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Anna Ananieva / Christiane Holm
Phänomenologie des Intimen
Die Neuformulierung des Andenkens seit der Empfindsamkeit
in: Der Souvenir. Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken, hg. v. Museum für Angewandte Kunst Frankfurt. Köln: Wienand 2006, S. 156-187.
Mit der Herausbildung einer neuen Gefühlskultur ab Mitte des 18. Jahrhunderts ist eine
grundlegende Zäsur in der Geschichte des Souvenirs, im deutschen Sprachgebrauch der Zeit: des
Andenkens, auszumachen. Diese äußert sich vor allem darin, dass das Alltagsphänomen aus der
Peripherie der Erinnerungskultur als eigenständige Gedächtnisform, als intime Innenseite von
Denkmal und Museum, diskursfähig wird. Bislang war nämlich, so scheint es rückblickend, das
Andenken derart selbstverständlich, dass es kaum Gegenstand des Nachdenkens war. In der Epoche
der Empfindsamkeit jedoch wird es als zentrales Kommunikations- und Erinnerungsmedium
entdeckt und im Verlauf des 19. Jahrhunderts schillernd ausdifferenziert.1
Dieses neue diskursive Interesse am Andenken bildet sich deutlich in seiner Begriffsgeschichte ab.
Ist Andenken seit der frühen Neuzeit als Verbalform der Andacht begründet, wie einschlägige Lexika bis ins 19. Jahrhundert hinein betonen, und meint die individuelle Vergegenwärtigung einer
Person oder einer Begebenheit, so wird in der Empfindsamkeit eine zweite Bedeutungsebene
eingezogen, indem die Verbform nominalisiert wird: Nun nämlich meint „Andenken" nicht mehr
allein den mentalen Vorgang, sondern zudem und vor allem das „Mittel der Erinnerung", das man
„einem […] hinterlassen" kann.2 Der Akt des Andenkens verschiebt sich auf das Medium des
Andenkens, genauer: das Dingmedium, im älteren und heute wieder geläufigeren Wortgebrauch: das
Souvenir.3 Entscheidend ist, dass das dingliche Erinnerungsmedium an den Akt der Erinnerung gekoppelt
bleibt. Diese unsichtbare mentale oder auch sichtbare performative Seite des Andenkens macht es
so attraktiv für die Erzählliteratur, die nicht nur die neuesten Moden exklusiver wie seriell
gefertigter Erinnerungsobjekte notiert, sondern sich ausgiebig der Kulturpraxis des Andenkens
widmet, sie auslotet und reflektiert. Damit wirkt die Literatur in diesem Zeitraum als Katalysator und
1 Das Phänomen des Andenkens wurde bislang vornehmlich durch die Kunstgeschichte beobachtet und erforscht.
Zuerst formulierte Gisela Zick den Zusammenhang zwischen der Epoche der Empfindsamkeit und der anhebenden Andenkenkonjunktur. Es folgten Ausstellungen zur Kunst des Biedermeier, die diese Epoche als hohe Zeit des
Andenkens beschrieben. Aktuell lassen sich nach Ausstellungen zum personalen Andenkenkult zu Beethoven und Goethe
verstärkt solche Ausstellungen beobachten, die sich monographisch einer der Dinggattungen mit Erinnerungsfunktion widmen. Parallel beginnt durch die vornehmlich in den anglo-amerikanischen Kulturwissenschaften proklamierten material turn ein interdisziplinäre Erforschung der material culture. Vgl. Zick 1980; Ottomeyer 1987; Himmelheber 1988;
Schürenberg 1998; Beethoven-Haus 2002; Kölsch/Maisak 2002; Barisch 2003; Pott 2004; Doosry 2004; Wiewelhove 2005.
2 Adelung 1774, Sp. 234. Zur kulturgeschichtlichen Beziehung von Andacht und Andenken: Holm/Oesterle 2005.
3 Zur begriffsgeschichtlichen Differenzierung der deutschsprachigen Wortschöpfung „Andenken" vom älteren französischen „Souvenir" siehe den einleitenden Beitrag von Günter Oesterle in diesem Katalog.
Reflexionsforum eines erinnerungskulturellen Alltagsphänomens, das erst Anfang des 20.
Jahrhundert, vor allem bei Walter Benjamin, theoriefähig wird.4
Die veränderte Gefühlskultur bringt nicht nur neue Formen des Andenkens und der mit ihm
verbundenen Kulturpraxis hervor, sondern wirkt auch auf die tradierten Souvenirs zurück. Zu
beobachten ist, dass in den Souvenirs verstärkt kollektives mit individuellem Gedächtnis, die
„große" mit der „kleinen" Geschichte verschränkt wird, wie sich an drei Schlüsselereignissen zum
Beginn der Moderne studieren lässt: der politische Umbruch der Französischen Revolution, die
technische Erfindung des Heißluft- und Gasballons und der epochemachende Trauerfall einer im
Kindbett verstorbenen Schweizerin.
War bisher das Prägerecht für Medaillen zur Erinnerung historischer Ereignisse ein königliches
Privileg, so wird es mit der Französischen Revolution einem Erinnerungsmarkt übereignet und als
Massenmedium begründet. Um eine entsprechende Breitenwirkung zu erreichen, werden die
Revolutionsmedaillen nicht mehr aus Edelmetall, sondern aus Eisen gefertigt, wobei nicht nur der
Kostenfaktor eine Rolle spielt, sondern auch die Herkunft dieses Rohstoffes aus den Ketten und
Schlössern der geschleiften Bastille. Die Revolutionsmedaillen werden folglich nicht mehr in erster
Linie als Träger des Gedächtnisses, sondern als Akteure des Erinnerungsgeschehens definiert, nicht
mehr als Mittler, sondern als Zeitzeugen. Dadurch wird das traditionelle Souvenir der Gedenkmedaille
von einer Repräsentationslogik auf eine Identitätslogik umgestellt. 5 Nach unzähligen Versuchsanordnungen seit der Antike konnte 1783 mit den zeitgleichen
Flugerfolgen der Montgolfière – einer Erfindung der Brüder Josef und Etienne Montgolfier - und
der Charlière – dem Gasballon von Jacques Alexandre César Charles - erstmals der alte Traum
vom Fliegen eingelöst werden. Die Berichterstattung über die ersten Flüge wurde von einer über
das publizistische Interesse weit hinausreichenden Ballonmode begleitet und verselbständigte sich
schließlich zum „Kollektivsymbol" einer neuen Epoche.6 Auffällig ist, dass die Omnipräsenz des
Ballonmotives etwa auf Billets, Fächern oder Porzellan dazu führte, dass hier auch an fiktive
Fahrten erinnert wurde. Ein besonders eigenartiges Segment findet sich in den Souvenirs an
berühmte Luftschifferinnen, wie Marie Madleine Blanchard und Wilhelmine Reichard, die weniger als
Abenteuerinnen der Technikgeschichte ins Bild gesetzt werden, sondern in den unermesslichen
Weiten des Himmels noch eine gewisse Wohnlichkeit behaupten oder deren Ballons durch
aufgebrachte Porträts aus der Zuschauerperspektive zu Medaillons miniaturisiert werden. (Abb. 4)
Als der noch unbekannte Bildhauer Johann August Nahl der Ältere Ostern 1751 während der
Auftragsarbeit an einem repräsentativen Grabmal für die Dorfkirche im Pfarrhaus von Hindelbank
unterkam, verstarb die Pfarrersfrau Maria Magdalena Langhans mit ihrem Neugeborenen im
Kindbett.7 Nahl entwarf und fertigte eine Grabplatte in einfachem Sandstein, die zeigt, wie die Verstorbene mit ihrem Kind im Arm als Auferstehende durch die Platte förmlich heraus berstet.
4 Holm/Oesterle 2005, hier S. 441ff.
5 Dieser revolutionäre Umbruch in der alltäglichen Erinnerungskultur ist Gegenstand des materialreichen
geschichtswissenschaftlichen Inserts dieses Kataloges, in dem Rolf Reichardt die kreative Medaillenproduktion des Bauunternehmers Jean-François Palloy untersucht. 6 Link 1984, S. 149-164; Drews/Gerhard/Link 1985, S. 256-375; Barisch, Günter: Der Traum vom Fliegen. In: Barisch
2003, S. 82f.; Doosry 2004, S. 51f. 7 Die folgende Darstellung folgt den Ergebnissen der Studie von Thomas Weidner. Vgl. Weidner 1995.
Trotz dieses barocken Pathos wurde das Grabmal zu einem der meistbesuchten und bedichteten
Kunstwerk der schulebildenden neuen Generation aufklärerischer und klassizistischer
Kunsttheoretiker wie Sulzer, Hirschfeld oder Goethe. Der Grund für den Ruhm ist weniger in der
Person der Verstorbenen oder im Grabmal selbst zu suchen als vielmehr in seiner
Entstehungsgeschichte: Das Grabmal wurde nicht als Auftragsarbeit rezipiert, sondern als
emotionale Reaktion des Künstlers. Folglich wurde die Bewegung im Stein als Bewegung der
Rührung verstanden. Dass das Grabmal schlagartig so berühmt werden konnte, ist nicht vom
parallel anhebenden Schweiz-Tourismus zu trennen, der sich auf die Dörfer konzentrierte und darin
ein Residuum ländlich-gemütvoller Lebensart genoss. Der steigenden Nachfrage entsprechend
wurden Druckgrafiken und plastische Miniaturen des Hindelbanker Grabmals als Souvenirs
angeboten, so dass die Besucher eine Erinnerung – weniger an die unbekannte Pfarrersfrau,
sondern an ihre Empfindungen vor Ort – in den heimischen Wohnraum mitnehmen konnten. (Abb.
I. Empfindsamkeit und dingliche Erinnerungspraxis
Ist die alltagsästhetische Konjunktur des Andenkens materialreich belegt,8 so gilt es nun deren
kulturelle Rahmenbedingungen genauer in den Blick zu bekommen. Diese Veränderungen in den
einzelnen Feldern, im Feld der Dingkultur selbst, in den damit verbundenen Kommunikations- und
Erinnerungsformen sowie in den Ästhetikdebatten, werden mit je einem Erinnerungsstück illustriert,
um ihre Effekte am konkreten Objekt zu beobachten.
Zirkulation der Dingkultur
Untersuchungen zur Dingkultur zeigen, dass die Dingdichte im Wohnraum seit dem ausgehenden
18. Jahrhundert exponentiell anwächst.9 Dinge werden nicht mehr selbstverständlich verwahrt und
vererbt, sondern ausgetauscht und entsorgt.10 An dieser Stelle sei Heinrich Heines Harzreise von 1824 zitiert, in der der Blick des Städters auf die unveränderten Harzer Wohnräume das
Bewusstsein für den eigenen Umgang mit den Dingen schärft: „[…] wir beziehen oft neue
Wohnungen, die Magd räumt auf und verändert nach Gutdünken die Stellung der Möbeln, die uns
wenig interessieren, da sie entweder neu sind, oder heute dem Hans, morgen dem Isaak gehören;
selbst unsere Kleider bleiben uns fremd, wir wissen kaum, wie viel Knöpfe an dem Rock sitzen, den
wir eben jetzt auf dem Leibe tragen; wir wechseln ja so oft als möglich mit Kleidungsstücken,
keines derselben bleibt im Zusammenhang mit unserer inneren und äußeren Geschichte; – kaum
vermögen wir uns zu erinnern, wie jene braune Weste aussah, die uns einst so viel Gelächter
zugezogen hat, und auf deren breiten Streifen dennoch die liebe Hand der Geliebten so lieblich
ruhte!"11 Mit der Streifenmode ist auch die Liebesgeste vom Vergessen bedroht. Und erst aus dieser Konstellation heraus kann die Weste den Sonderstatus des Andenkens unter den
8 Siehe hierzu die in Anmerkung 1 genannten Ausstellungen der letzten Jahre.
9 Asendorf 1984.
10 Langbein 2002; Siepmann 1995. 11 Heine 1976, Bd. 3. S. 118f.
zirkulierenden Dingen erhalten. Doch finden sich nicht nur solche Andenken, die dem schon
vorhandenen Dingbeständen abgewonnen sind, sondern es entsteht ein ganzes Segment von
Dingen, die eigens zu Erinnerungszwecken gefertigt werden. Entsprechend der steigenden
Nachfrage bildeten sich Andenken-Werkstätten heraus, die sich im 19. Jahrhundert zu ganzen
Industriezweigen weiterentwickelten.12 Ein gutes Beispiel ist die nachrevolutionäre Produktion von
Haarandenken in Frankreich, mit denen die Perückenmacher, durch die veränderte Haarmode
erwerbslos geworden, einen neuen Markt aufbauten. Ein weiteres Beispiel sind die Londoner
Kaufhäuser im Viktorianischen England, die sich auf Trauerschmuck aus schwarzem Jet
spezialisierten. Diese fabrikmäßige Herstellung geht einher mit der Neubewertung der Handarbeit.
Das lässt sich in einer Ratgeberliteratur studieren, die vor der Anonymität dieser seriell produzierten
Erinnerungsstücke warnt, die Fertigung von Andenken ausdrücklich in die erwerbsfreie Zone der
Privatsphäre verlegt und die Frauenhände zu Garanten der Authentizität von Andenken erklärt.13
Serialität und Authentiziät des Andenkens korrelieren miteinander. Die Betonung der Intimität der
Handarbeit schließt keinesfalls aus, dass sie in schablonierter Weise erfolgt. Gerade die
Musterbücher für Perlenarbeiten, Stickereien oder Haarflechtobjekte entwickeln eine geschlossene
Ikonographie des Intimen: die brennenden Herzen, Augen und Hände, elegische Parkszenen mit
Freundschaftstempeln, Urnen, Pyramiden und Altären, schnäbelnde Täubchen, treue Hündchen und
sich zum Kreis formende Schlangen, vegetabile Gebinde aus Vergissmeinnicht, Rosen und Efeu.
Die Andenken von Frauen für Männer sind überwiegend von Hand gearbeitet und setzten
ausdrücklich den Dilettantismus ins Recht, denn, so das Credo einer Goetheschen Roman-
Protagonistin, „die leichteste Arbeit gewann einen Wert und die schwierigste doch auch nur
dadurch, daß die Erinnerung dabei reicher und vollständiger war." 14 Es liegt in der Logik der Arbeitsteilung der Geschlechter, dass die Männer, für ihre Arbeit in der Regel finanziell entlohnt,
auf seriell gefertigte oder in Auftrag gegebene Andenken zurückgreifen. Das zeigt der
unterschiedliche Absatz zweier Andenkengläser aus dem Sortiment des Wiener Glasers Anton
Kothgasser um 1815, die Friedrich Schillers vielzitierte „Würde der Frauen" (1795) aufnehmen.
(Abb. 6) Bezeichnenderweise wurde das Frauenlob sehr viel häufiger erworben, vermutlich also
Frauen von Männern sehr viel häufiger damit bedacht als andersherum.15 Die textile Metaphorik des
Frauenglases „Ehret die Frauen! Sie flechten und weben himmlische Rosen ins irdische Leben."
weist auf die Handarbeit hin, die bei den Männern fehlt: „Ehret die Männer! Sie sorgen und heben
jedes Bedürfnis im häuslichen Leben." Das zentrale Element der floralen Ornamentleiste, die Pfeile,
12 Zick 1980; Gockerell 1978.
13 Westhoff-Krummacher/Losse 1995; Holm 2004. 14 Dass es nicht auf die kunsthandwerkliche Qualität solcher Arbeiten ankommt, sondern auf die Intimität ihrer
Fertigung wird ausführlich in Goethes Wilhelm Meisters Wanderjahren (1829) diskutiert. Das letzte Wort hat die
Andenken-Handarbeiterin selbst: „Als junge Mädchen werden wir gewöhnt, mit den Fingern zu tifteln und mit den Gedanken herumzuschweifen; beides bleibt uns, indem wir nach und nach die schwersten und zierlichsten Arbeiten
verfertigen lernen, und ich leugne nicht, daß ich an jede Arbeit dieser Art immer Gedanken angeknüpft habe, an
Personen, an Zustände, an Freud' und Leid. Und so ward mir das Angefangene wert und das Vollendete, ich darf wohl sagen, kostbar. Als ein solches nun durft' ich das Geringste für etwas halten, die leichteste Arbeit gewann einen Wert und die schwierigste doch auch nur dadurch, daß die Erinnerung dabei reicher und vollständiger war." Goethe 1989,
Bd. 10, S. 456f. 15 Himmelheber 1988, S. 260, Kat.-Nr. 305, 306 (Abb. S. 259).
zeigen zusätzlich und nicht frei von pikanter Komik das Geerdete der Frauen und das Gehobene
Selbstverständlich gibt es neben den dilettantischen und seriell gefertigten Andenken exklusive
kunsthandwerkliche Auftragsarbeiten, die äußerst erfinderisch je nach Erinnerungsgegenstand und
Anlass neuartige Formen kreierten. Originell ist das Zimmerdenkmal der Familie Johann Friedrich
Kauffmann, eine Porzellanarbeit von 1789 aus der Manufaktur ludwigsburg, da hier zwei Ehefrauen
und ihre Kinder in schöner Symmetrie zu einer neuen Familie unter dem väterlichen
Familienoberhaupt auf einer Pyramide zusammengeführt wurden. (Abb. 7)
Empfindsame Kommunikation an den Grenzen der Sprache
Das empfindsame Kommunikationsideal von Gleichen unter Gleichen zeichnet sich dadurch aus,
dass die Beziehungsebene selbst zum Gegenstand der Mitteilung wird. Intimisierung heißt also
weniger die Privatisierung des Innerlichen als „gerade umgekehrt das Öffentlich-Machen des
Inneren und Intimen".16 Dieses Öffentlich-Machen vollzieht sich nicht allein sprachlich, im
Gegenteil, es sind gerade die Grenzen der Sprache, die man sich mitteilt: Die empfindsamen
Akteure verstummen, erröten, seufzen, weinen oder fallen in Ohnmacht. Es sind neben den Worten
die Gesten und mit ihnen die Dinge, aus denen sich die empfindsame „Sprachwerdung des
Gefühls" generiert.17 Das dingliche Andenken springt also gerade an den – gesuchten! - Grenzen der gesprochenen oder geschriebenen Sprache ein. Das zeigt besonders die große Gruppe der
Andenken, die die sprachlose Geste ihrer Begründung exponieren. So der gerahmte Stofffetzen Byrons Curtain at Halnaby Hall, datiert 1815. Hier verbrachten die frisch getrauten Lord und Lady Byron ihren Honeymoon, wobei der Bräutigam, wie später die Braut berichtete, das geteilte Lager
als derartige Zumutung empfand, dass er seiner Aversion durch einen wütenden Griff in den
Bettvorhang Ausdruck verlieh und das herausgerissene Stück verwahrte. Ob diese Geschichte und
vor allem das überlieferte Objekt authentisch sind, wann und durch wen es unter Glas kam, kann
und soll hier nicht geklärt werden. Interessanter ist, welchen Andenken-Plot hier entworfen wird: Ein
wortgewaltiger Dichter wechselt vom Schreiben zu einer wortlosen Geste und von der Sprache zum
Empfindsame Erinnerungspraxis
Das empfindsame Kommunikationsmodell zielt auf die Selbstaussprache des Gefühls und kann
deshalb als eine Form monologischer Dialogizität beschrieben werden. Denn Befindlichkeiten und
Gefühle für- und gegeneinander lassen sich besser in der Einsamkeit, denn im Miteinander
beobachten, auskosten und festhalten. Folglich geht es weniger um „erfüllte Präsenz" denn um
„erfüllte Absenz", und genau das lösen solche Dinge ein, die mit ihrem stummen Da-Sein das
Abwesende anwesend halten.18 Diese spezifische Räumlichkeit vermag auch zu erklären, warum
16 Zimmermann 2004, S. 52.
17 Oesterle 2003, S. 45-58.
18 Koschorke 1994, hier S. 259ff. Zur Entfaltung dieser These siehe auch: Koschorke, Albrecht: Körperströme und Schriftverkehr: Mediologie des 18. Jahrhunderts. München 1999, S. 140ff.
ausgerechnet das Grab zum Zentralmotiv der Ikonographie des Intimen vom Billet über die
Freundschaftstasse bis zur Geldbörse gerät. So expliziert es eine Wiener Tasse mit der Aufschrift
„Symbole de mon amitié/ et de mon attachement", die mit einem Uroboros, einer sich in den
Schwanz beißenden Schlange und einer Urne verziert ist. (Abb. 8) Es geht weniger um die
gemeinsam erlebte Gegenwart als um die imaginierte Gemeinsamkeit in der Ewigkeit. Diese
Abwesenheit des Angedachten im Hier und Jetzt wird auch in Formen der Andacht kultiviert, die
sich kontemplativ im Freundschaftstempel oder durch Opfergaben an den Freundschaftsaltären
vollzieht. (Abb. 9)
Diese Vorstellung vom Miteinander findet ihre geeignete Form weniger im unmittelbaren Gespräch,
als im Brief, der auf der Fiktion der Anwesenheit des abwesenden Adressaten basiert. Ein
besonders signifikantes Beispiel für diese schriftgeprägte Form des Miteinanders ist ein Andenken
aus Meißener Porzellan von 1750-1755. (Abb. 11) Die Schatulle in Form eines Briefumschlags ist
adressiert: „A la plus Fidelle / Partout / où Elle se trouve." (An die Treueste wo immer sie sich
befindet). Das Andenken bedarf also gerade der Erfahrung räumlicher Trennung und wird immer
wieder aufs Neue an die Abwesenden adressiert – wo immer sie sich befinden.19 Anders als eine mit Figuren oder Blumen dekorierte Porzellandose verkörpert diese Brief-Dose zudem qua
Gegenstand Mobilität: ist das Andenken-Ding an sich statisch, so hält es doch der Akt des
Andenkens, das permanente Adressieren an die Abwesenden, in Bewegung.
Das empfindsame Andenken etabliert sich bezeichnenderweise genau in dem Moment, in dem sich
mit der Zeiterfahrung, genauer: der Beschleunigungserfahrung, auch die Vorstellung vom
Gedächtnis grundlegend verändert. Das Modell vom Gedächtnis als einem räumlichen Speicher, an
dem die zu erinnernden Dinge abgelegt und jederzeit wieder hervorgeholt werden können, wird
verabschiedet zugunsten einer dynamischen Vorstellung von Erinnerung, die erst ihre Gegenstände
hervorbringt und fortlaufend modifiziert. Das empfindsame Andenken ist weniger ein vormodernes
Residuum der Mnemotechnik, sondern es führt sich bereits als ein temporalisiertes Ding ein. Es ist,
mit Aleida Assmann gesprochen, weniger ein Element der ars memoria denn bereits von der vis memoria durchzogen.20 Wie seine Räumlichkeit ist auch die Zeitlichkeit des Andenkens in paradoxer Weise strukturiert, denn das zwischenmenschliche Ding wird nicht in einem erfüllten Hier und Jetzt
eingesetzt, sondern in der elegischen Stimmung des vorweggenommenen Verlustes, es gründet
nicht im ‚Es ist', sondern im ‚Es wird gewesen sein'.
Ein sprechendes Beispiel für diese komplexe Zeitlichkeit besteht in der sogenannten Lotte-Tasse
aus dem Nachlass der durch Johann Wolfgang Goethes Die Leiden des jungen Werther (1774) literarisierten Charlotte Kestner, geborene Buff. (Abb. 10) Die mit einem Kranz von Rosen und
Kornblumen, den Zeichen für Liebe und Hoffnung, verzierte Tasse aus der Manufaktur Höchst (ca.
1780-1790) weist starke Spuren von Benutzung auf. Tatsächlich erschließt sich dieses Andenken-
19 Im Inneren der Dose befinden sich zwei Ansichten von London, insofern haben Verfasser oder Verfasserin gemessen an der Logik des Briefes sehr wohl einen festen Ort. Diese Brief-Dose ist kein Einzelfall: diese Art von Dosen zählte auch zu den Spezialitäten der russischen Manufaktur St. Petersburg zwischen 1753 und 1764. Beaucamp-Markowsky
1985, Kat.-Nr. 119, S. 164. 20 Assmann 1999, S. 27-32.
Ding nur im Andenken-Gebrauch. Die Obertasse lockt die Durstigen „Quel doux plasir en ce
moment" (Welch süße Freude in diesem Moment), im Moment des Trinkens aber wird auf dem
Spiegel der Untertasse enthüllt „En vous quittant que de tourment" (Euch zu verlassen nur Qual).
Der Griff zur Tasse vollzieht also ganz konkret die Trennung von der Untertasse. Im Genuss des
süßen Getränkes zeigt sich die bittere Inschrift, so wie der schöne Augenblick des Miteinanders in
dem Moment, wenn er als erinnerungswürdig erlebt wird, bereits als vergangener und verlorener
gedacht wird.21 Zielte das Andenken bei seiner Entdeckung in der Empfindsamkeit noch auf das räumlich getrennte
Gegenüber, auf die Person, dann wird es im Verlauf des 19. Jahrhunderts zunehmend
monologischer. Dabei wandelt es sich unter dem Eindruck fortlaufender Temporalisierung
dahingehend, dass eine Verzeitlichung dessen eintritt, wofür das Andenken steht: für den
Augenblick seiner Begründung als Andenken. Wie Mario Praz vorgeführt hat, sind es die
Restmomente eines Ich-Gefühls, die den Andenken und den sich aus ihnen aufbauenden Interieurs
des 19. Jahrhunderts ihre besondere Atmosphäre verleihen.22
Kunsttheoretische Debatten zur Lesbarkeit des Dings
Dass die Beziehungen von Sprache, Geste und Ding und von Anwesenheit und Abwesenheit im
Andenken in besonderer Weise verhandelt werden, lässt sich nicht von den zeitgleich intensiv
geführten kunsttheoretischen Debatten zur Lesbarkeit des Kunstwerks trennen. Die Ästhetik des
ausgehenden 18. Jahrhunderts kreist um das Problem, Kunst in Natur zurück zu verwandeln.23 Sie
sind bestimmt von der Frage, was sprachliche, bildliche oder dingliche Zeichen mit den
Gegenständen, für die sie einstehen, verbindet. Gerade die Einsichten in die Arbitrarität des
Zeichens führen dazu, im Symbol nach einer ästhetischen Aufhebung der Differenz von Zeichen
und Bezeichneten zu suchen.
Das Andenken changiert zwischen Allegorie und Symbol. Im Sinne der goethezeitlichen
Zeichentheorie, die sich vereinfacht auf die griffige Formel bringen lässt: „Die Allegorie bedeutet, das Symbol ist",24 wird es in Richtung auf das Symbol hin konturiert. Denn gerade seine vertraute Einbindung ins Tagtägliche und seine lebenserschließende Kraft en passant prädestinieren das
Andenken zum intimen Symbol. Diese Affinität wird im Verlauf des 19. Jahrhunderts auch dadurch
nuanciert, dass das Andenken in den Sog der Fetischdiskussion gerät. Im Fetisch ist die
monologische Dialogizität des empfindsamen Andenkens restlos aufgehoben, es verweist nicht
mehr auf ein Abwesendes, sondern es wird selbst zum affektiven Gegenüber des Fetischisten.
21 Vgl. dazu Kölsch/Maisak 2002, Kat.-Nr. 29, S. 62f.
22 Siehe zu Mario Praz' Theorie des Interieurs als Erinnerungsraum den Beitrag von Natascha Hoefer in diesem Katalog.
23 Vgl. Oesterle 2003.
24 Titzmann 1979, S. 642-665, S. 651f. Titzmann zeigt, dass diese Begriffsbildung weniger in der Literatur- und Kunsttheorie erfolgt ist als in den Ästhetiken der idealistischen Philosophie. „Es geht um Semiotisierung des Natürlichen und Naturalisierung des Semiotischen: das Kunstwerk wird der Natur angenähert und die Natur dem
Kunstwerk." (Ebd., S. 660) In diesem Zuge dient das Symbol als ideale Erfüllung des autonomen Kunstwerks, das jeglichem Zeichencharakter enthoben ist, als „ein klassifikatorischer, kein interpretatorischer Begriff: er dient nicht der
Auslegung, sondern er hilft, Ordnung zu schaffen – zu integrieren, was schon längst nicht mehr zu integrieren ist. Er
ist ein Desiderat der Theorien, das eingeführt wird, um die Welt als einheitliche Ordnung denken zu können, nicht um sie zu beschreiben oder zu deuten" (ebd. S. 661f.).
Hierfür lassen sich zum einen Andenken anführen, die deutlich auf ethnographisch erschlossene
Fetischformen rekurrieren wie die sogenannten Berlocken, Uhrketten mit dekorativen Anhängseln
verschiedener Funktionen, hier ein Exemplar um 1800 mit einer Uhr des Kölner Meisters Jerome
Schmitz. (Abb. 12) Gottfried Keller hat in seiner Novelle Die Berlocken (1881-1882) in unübertroffener Weise die Kollision zweier Lesarten durch einen Europäer und eine Indianerin
beschrieben.25 Wird der psychologische Fetischismus auch erst Ende des 19. Jahrhunderts
diskursfähig,26 so lassen sich in den Andenkenformen deutliche Vorläufer finden, die sich durch die
Konzentration auf Körperfragmente auszeichnen, so die große Vorliebe für Augen- und
Handbildnisse, das Verwahren von Kleidungsstücken, besonders aber für Haare, die buchstäblich aus
dem leiblichen Kontext förmlich herausgerissen sind.27 Während etwa die Gedenkbilder aus Haaren
in der Regel durch Text oder Bild einen Personenbezug herstellen (Abb. 13), nicht zuletzt indem
sie die Schnittkanten und damit die Gründungsszene betonen, verselbstständigt sich das Haar im
Memorialschmuck immer stärker. In der Kombination mit dem Augenbildnis wird das künstliche
Flechtwerk noch durch weitere Körperfragmente, das Auge und eine gleichfarbige gemalte
Stirnlocke, kontextualisiert. (Abb. 14) Es gibt jedoch auch Gegenstände aus Haaren, die kunstvoll
deren pure Materialität exponieren. (Abb. 15) In seiner Erzählung Das tote Brügge (1892) beschreibt Georges Rodenbach das Changieren zwischen Andenken und Fetisch am Beispiel einer
Haarflechte, die teils als Verweis auf eine Verstorbene, teils als plastisch-sinnliche Nachfolgerin für
diese dient. Ein Witwer teilt die Wohnung mit dem schönen Haar seiner verstorbenen Frau. Als er
sich mühsam eine lebendige Doppelgängerin herangezogen hat und diese erstmals die Sphäre der
geliebten Flechte betreten lässt, kommt es zum leidenschaftlichen Konflikt zwischen beiden
Liebesobjekten, der damit endet, dass der Liebende die Lebende mit dem Zopf erdrosselt.28
II. Die Medialität des intimen Andenkens
Aus dieser Konstellation von empfindsamer Ding-, Kommunikations- und Erinnerungskultur sowie
den damit einher gehenden ästhetischen Debatten erhellt sich das Andenken als ein komplexes
und zeitspezifisches Phänomen, das keinesfalls als süßlich-biederer Anachronismus abgetan werden
kann, sondern sich vielmehr als eine moderne Form des Gedenkens etabliert. Im Folgenden geht
es darum, die spezifische Medialität des Andenkens insbesondere sein spannungsvolles Verhältnis
von Materialität und Textualität genauer zu beschreiben.
Erinnerungsfunktion
Die Erzählliteratur ab dem ausgehenden 18. und des gesamten 19. Jahrhunderts bietet klare
Kriterien für das, was ein Andenken zum Andenken macht. Ein Andenken ist nicht eindeutig über
25 Im Mittelpunkt steht eine narzisstisch gewordene Andenkenpraxis durch einen Sammler, der fremde Liebesandenken zusammenträgt, die er an seinen Berlocken wie Trophäen eines erfolgreichen Liebeslebens befestigt. Insofern ist es nur konsequent, dass er es im Rahmen einer Expedition beim Liebeswerben um eine Indianerin verwendet, die
ihrerseits nichts geringeres als einen Fetisch darin sieht, den sie als höchste Liebesgabe an ihren indianischen Bräutigam weiter reicht. Zum Fetischdiskurs in Gottfried Kellers „Die Berlocken": Brandstetter 1999. 26 Böhme 2006.
27 Holm 2005. 28 Rodenbach 2003, S. 141-215.
seine ästhetische Machart zu erkennen, so kann ein Böhmisches Badeglas aus einer Manufaktur in
Marienbad ein komplexes Liebesandenken sein.29 Auch sein Tauschwert ist kein Kriterium, sogar ein
achtlos ausgespuckter Kirschkern kann zum Andenken werden.30 Ebenso wenig ausschlaggebend ist
der Gebrauchswert. Ein Fächer kann, weil er der Mode nicht mehr entspricht, in die Schublade
wandern,31 während eine profane Stecknadel aus einem Frauenkleid vom Geliebten dadurch in Ehren
gehalten wird, dass er sie täglich anheftet und seinen ganzen Ehrgeiz darein setzt, das Kleinod
auf stürmischer Seefahrt nicht zu verlieren.32 Ausschlaggebend für ein Andenken ist allein sein
Erinnerungswert. Es kann intentional für ein Erlebnis gefertigt oder gekauft worden sein, so das
Artefakt, oder es kann seinen Weg vermeintlich zufällig gefunden haben, so das Überbleibsel.
Beiden Fällen gemein ist jedoch, dass Artefakte und Überbleibsel nicht aus sich heraus eine
Erinnerungsfunktion haben, sondern diese ihnen in einem erinnerungsstiftenden Akt erst
zugewiesen werden muss.
Dieses Verfahren der Gründung eines Andenkens wird dann besonders augenscheinlich, wenn Abfall
den Status eines Andenkens erhält. Dem normalen Besucher verborgen, in Geheimfächern an den
Skulpturen-Nischen seiner Bibliothek, verwahrte Fürst Franz von Anhalt-Dessau spröde Objekte, vor
allem Steine, die er seit 1748 gesammelt hatte.33 (Abb. 16) Die Fundstücke liegen in seinen Reisen ebenso wie im heimischen Wörlitzer Garten. Innerhalb der Kästen aber auch auf den
Objekten selbst brachte der Sammler Beschriftungen an wie: „mitgebracht", „von mir gesammlet",
„aufgehoben worden", „gefunden worden", vielfach nur „gefunden", die das Objekt als
persönliches Fundstück identifizieren. Zu sehen sind ein Lavabrocken vom Vesuv, Bronzefunde aus
Rom und Neapel, Mosaiksteinchen aus Herculaneum, eine fossile Muschel aus dem Englischen
Garten in Stowe, ein sogenanntes „Marienglas", das beim Abriss des alten Wörlitzer Schlosses im
Fundament geborgen wurde, ein Geschosssplitter aus Prag, ein Stein vom Grabe Vergils. Die
Grenzen zwischen erdgeschichtlichen, archäologischen, kulturgeschichtlichen und
lebensgeschichtlichen Erinnerungsstücken sind deshalb nicht zu ziehen, da es dem Fürsten
offensichtlich wichtig war, dass alle Objekte von ihm selbst gefunden, nicht selten heraus
gebrochen waren. Ließ er vergleichbare Übergriffe auf seine Wörlitzer Gärten in der Parkordnung
ausdrücklich verbieten, so bilden sie doch - neben den umfänglichen Ankäufen
kunsthandwerklicher Souvenirs - einen wichtigen Teil seiner eigenen Erinnerungspraxis.34
29 Vgl. dazu den Vortrag von Natascha N. Hoefer „Goethes ‚Marienbader Elegie': Zu einem Sammelstück Poesie des Andenkens", den sie am 7. Februar 2003 im Rahmen der Tagung „Goethe als Sammler" (Veranstalter: SFB 482 „Ereignis Weimar-Jena") in Weimar gehalten hat.
30 Arnim 1989, Bd. 1, S. 402-405.
31 Storm 1992, Bd. 1, S. 358. 32 Goethe 1989, Bd. 10, S. 410.
33 Diese persönliche Sammlung des Gartenfürsten wurde im Zusammenhang mit einer wissenschaftsgeschichtlichen
Ausstellung aufgearbeitet: Sammeln um zu bilden 2004, Kat.-Nr. 21, S. 64-67. 34 Der Zusammenhang wurde von Christiane Holm in einem Vortrag „Andenken und Eingedenken: Erinnerungsstücke an Wörlitz" anlässlich der Jahrestagung der Dessau-Wörlitzer-Komission "Besucher in Dessau-Wörlitz. Zeitgenössische
Wahrnehmung und Mythisierung" am 25. September 2004 vorgestellt. Zum Themenkomplex dingliche Erinnerung im Garten vgl. auch Ananieva 2006.
Intermedialität
Durch die Verschiebung des Erinnerungsobjekts von dem verhältnismäßig klar umrissenen
Gegenstand etwa eines Heiligtums, einer Person oder eines Ortes zu einer intimen Geschichte
verändert sich auch die Bebilderung und Beschriftung des Souvenirs. Das Andenken zeichnet sich
durch eine sehr hohe Sensibilität für das intermediale Wechselspiel von Text, Bild und Ding aus.
Häufig finden sich solche Formen, die nach dem Quodlibet-Prinzip einzelne Schrift- und Bildstücke
zu neuen Texturen verdichten. So berichtet ein 1823 datiertes, durch oder für Robert Theer
gefertigtes Arrangement mit Ausflugsansichten, Spielkarten, Blumengrüßen und leicht angebrannten
Notenblätter von heiteren Kunst- wie Alltagsgenüssen. Innerhalb dieses Potpourri erscheint die
Trias Glaube-Liebe-Hoffnung grafisch hervorgehoben und spricht den Erlebnisresten einen lebens-
sinnvollen Zusammenhang zu. (Abb. 12 im Beitrag Oesterle)
Besonders auffällig ist, dass nicht nur die Bildlichkeit, sondern verstärkt auch die Materialität der
Andenken einbezogen wird, so wie bei den oben genannten Revolutionsmedaillen aus den
Eisenketten der Bastille. Eine beliebte Form findet sich in solchen Andenken, die die Dauerhaftigkeit
des Materials mit dem Gedächtnis korrelieren. So etwa eine Meißener Deckeltasse um 1805 mit der
zwei geteilten Aufschrift „Zerbrechliches Andenken" (Deckeltasse) „dauerhafter Freundschaft"
(Untertasse). (Abb. 17) Dieses Andenken behauptet die höhere Stabilität des ideellen Gegenstandes
gegenüber der fragilen Materialiät des Mediums. Anders hingegen eine Wiener Freundschaftstasse
mit einem Hahnenbildchen um 1820, auf der Untertasse kommentiert mit: „Unsere Freundschaft /
wird besteh'n / Bis dieser Hahn be= / ginnt zu kräh'n." (Abb. 18) Dieser Verweis funktioniert
zunächst andersherum, denn da eine Tasse kein Hahn ist, wird sie auch nicht krähen und steht
folglich mit ihrer Materialität für die Dauerhaftigkeit der Freundschaft ein. So wie die Tasse aber
implizit immer auch für Zerbrechlichkeit steht, so erinnert auch der Hahn an die Zerbrechlichkeit
der Freundschaft, konkret an den biblischen Freundschaftsverrat des Petrus, der dies selbst auch
für unmöglich hielt, und es dennoch geschah, bevor der Hahn drei mal krähte.35 Fungiert der Text in beiden Tassen in erster Linie als Kommentar, so kann das Verhältnis der
aufgebrachten Worte mitunter auch eine performative Dimension annehmen: Die Aufschrift „Aus
Achtung" ziert ein geradezu monumentales mit Seidengaze ausdekoriertes Blumenkissen um 1810.
(Abb. 19) Der lakonische Zwei-Wort-Satz lässt sich auf die Fertigung oder Übergabe des
Prunkstückes beziehen, die eben „aus Achtung" für die Empfängerin oder den Empfänger
geschahen. Vice versa kann er auch als Nutzungsanweisung gelesen werden, „aus Achtung" soll
man sich darauf betten – versprechen die starren Kunstblumen auch keine allzu große
Bequemlichkeit. Die Aufschrift kann aber genauso direkt auf das voluminöse Kissen bezogen
werden, das zum Bersten „aus Achtung" besteht. Und es könnte schließlich auch als Sprechakt
des Kissens verstanden werden, das „aus Achtung" die Bühne des Heimeligen betritt. Die
Spannung zwischen Text und Ding entsteht dadurch, dass die Ethos-Formel in eine merkwürdige
Spannung zum wohlig-selbstzufriedenen Habitus des Kissens gerät.
35 Wiewelhove 2005, Kat.-Nr. 116, S. 62.
Das raffinierte Wechselspiel mit Analogien oder Spannungen zwischen Machart oder Materialität des
Andenkens und der Struktur des Angedachten oder der Art und Weise des Andenkenaktes scheint
ein typisches Kennzeichen der neuen Andenken zu sein, die ihre Zeichenpraxis selbst zum
Gegenstand des Andenkens machen.
Der erinnerungsstiftende Akt, ob nun der Fund, die Fertigung oder der Kauf, der ein Ding zum
Andenken macht, erfolgt selten als isolierbare Bedeutungszuweisung, sondern er ist meist selbst in
den Erinnerungsprozess verwickelt. Jedes Andenken hat eine Gründungsszene, einen narrativen
Kern, es basiert auf einer unsichtbaren Geschichte. Und diese Geschichte muss dem stummen
Andenken-Ding im Akt des Andenkens permanent zurückerstattet werden, um seinen Status
aufrecht zu erhalten. Diese Einsicht in die Unlesbarkeit des Andenkens bringt prinzipielle Probleme
für die museale Präsentation. Spätestens wenn jedweder Abfall ein Andenken sein kann, wird
offensichtlich, dass das Andenken sich eben nicht selbst ausspricht. Die mit der Isolation in den
Vitrinen einhergehende Ent-Kontextualisierung, die Behandlung des Andenkens als reines Ding,
kann zwar sogar Abfall eine auratische Qualität verschaffen, seine Funktion als Andenken jedoch
lässt sie im Dunkeln. Auch ist es selten möglich, die Geschichten zu rekonstruieren, so dass man
sie gegebenenfalls in Textform mitreichen könnte. Wie schon an Byrons Bettvorhang
problematisiert, scheint es wichtiger, die narrative Verfasstheit des intimen Andenkens an sich
aufzuzeigen. Folglich sind gerade solche Objekte interessant, die selbst ein Stück ihrer
Gründungsszene erzählen. Bei Sophie von Laroches ab den 1770er Jahren gepflegten
Andenkensammlung handelt es sich um solch ein Erinnerungsgefüge, das, ähnlich wie die
Steinsammlung des Fürsten Franz, die Gründungsszenen verschriftlicht.36 (Abb. 20) Werden diese Gründungsszenen bei Fürst Franz lediglich verzeichnet, so werden sie bei Sophie von Laroche
pointiert erzählt: Die einzelnen Andenkenobjekte sind in ihre Andenkengeschichte eingewickelt. Auf
anschauliche Weise macht dieses Ordnungssystem deutlich, dass die an sich unansehnlichen
Objekte: Erdbröckchen, Metallspäne, Pflanzenteile, Textilfragmente, aber auch die seriell gefertigten
Billets nur über ihre intimen Geschichten funktionieren, die Geschichten vom Besuch von
Rousseaus Grab, von dem Fund eines Geschosssplitters in Friedenszeiten, von einer tiefsinnigen
Unterredung unter einem Baum und dergleichen mehr.
Performativität
Der Begriff des Andenkens trägt das Doppelte von Ding und Tun schon in sich. Folglich gilt es bei
den Andenken-Objekten immer auch deren Handhabung bei der Gründung sowie bei deren
beständiger Aktualisierung einzubeziehen.37 Interessanterweise finden sich solche szenisch-
36 Kölsch/Maisak 2002, Kat.-Nr. 89, S. 112-114. 37 Gerade das Segment der Denkmalforschung muss, wie Manfred Pfister kürzlich zeigte, um die Performativität seines Gegenstandes erweitert werden: Ein Denkmal kann nur als solches funktionieren, wenn es in einem
performativen Akt als solches eingesetzt und (re)aktualisiert wird. Dieser Zugriff lässt sich ebenso für die miniaturisierte Seite des kollektiven Denkmals, für das intime Andenken, übernehmen. Manfred Pfister: Shakespeare's
gestischen Momente häufig auf Andenken angebracht. Eine Berliner Porzellandose um 1780 mit
purpurrosa Fond und einem küssenden Puttenpaar auf dem Deckel präsentiert sich als Liebesgabe.
(Abb. 21) Auf der Innenseite findet sich die Szene einer Andenkenstiftung: An einem
Toilettentischchen schneidet sich eine Dame mit ungepudertem Haar für ihren Kavalier mit
gepuderter Perücke eine Locke aus ihrem Zopf. Dargestellt ist der Moment des Schnittes, eine
Szene, die Dolf Sternberger rückblickend als Schlüsselstelle des „theuren Andenkes" bezeichnet.38 Die Literatur des 19. Jahrhunderts birgt viele solcher Schnitt-Szenen und fokussiert damit den
Umschlagspunkt, in dem das Haar vom Körperteil in ein Artefakt, vom Naturzeichen in ein
Kulturzeichen überführt wird. Einerseits ist eine Locke ein Körperteil, andererseits ist sie bereits mit
dem Schnitt, also der Trennung vom Körper, der kulturellen Formung überantwortet. Zugleich ist
erst mit dem Schnitt eine Zeitstruktur installiert, die das Haar punktuell als vergangenen
Zeitabschnitt definiert.
Die Geste des Andenkens scheint vornehmlich ein weibliches Geschäft und ist motivisch eng mit
den Trauer- und Melancholie-Darstellungen verbunden.39 Dass sich das Motiv der versunkenen
Andenkerin in der Miniatur verselbständigen konnte, bezeugt etwa eine Figur des sitzenden
Mädchens mit Bildnismedaillon aus der Manufaktur Höchst. (Abb. 22) Ein besonders raffiniertes
Beispiel besteht in der Darstellung der beiden Seiten des Andenkens auf den zwei Seiten eines
englischen Medaillons aus den 1790er Jahren: Vorderseitig ist eine Andenkende zu sehen, die ein
Silhouettenmedaillon betrachtet und die durch die im Hintergrund befindliche Urne zugleich als
Trauernde ausgewiesen ist. (Abb. 23)Das „Medaillon im Medaillon" rekurriert farblich auf die Rückseite, in der eine rautenförmig geflochtene Haareinlage angebracht ist.40 Der Erinnerungsakt
ist mit dem Erinnerungsstück verknüpft, die Performativität des Andenkens auf die Materialität des
Andenkens bezogen.
Findet sich die performative Dimension des Andenkens hier selbst ins Bild gesetzt, so gibt es auch
Beispiele, die durch gewisse Mechanismen ihre Handhabung vorgeben, wie z.B. die unten
genannten Objekte mit doppelten Böden. Ein besonders eindrückliches Beispiel besteht in dem
faszinierenden Spiegel-Andenken aus der Sammlung des Mario Praz, überliefert als Geschenk der
Paolina Borghese an ihren Bruder Napoleon. (Abb. 24) Der Betrachter ist im Bild und findet sich
von bacchantischen Weinranken mit Puttengewimmel bekränzt. Oben eingraviert findet sich der Satz
„Salute Paolina"– die abwesende Paolina hat dem Gegenüber zum Gruße einen Kranz aufgesetzt.
Was der Andenkende sieht, ist nicht Paolina, sondern sich selbst, wie er ihrer gedenkt.
Memory: Text – Bilder – Monumente – Performances. Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des Sonderforschungsbereichs 434 „Erinnerungskulturen" an der Justus-Liebig-Universität Gießen am 14. Februar 2006.
38 In einem kurzen Essay „Das teure Andenken" würdigt Dolf Sternberger das Souvenir als zentrale Erinnerungsform
des 19. Jahrhunderts. Dabei entfaltet er seine Analyse entlang der Lektüre eines der meistverkauften Romane seiner Zeit, Harriet Beecher Stowes „Onkel Toms Hütte" (1852): Ein Mädchen schneidet sich auf dem Totenbett einige Locken ab und überreicht sie den anwesenden Angehörigen. „[D]arum also ist das teure Andenken so teuer", argumentiert
Sternberger, „weil es die süßen Empfindungen schmerzlich wiederholen und die längst getrockneten Tränen noch einmal fließen läßt". Sternberger 1978, S. 70. 39 Die Ikonographie der Trauer wurde, wie Ellen Spickernagel gezeigt hat, entsprechend der neuen Arbeitsteilung der
Geschlechter Ende des 18. Jahrhunderts an den weiblichen Körper gebunden. Spickernagel 1989. 40 Zick 1980, S. 155.
Schließlich gibt es auch solche Andenken, die durch Gebrauchs-, Zerstörungs- oder
Ergänzungsspuren Momente ihrer konkreten Handhabung mittransportieren. Als anschauliches
Zeugnis einer damnatio memoriae kann ein Tabaksbeutel aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts dienen, ein Klassiker der weiblich-häuslichen Andenkenproduktion, der eben nicht
vollständig, sondern nur partiell zerstört, aber weiter verwahrt wurde. (Abb. 26) Herausgeschnitten
wurde der weibliche Rumpf des pittoresken Paares und auf der rückseitigen emblematischen
Anordnung die Flamme des Herzens, nicht das Herz selbst. Es war also offenkundig weniger ein Akt
des Vergessens, der sich konsequenter in der völligen Zerstörung des Tabakbeutels hätte
inszenieren lassen, als vielmehr die Umwidmung von einer positiven in eine negative Erinnerung.
Ein berührendes Beispiel für die Erweiterung eines Andenkens besteht in einem Familienfoto, in das
ein Bild des verstorbenen Kindes postum hineingeklebt wurde. (Abb. 25) Es handelt sich um ein
Erinnerungsbild im Erinnerungsbild, die Familie will sich als eine erinnern, die das verstorbene Kind
erinnernd präsent hält.
Die erkannte prinzipielle Unlesbarkeit des Andenkens für Uneingeweihte verleiht ihm seit der
Empfindsamkeit gerade seine besondere Poesie. Diese besteht in dem besonderen Spiel von
Verhüllen und Enthüllen, das häufig in der Handhabung der Andenken vorgegeben ist, die geöffnet,
umgedreht oder ausgewickelt werden können wie die Brief-Porzellandose, die Rückseite des
Medaillons oder die beschrifteten Papierchen, die das eigentliche Objekt verstecken. Indem sie ihr
Zentrum dem Blick entziehen, arbeiten solche Andenken explizit mit der Dialektik von Zeigen und
Verbergen, von Außen und Innen oder Vorder- und Rückseite. Das gilt insbesondere für die schon
genannte Objektgruppe, die Körperfragmente zeigen, die sich nicht eindeutig einer Person
zuordnen lassen und dabei exponieren, dass sie etwas verheimlichen. Daneben gibt es auch solche
Objekte, die den Mechanismus von Verhüllen und Enthüllen tatsächlich verstecken. Das zeigt etwa
ein deutscher Trauerring von 1825, in dessen Hohlraum Haare eingelagert sind. (Abb. 27) Nur die
Eingeweihten wissen um die kostbare Füllung und verstehen diese freizulegen. Eine ganze Gruppe
besteht den vielgestaltigen Biedermeier-Billets, die über Klapp-, Falt-, Hebel-, Zugmechanismen
oder über andere Lichtverhältnisse weitere bildliche und schriftliche Nachrichten preisgeben. Ein
schönes Beispiel dafür ist ein Wiener Zugbillet von 1818, das für die geheime Mitteilung förmlich
erst die Augen öffnet. (Abb. 28) Auch der Fächer, an sich schon - das dokumentiert die
Fächersprache41 - ein erotisches Requisit beim Verhüllen und Enthüllen der Mimik, beim Spiel von Abweisung und Zuwendung, potenziert diese Grundfigur noch durch den Mechanismus des
Schließens und Öffnens. (Abb. 31)
In diesen Bereich fallen auch die zahlreichen Geheimsprachen wie die der Blumen, die sich nicht
zufällig parallel zur Andenkenmode entwickelte. Einerseits werden Freundschafts- und Liebeschiffren
zu einem erfolgreichen Segment des Buchmarktes und erhalten so eine gewisse kollektive
Lesbarkeit, wie sie etwa die Neuruppiner Bilderbögen um 1850 popularisieren. (Abb. 1) Andererseits
41 vgl. Weiß 1919; Kammerl 1989.
finden sich auch komplizierte Rebusse, wie ein Dilettanten-Aquarell von 1830: Rosenranken lassen
auf ein Liebesandenken schließen, der Schriftzug scheint auf den ersten Blick „Love" zu zeichnen.
Bei genauem Hinsehen sind es jedoch nur drei Buchstaben: „L N D" – gesprochen „Elende" und
hinter dem schablonierten Liebeszeugnis tritt ein persönlicher Vorwurf hervor. (Abb. 29)
Die Literatur seit der Empfindsamkeit und schließlich die des gesamten 19. Jahrhunderts scheint
bei genauerer Lektüre ein vollgestopftes Magazin von Andenken zu sein. Auffällig ist, dass die
Literatur umgekehrt direkt in die Andenkenformen hineinwirkte. Ein Beispiel wurde eingangs schon
genannt, in dem die Literatur eine Sache überhaupt erst andenkenwürdig macht: Durch literarisch
überformte Reiseberichte von empfindsamen Schweiztouristen wurde das Grabmal einer völlig
unbekannten, jung im Kindbett verstorbenen Pfarrersfrau so berühmt, dass der Besucherstrom mit
Andenken versorgt werden konnte.
Doch auch der umgekehrte Fall ist denkbar, dass rein fiktive Andenken ins Dingliche überführt
werden. Das Dichterpaar Johann Georg Jacobi und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, das mit seinem
literarischen Briefwerken als Garant der neuen ‚Sprache des Herzens' gehandelt wurde, entwarf
1769 in einem öffentlichen Brief eine Freundschaftsgabe, die sogenannte Lorenzo-Dose, die nach
einer fiktive Tabakdose aus Laurence Sternes A Sentimental Journey Through France and Italy (1768) gefertigt wurde. Schon zehn Tage nach Veröffentlichung des Briefes ging das realisierte
Roman-Andenken gegen den Willen seiner ‚Erfinder' in Serie und wurde zum Inbegriff der
Freundschaftsgabe schlechthin.42
Wie fabulierlustig das Andenken ist, kann die Fortschreibung eines Romans im Rahmen eines
Andenkens belegen. Der epochemachende Leittext der „Sprache des Herzens", Goethes Werther, ist zwar voller Liebes-Andenken, lieferte aber für den dramatischen Ausgang kein markantes
Erinnerungsstück. Dafür tauchte plötzlich auf Memorialschmuck die ungeschriebene Szene von
Lotte am Werthers Grab auf, die das Grabmotiv mit dem der Liebesumarmung, genauer: der
Umarmung des Buches von der unterlassenen Liebesumarmung, verbindet.43 (Abb. 30)
Das Andenken, so ist resümierend festzuhalten, erhält seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert
unter den Bedingungen einer inflationär wachsenden Dingkultur, empfindsamer
Kommunikationsformen, einer von der Erfahrung der Beschleunigung sich ändernden Vorstellung
vom Gedächtnis sowie ästhetischen Debatten um die Zeichenhaftigkeit der Artefakte sein
modernes Gepräge. Es ist durch Intermedialität, Narrativität, Performativität, Fiktionalität und eine
spezifische Poesie von Verhüllen und Enthüllen strukturiert und zeichnet sich durch einen hohen
Grad an medialer Selbstreflexion aus.
42 Aurnhammer 2004.
43 Diese Szene ist, wie Gisela Zick nachweisen konnte, 1783 zuerst als Kupferstich in London belegt und wird fortan auf Memorialschmuck übertragen. Zick 1980, S. 142-145.
Neuruppiner Bilderbogen, 1854/55
Neuruppin, Bilderbogen-Dokumentationszentrum 2. Ehrende Erinnerungsgabe von Pierre-François Palloy an jeden Volksvertreter im Thermidor des Jahres III der Republik
Aquatinta gedruckt von Depouille, Juli 1795 Paris, Musée Carnavalet, Inv.-Nr. G.22057 darunter in gemeinsamen Passepartout eingelassen:
Thévenon nach Pierre-François Palloy: „Hommage de P.F.P. à chaque représentant du peuple, en Thermidor l'an 3me de la République française" (Vorderseite) – „Les 9 et 10 Thermidor le Sénat Français a été reconnu bien mériter d'un Peuple libre. Ce fer vient des barreaux de la maison de Force. Palloy Patriote" (Rückseite)
Unsignierte Eisenmedaille, Juli 1795 Paris, Musée Carnavalet, Inv.-Nr. ND 548 Foto: Bildarchiv Rolf Reichardt
3. Manufaktur Niederweiler
Miniaturnachbildung des Grabmahls der M. Langhans in Hindelbank (Original v. J. A. Nahl d. Älteren), 1807 Biskuit-Porzellan, schwarz-weiß marmorierter Rahmungsblock Schloß Harburg, Fürstlich Oettingen-Wallerstein'sche Sammlungen, Inv. Nr.: II.10.20b. Nach: in: Stadie-Lindner 1991,
Abb. 37, S. 406 4.
Ballonfahrt von Marie Madleine Blanchard, 1817
Metallstich, Heißnadelverfahren, Grafik, vergoldeter Spiegel Rom, Galeria Nazionale d´Arte moderna, Museo Mario Praz, Inv.Nr. 96
Foto: Antonio Idini, Rom
Niederlande Kolorierte Fassvorlage mit der niederländischen Widmung „Uit Liefde" (Aus Liebe), o. J.
Schwäbisch Gmünd, Museum und Galerie im Prediger
6. Anton Kothgasser (1769 Wien – Wien 1851)
Zwei Becher, um 1815
Farbloses Glas mit Transparenzmalerei, Silberätzung und Vergoldung
Oben: Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr.: Gl. 495
Unten: Wien, Museen der Stadt, Inv. Nr. 116.472 7.
Manufaktur Ludwigsburg, 1789
Zimmerdenkmal mit Portraits der Familien von Johann Friedrich Kauffmann (1736 – 1809)
Frankfurt, Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, Inv. Nr. 5512 Foto: Axel Schneider, Frankfurt
Tasse mit Unterschale: „Symbole de mon amité / et de mon attachement", 1804-1815
Bielfeld Museum Huelsmann, Sammlung Homann, Inv. Nr. HoTa 129
Fußbecher mit Freundschaftsallegorie, 1815-1825
Glas, bemalt Frankfurt, Museum für Angewandte Kunst Frankfurt, Inv. Nr. 6329, 6330
Foto: Rudolf Nagel, Frankfurt 10.
Manufaktur Höchst Tasse mit Untertasse, um 1780/90 Porzellan
Frankfurt, Goethe-Museum, Inv. Nr. IV-525 und 525 a
Manufaktur Meißen
Dose in Form eines Briefes, um 1750-55
Porzellan, Goldmontierung, ziseliert mit Wellenbändern, weiß glasiert
Zürich, Privatsammlung. Nach: Beaucamp-Markowsky 1985, Kat. 119, S. 164 12.
Berlocken (Uhrenkette), um 1800 Köln, Museum für Angewandte Kunst
Haarbild, datiert 1864 Schwarzer Holzrahmen, Hohlglas, Haareinlage zwei geflochtene Haarzöpfe auf Opalglas, Inschrift aus Haar „Marie 21. Jun 1864"; Rückseite: Herstellerwerbeschild „Haarbildner"
Rastede, Sammlung Alfred A. Peters, Inv. Nr. 2-070 14.
Deutschland Haararmband mit Augenbildnis, Haararmband der Auguste Amalie von Leuchtenberg (1788-1851), um 1823 Armband aus geflochtenem dunkelbraunen Haar, als Mittelstück ein Ovalmedaillon mit Miniaturmalerei auf Elfenbein unter
Glas, Rahmung aus gegossenem Gold Stockholm, The Royal Collections, Inv. Nr. MR 471 Foto: Alexis Daflos, Stockholm
15. Deutschland
Geschlossenes Haararmband mit Haarrosette, um 1850 Haare in Klöppeltechnik, drei umeinander gedrehte Hohlschläuche (Löcherschlag)
Rastede, Sammlung Alfred A. Peters, Inv. Nr. 20-015
Bibliothek des Wörlitzer Schlosses, Ansicht der Nordseite
Holzkästen mit Gesteinsproben, ab 1748
Eiche, Messingbeschlag Schloß Wörlitz, Bibliothek, Inv. Nr. G 4469 gr 2°/53967
Foto: Heinz Fräßdorf
Manufaktur Meißen Porzellandose mit Unterteller, 1805-1810
Porzellan, Inschrift „zerbrechliches Andenken" (Deckeltasse) / „dauerhafte Freundschaft" (Unterteller)
Köln, Museum für Angewandte Kunst, Inv. Nr. E 5706
Wien Tasse mit Unterschale: „Unsere Freundschaft / wird besteh'n / bis dieser Hahn be- /ginnt zu kräh'n.", 1822-1819
Bielfeld Museum Huselmann, Sammlung Homann, Inv. Nr. HoTa 116
Foto: von Uslar Fotodesign, Bielefeld
Kissen mit Aufschrift „Aus Achtung"
München, Stadtmuseum
Maria Sophie von La Roche (geb. Gutermann) (1730 Kaufbeuren - 1807 Offenbach a. M.)
Andenkensammlung: 33 Papierbriefchen, jeweils handschriftlich beschriftet, darin eingewickelt verschiedene Objekte Frankfurt, Goethe-Museum, Inv. Nr. IV-1963-12
Dose mit amourösem Dekor, um 1780
Porzellan. Vergoldete Kupfermontierung, weiß glasiert. Malerei im Deckel überwiegend in feinster Tüpfelmanier Privatsammlung. Nach: Beaucamp-Markowsky 1985a, Kat. 274 S. 334 22. Höchst Modell von Johann Peter Melchior (?) (1742 Lintorf – München 1825)
Sitzendes Mädchen mit Bildnismedaillon, um 1775 Porzellan Köln, Museum für Angewandte Kunst, Inv.-Nr. E 3692
Medaillon mit Miniatur, Ende 18. Jh. Vorderseite: Unter Glas in Miniaturmalerei auf Elfenbein
Rückseite: Unter Glas rautenförmig geflochtenes hellbraunes, leicht rötliches Haar. Breiter dunkelblauer transluzider
Emailrahmen Privatbesitz
In der Manier Giuseppe Maria Boncanigos (Maniera del Boncanigo)
Paolina Borgheses Spiegel für Napoleon: "Paulina grüßt Dich", erstes Drittel 19. Jh. Gravierter Spiegel, Holzschnitzerei; Gravierung: „Salute Paolina" und Wappen Rom, Galeria Nazionale d´Arte moderna, Museo Mario Praz, Inv. Nr. 290
25. G. Prinz, Freiburg
Familienfoto mit eincollagiertem Kind, um 1890 Privatbesitz 26. Schwäbisch Gmünd Tabakbeutel, letztes Drittel des 18. Jh.
Glasperlen, Rocailles, Baumwollgarn, Kordel, Glanzhäkelgarn; Gmünder Filigranknopf mit Glassteinen; Taftfutter Schwäbisch Gmünd, Museum und Galerie im Prediger, Inv. Nr. JEA 2464 27. Schweiz
Fingerring, Anfang 1800
333 Gold, U-Profil mit geklöppelter Haareinlage, zwei bewegliche Schutzklappen Rastede, Sammlung Alfred A. Peters, Inv. Nr. 2-022
Wien Johann Adamek (1774 Policka, Böhmen-1840 Wien)
Zugbillet, um 1815
Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Inv. Nr. HB 50396
Buchstabenrebus, um 1820-1830
Wien, Privatbesitz Fritz Weninger. Nach: Weninger 1977, S. 96, Abb. 35 30. Ring: Lotte vor Werthers Grab, o. J.
Autographenfächer, 1880
Gestell: Holz, naturalisiert; Deckstäbe: Bambus, mit Silberringen; Blatt: Seide, doppelt
Bielefeld, Deutsches Fächer Museum, Barisch Stiftung
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IASGO HPB AND GI ONCOLOGY POST-GRADUATE COURSE 56 STRATEGIES FOR DIFFERENTIATING XANTHOGRANULOMATOUS CHOLECYSTITIS FROM GALL BLADDER CARCINOMA- A TERTIARY CARE CENTRE EXPERIENCE Authors: Kishore Rajaguru1, Samiran Nundy2 1Jurong Health, 2Sir Gangaram Hospital Abstract: Aim Xanthogranulomatous cholecystitis (XGC) mimics Gallbladder carcinoma (GBC) in both preoperative and intra-operative settings and the patient may undergo an unnecessary radical cholecystectomy which is associated with a greater morbidityrather than a cholecystectomy alone.We postulated that a pre-operative diagnosis of XGC might benefit patients by avoiding radical procedures and attempted to identify the features of XGC which would differentiate it from GBC before and during surgery. Methods All the patients who underwent gall bladder related operations (benign and malignant),over a period of 5 years from 2010 to 2014 were reviewed in a tertiary centre hospital in Delhi, India.After the histopathological reports the patients were placed into two groups - those with XGC and GBC.The following parameters were recorded–clinical features,biochemical and radiological findings including the presence of gall stones, common bile duct (CBD) stones,focal or diffuse wall thickening of the GB,the presence of intramural bands or nodules in the wall, lymph node enlargement,mucosal enhancement,and the status of the interface between the liver bed and gall bladder. A comparison was made between the groups. Results Patients with a long history of recurrent abdominal pain and who on imaging were found to have a diffusely thickened gall bladder wall, with cholelithiasis, choledocholithiasis and submucosal hypoattenuated nodules were likely to have XGC while those with anorexia,weight loss,focal thickening of the gallbladder wall on imaging and dense local organ infiltration were more likely to have GBC. The presence of lymph nodes on imaging and the loss of a fat plane interface between the liver and gallbladder were not differentiating factors. Conclusion The differentiation of XGC and GBC pre-operatively remains a challenge but is possible via certain clinical and imaging characteristics.However the definitive diagnosis still remains a frozen section histopathological examination to avoid a radical resection in patients who have a benign condition.