerzlindernde Effekt der Sympathikusblockaden war bezüglich der
maximalen analgetischen Wirkung vergleichbar mit Plazebo, hielt aber signifikant länger an. Alle
anderen Studien sind unkontrolliert oder retrospektiv, wie in einer umfassenden Metaanalyse
verdeutlicht (Cepeda et al. 2002).
Dosierung: Die vorliegenden Studien erlauben keine sicheren Rückschlüsse, in welcher Frequenz und wie lange
Grenzstrangblockaden angewandt werden sollten. Aufgrund eigener Erfahrung empfehlen die Autoren
zunächst eine Serie von 5 Blockaden in ca. 2 Wochen, bei Erfolg eine Fortsetzung der Serie bis
maximal 10– 15 Blockaden.
Nebenwirkungen: Obligat ist ein Horner-Syndrom bei Intervention zur Behandlung der oberen Extremität (Ganglion
stellatum) und die Erwärmung der blockierten Körperpartie. Potenziell sehr gefährlich sind
Verletzungen der A. carotis oder der Bauchaorta/Aa. iliacae durch die Injektionen. Durch die invasive
Natur kann auch der Sympathikus oder andere Teile des Nervensystems selbst geschädigt werden,
wodurch die Symptome des CRPS aggraviert werden können.
Empfehlung: Sympathikusblockaden können als Bestandteil einer multimodalen Therapie bei einer Subgruppe von
Patienten sinnvoll sein. Sie sind vermutlich indiziert bei positivem Ausfall von Testinjektionen als eine
auf maximal einige Wochen begrenzte Behandlungsserie ansonsten therapieresistenter, sympathisch
unterhaltener Ruheschmerzen und taktiler Allodynie (C).
Intravenöse regionale Sympathikusblockade (IVRB) (Guanethidin, Bretylium, Ketanserin)
Evidenz: Während nur eine RCT über positive Kurzzeiteffekte der IVRB mit Guanethidin berichtet (Glynn et al.
1981), waren 2 weitere RCTs gegen Plazebo negativ (Jadad et al. 1995, Ramamurthy et al. 1995) bzw.
zeigte eine relativ neue Studie sogar von einer Verschlechterung verglichen mit Plazebo (Livingstone
et al. 2002). Diese negative Einschätzung wird auch in Metaanalysen geteilt (Kingery 1997). Es gibt
jeweils eine kleine Studie zu Bretylium und Ketanserin in IVR-Technik. Diese Studien zeigten einen
jeweils positiven Effekt (Hord et al. 1992, Hanna et al. 1989), aber beide Medikamente sind in
Deutschland nicht verfügbar.
Nebenwirkungen: Die Prozedur ist schmerzhaft, was das CRPS verschlechtern kann.
Empfehlung: Aufgrund der bisherigen Studienlage kann eine IVRB mit Guanethidin zur Behandlung des CRPS nicht
empfohlen werden (A). Für die beiden anderen Substanzen ist die Datenlage nicht ausreichend für
eine Beurteilung. Ihre Anwendung limitiert sich durch die fehlende Verfügbarkeit der Medikamente
Bretylium und Ketanserin in Deutschland.
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(Präganglionäre) Sympathektomie
Evidenz: Bezüglich der operativen Sympathektomie gibt es keine RCTs, insofern ist eine wissenschaftliche
Bewertung zur Wirksamkeit nicht abschließend möglich und bessere Studien sind für einen breiten
Einsatz zu fordern (Mailis et al. 2003). Es gibt Langzeitdaten unkontrollierter Studien nach
Sympathektomie, die im ersten Jahr nach der Operation einen positiven Einfluss auf die
Schmerzsymptomatik erkennen lassen könnten (AbuRahma et al. 1994, Bandyk et al. 2002, Singh et
al. 2003). Ein sicherer Zusammenhang zwischen Operationsergebnis und vorheriger
Sympathikusblockade konnte in diesen Studien nicht gefunden werden. Es liegen keine Daten zur Effektivität der perkutanen CT-gesteuerten lumbalen Grenzstrangblockade
mit Alkohol vor. Verglichen zur operativen Sympathektomie hat dieses Verfahren aber ein deutlich
geringeres Risiko.
Nebenwirkungen: Allgemeines Risiko einer Operation, bleibendes Horner-Syndrom, kompensatorische Hyperhidrose,
sekundäre Schädigung anderer Strukturen, allgemeine Risiken eines Eingriffs.
Empfehlung: Die wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit der Sympathektomie fehlt. Im Wesentlichen wegen
des invasiven Charakters vor allem der operativen Sympathektomie warnen die Autoren vor der
Durchführung (C).
Elektrische Stimulation des Rückenmarkes (spinal cord stimulation, SCS)
Wirkungsweise: Hemmende Systeme sollen durch über den Hintersträngen des Rückenmarks implantierte Elektroden
aktiviert werden. Vor einer endgültigen Elektrodenimplantation muss eine Probestimulation mit
Erfolgskontrolle erfolgen.
Evidenz: Letztendlich gibt es nur eine RCT, in der Patienten entweder mit SCS und Physiotherapie oder
Physiotherapie alleine behandelt wurden (Kemler et al. 2000). Der analgetische Effekt der SCS in
einer hoch selektionierten CRPS-Population, die refraktär auf vorhergehende konservative
Behandlungsstrategien war und auf eine Teststimulation mit Schmerzreduktion reagierten, war positiv.
Der Effekt der SCS hielt 2 Jahre an und verminderte sich danach, so dass nach 5 Jahren kein
Unterschied mehr nachweisbar war (Kemler et al. 2006). Die Kontrollbedingung in dieser Studie
(Physiotherapie alleine) war allerdings nicht ideal.
Nebenwirkungen: Allgemeines Risiko einer Operation, Systemwechseloperation, Systemdislokationen, sekundäre
Schädigung anderer Strukturen durch das System.
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Empfehlung: Die Autoren sehen die Indikation zur SCS nur bei sonst therapierefraktären Patienten, die ohne
gravierende psychische Erkrankung sind (fachspezifische Untersuchung) und bei denen die
Probestimulation effektiv war (B). Für eine breitere Anwendung fehlen heute noch die Daten. Intrathekale oder epidurale Applikation von Wirkstoffen Die rückenmarknahe Applikation von Substanzen kann sinnvoll sein, wenn die Blut-Hirn-Schranke nur
bei zu hoher oraler Dosis und dem Preis von systemischen Nebenwirkungen ausreichend ü
berwunden wird. Mit Ausnahme von Baclofen (siehe unten) gibt es aber für alle anderen, dafür in
Frage kommenden Substanzen bei CRPS keine gesicherten Daten. Baclofen
Wirkungsweise: Baclofen ist ein GABA-B-Rezeptor-Agonist, der zur Behandlung motorischer Symptome des CRPS
wie Dystonie eingesetzt wird. Aufgrund der Pharmakologie sollte Baclofen aber auch gegen
Schmerzen wirksam sein.
Evidenz: Es gibt eine RCT an einer kleinen Zahl von CRPS-Patienten mit Dystonie, bei denen der
kontinuierlichen Gabe von Baclofen eine doppelblinde, plazebokontrollierte Testinjektion vorausging
(van Hilten et al. 2000). Die kontinuierliche intrathekale Gabe von Baclofen war über einen Zeitraum
von 1,5 Jahren effektiv. Die Selektion der geeigneten Patienten ist schwierig, da bis zu 50% der
Patienten unter psychogenen Bewegungsstörungen leiden (Schrag et al. 2004).
Nebenwirkungen: Liquorunterdrucksyndrom, Gefahr der Infektionen, Benommenheit und Harnverhalt.
Empfehlung: Wenn schmerzhafte und therapielimitierende dystone Störungen konservativ (Physiotherapie,
Botulinum-Toxin) nicht beherrschbar sind, ist eine intrathekale Baclofentherapie in einem Zentrum,
das mit dieser Therapieform Erfahrung hat, aufgrund fehlender Alternativen auch bei schlechter
Datenlage gerechtfertigt. Es muss vor einer Dauertherapie eine Probeinjektion erfolgen (B). Bei
Therapieresistenz sollte immer auch an eine psychische Ursache der Bewegungsstörung gedacht
werden. Therapie des CRPS bei Kindern CRPS bei Kindern ist seltener als bei Erwachsenen und hat eine sehr gute Prognose (Sandroni et al.
2003). Die bessere Prognose muss auch bei der Therapieplanung berücksichtigt werden und deshalb
sind invasive Maßnahmen kontraindiziert.
Evidenz: Es gibt keine RCT für die Therapie von CRPS speziell bei Kindern, die strengeren wissenschaftlichen
Kriterien standhält. Neuere Fallserien berichten über positive Effekte von peripheren
Nervenblockaden mit Lokalanästhetika und i. v. Prostazyklinanaloga (Petje et al. 2005), allerdings
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ohne Kontrolle. Mehrere Berichte finden sich in der Literatur über mögliche positive Effekte von
physikalischer Therapie (Wilder et al. 1992), insbesondere in Verbindung mit Verhaltenstherapie (Lee
et al. 2002). Auch diese Arbeiten sind Fallberichte.
Empfehlung: Ohne dass ein für solche Störungen kompetenter Pädiater die Behandlung begleitet, sollte eine
CRPS-Therapie bei Kindern nicht durchgeführt werden (C). Darüber hinaus können keine weiteren
gesicherten Empfehlungen gegeben werden.
Prof. Dr. Frank Birklein, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Johannes-Gutenberg-Universität Mainz Prof. Dr. Ralf Baron, Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Kiel Prof. Dr. Christoph Maier, Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie,
Universitäts-Klinik Bergmannsheil, Bochum Prof. Dr. Claudia Sommer, Neurologische Klinik und Poliklinik, Julius-Maximilians-Universität Wü
rzburg Prof. Dr. Dr. Thomas R. Tölle, Klinik für Neurologie, Technische Universität München PD Dr. med. Georg Gradl, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Abteilung Unfallchirurgie, Universität
Rostock Prof. Dr. med. Wolfgang Löscher, Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck Dr. Andrea Humm, Universitätsklinik für Neurologie, Inselspital, Bern Federführend: Prof. Dr. Frank Birklein, Neurologische Universitätsklinik Mainz, Langenbeckstraße 1,
55101 Mainz E-Mail: [email protected] Diese Leitlinie wurde erstellt im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, des BMBF
Forschungsverbundes „ Neuropathischer Schmerz" und der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Schmerztherapie (DIVS). Nach Überarbeitung des Manuskripts durch die einzelnen Autoren erfolgte eine Konsensuskonferenz
am 28. 06. 2007. Teilnehmer an dieser Konferenz waren Prof. Dr. Birklein (Neurologie), Prof. Dr.
Maier (Anästhesie) und PD Dr. Gradl (Unfallchirurgie).
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Source: http://alt.kompetenznetz-parkinson.de/mittwoch_900_2_Leitlinie_CRPS.pdf
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PROGRAMA DE SALUD OCUPACIONAL PARA EVALUAR POLÍTICAS DE SEGURIDAD E HIGIENE INDUSTRIAL EN LAS EMPRESAS TRANSPORTADORAS DE VALORES ADRIANA LUCIA MEJÍA GÓMEZ ERICK MORA VEGA UNIVERSIDAD TECNOLÓGICA DE BOLÍVAR FACULTAD DE INGENIERÍA INDUSTRIAL ÁREA DE SEGURIDAD INDUSTRIAL